Coburg - Die Uhr zeigt Viertel vor sieben, als die Stimmung zu kippen droht. Etwa 450 Menschen stark ist der Protestzug, der sich an diesem Montagabend in mittlerweile gewohnter Manier durch die Coburger Innenstadt schlängelt. Ausgangs- und Endpunkt: der Schlossplatz. Eine Handvoll Polizisten will in der Spitalgasse einen Mann aus der Menge ziehen, der über einen Lautsprecher, festgezurrt auf einem Sackkarren, den Gegnern der staatlichen Corona-Maßnahmen einheizt. „Wir stehen auf, wir sind das Volk“, dröhnt es daraus. Oder: „Für die Kinder, gegen die Manipulation“. Die Beamten wollen seine Personalien aufnehmen; ringsum formieren sich sogleich Demonstranten, es sind mehrere Dutzend. Die Straße ist eng. Sie bilden ein U um die Polizisten, pfeifen, zücken ihre Smartphones, als wären es Waffen. Ein Mann reckt die Mittelfinger. Ein anderer wedelt mit einer Regenbogenfahne. Einer brüllt den Beamten ins Gesicht. Dann setzen die Sprechchöre ein: „Schämt euch, schämt euch, schämt euch!“