Corona-Maßnahmen Auch als „Hotspot“ keine andere Regelung

Trotz hoher Inzidenzen im Haßbergkreis fallen auch hier am Sonntag Masken und Beschränkungen. Ausnahmen könnte es nur dort geben, wo das Hausrecht greift.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Die Masken fallen am Sonntag, auch im Landkreis Haßberge, der kürzlich noch die Inzidenz-Tabelle angeführt hat. Eine landkreisweite Regelung wird es nicht geben. Foto: NP Archiv/René Ruprecht

Wer hätte gedacht, dass eine Inzidenz von 2965,3 einmal eine positive Meldung sein würde: Mit diesem vom Robert-Koch-Institut (RKI) am Mittwoch vermeldeten Wert rutscht der Landkreis Haßberge wieder unter die 3000er-Marke – endlich, nachdem der Landkreis zwischenzeitlich sogar die Liste der Hotspots in Deutschland angeführt hatte. So richtig Grund zur Freude geben die Zahlen aber dennoch noch nicht, wie Landrat Wilhelm Schneider (CSU) im Gespräch mit der Neuen Presse gesteht. Vorsicht sieht der Kreischef weiter angesagt, auch wenn ab Sonntag nahezu alle Vorsichtsmaßnahmen und Beschränkungen wegfallen. Das Infektionsgeschehen im Landkreis ist weiterhin hoch, vor allem in Kindergärten und Schulen, aber auch am Arbeitsplatz.

Nach der Werbung weiterlesen

Eine Möglichkeit zu einer Sonderreglung für seinen noch immer stark betroffenen Landkreis sieht der Landrat aber nicht. Nach neuer Regelung liegt es am Freistaat, ob er sich bzw. seine Landkreise als Hotspot einstuft. Voraussetzung wäre, dass der jeweilige Landtag für eine Stadt, eine Region oder das ganze Bundesland die „Gefahr einer sich dynamisch ausbreitenden Infektionslage“ feststellt und womöglich eine Überlastung der Gesundheitsversorgung droht. Bayern lehnt eine Umsetzung dieser Regel aber ab, wie das Kabinett am Dienstag bekannt gab. Und: „Wir selbst als Landkreis können keine Allgemeinverfügung erlassen“, so Wilhelm Schneider.

Anders sieht es dort aus, wo das Hausrecht greift. So hat etwa der Landrat für sein Landratsamt weiterhin eine Maskenpflicht in geschlossenen Räumen angeordnet. Gesundheitsminister Karl Lauterbach hatte ebenso an Supermärkte appelliert, von ihrem Hausrecht Gebrauch zu machen und die Maskenpflicht in ihren Räumlichkeiten noch nicht abzuschaffen. Die großen Discounter haben jedoch bereits durchblicken lassen, sich nicht den schwarzen Peter zuschieben zu lassen, sondern sich an die geltenden gesetzlichen Regelungen halten zu wollen.

Man setzt auf Eigenverantwortung, außer dort, wo vulnerable Gruppen konzentriert betroffen sind, wie in Pflegeheimen. Hier gilt weiterhin die Testpflicht. In den Haßberg-Kliniken setzt man sogar weiterhin angesichts der anhaltend hohen Infektionszahlen auf ein generelles Besuchsverbot der Häuser in Ebern und Haßfurt. Aktuell gebe es 35 Corona-Patienten, die stationär in Kliniken der Region behandelt werden müssten, drei davon intensivmedizinisch, wie es am Mittwoch aus dem Landratsamt heißt. Zwei der sechs Intensivbetten der Haßberg-Kliniken sind derzeit mit einem Covid-Fall belegt, beatmet werden muss glücklicherweise niemand.

Die hohen Fallzahlen belasten vor allem auch das Gesundheitsamt, das um Verständnis bittet, wenn Telefonate und E-Mails mit Verspätung beantwortet werden. So dauert beispielsweise der Versand von Isolations- beziehungsweise Quarantänebescheinigungen, die vom Arbeitgeber zur Geltendmachung von Entschädigung für ausgefallene Löhne gefordert werden, aktuell vier bis fünf Werktage. Zur ohnehin hohen Arbeitsbelastung kommt auch in der Behörde selbst eine höhere Anzahl an Coronaausfällen, wie der Landrat bestätigt. Und auch die Ankunft der ukrainischen Flüchtlinge hält das Gesundheitswesen auf Trab – und das gilt nicht (nur) an womöglich fehlenden Corona-Impfungen. Auch die Masern-Impfung bräuchte es zu einem hiesigen Kita-Besuch, außerdem stehen vereinzelt TBC-Tests an. Eine Ausnahmesituation, weiterhin. Auf Unterstützung der Bundeswehr, die schon einmal so hilfreich unter die Arme gegriffen hatte, muss der Landkreis jedoch voraussichtlich weiter verzichten. „Wir wissen nicht, wie sich der Konflikt in der Ukraine weiter entwickelt“, sagt Landrat Wilhelm Schneider, „ich gehe aber davon aus, dass die Bundeswehr gerade andere Aufgaben hat“.