Corona-Warn-App Wenn das Handy Alarmstufe Rot zeigt

Pia Bayer

Die Corona-Warn-App tut, was sie soll – und das wegen der Omikron-Variante immer häufiger. Auch in den Haßbergen sehen immer mehr Handys rot.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Wegen der höheren Inzidenzen durch die Omikron-Variante werden die roten Warnmeldungen in den nächsten Tagen und Wochen sehr wahrscheinlich noch zunehmen. Foto: picture alliance/dpa/Julian Stratenschulte

Kreis Haßberge - Sie hätte es selbst erst gar nicht gesehen, erzählt Manuela Mölter aus Untermerzbach. Doch dann habe ein Freund den Screenshot seiner Warnmeldung in eine Gruppe gestellt. Darauf der Blick aufs eigene Handy, das Öffnen der Warn-App und – ein roter Bildschirm. „Dann überlegst du natürlich schon“, erzählt Manuela Mölter weiter und beschreibt das mulmige Gefühl zwischen Hoffen und Bangen, ob man sich mit dem Corona-Virus angesteckt hat oder nicht. Ein zweiter Blick auf die Corona-Warn-App verrät das Datum der Begegnung, die ein höheres Risiko darstellte, weil sich im Nachhinein eine Person als positiv herausgestellt hat und das Ergebnis freiwillig über die offizielle App der Bundesregierung geteilt hat. „Ah ja, da waren wir zum Essen mit Freunden“, waren die nächsten Gedanken von Manuela Mölter – unter anderem mit dem Freund, der den Screenshot geteilt hatte. Nach erstem Zögern und Abwarten entschied sie sich bei den ersten Anzeichen eines leichten Schnupfens deshalb , einen PCR-Test machen zu lassen – mit negativem Ergebnis.

Nach der Werbung weiterlesen

Immer häufiger zeigen in diesen Tagen Handybildschirme rot. Allein am Donnerstag wurden 565 275 Warnungen vor Kontakten mit einem besonders hohen Ansteckungsrisiko über die Corona-Warn-App von Nutzern empfangen, so viele wie noch nie seit Beginn der Pandemie. Mehr als 2,9 Millionen Warnungen vor Risikokontakten hat die App in der Kalenderwoche zuvor verschickt – und das sind nur die Ergebnisse derjenigen, die ausdrücklich zugestimmt haben, ihre Daten mit dem Robert-Koch-Institut zu teilen. Heruntergeladen wurde die App bisher rund 42 Millionen Mal. Einzusehen sind diese Zahlen auf der Internetseite www.coronawarn.app/de/analysis/.

Auch im Landkreis Haßberge sehen immer mehr Menschen rot, wie Monika Göhr, Pressesprecherin am Landratsamt, auf Anfrage bestätigt: „Es gibt vermehrt Anfragen wegen Warnmeldungen“, sagt sie. Hat man eine Warnung zu einem Kontakt mit „erhöhtem Risiko“ erhalten, kann man in den Haßbergen noch immer einen kostenlosen PCR-Test durchführen lassen – zumindest noch.

Da Testzentren und Labore angesichts der hohen Inzidenzen mit der Auswertung der PCR-Tests nicht mehr hinterherkommen, hatten Bund und Länder am 24. Januar beschlossen, kostenlose PCR-Testmöglichkeiten auf Risikogruppen wie Pflegeheimbewohner und Krankenhauspersonal zu beschränken, sobald die Testkapazitäten an ihre Grenzen stoßen. Der Anspruch für rot Gewarnte soll dann wegfallen, stattdessen muss für sie künftig ein Antigen-Schnelltest reichen. „Ab wann eine Anpassung der Testverordnung erfolgt und in Kraft tritt, ist uns bisher nicht bekannt“, teilt Monika Göhr diesbezüglich für den Landkreis Haßberge mit und erklärt weiter: „Bei uns gibt es aktuell noch keinen Engpass bei PCR-Tests. Es sind noch genügend Testkapazitäten vorhanden. Folglich ist keine Priorisierung erforderlich.“

Wie man sich im Falle einer roten Kachel auf dem Handybildschirm verhalten sollte, beschreibt die Bundesregierung auf ihrer Homepage. Demnach sollten sich rot gewarnte Personen nach Hause begeben und Kontakte meiden, sich beim Hausarzt oder dem örtlichen Gesundheitsamt melden. Diese entscheiden dann anhand möglicher Krankheitssymptome, wie weiter verfahren wird. Die rote Warnmeldung auf dem Handydisplay erlischt in jedem Fall automatisch nach dem letzten Kontakt mit einem erhöhten Ansteckungsrisiko.

Wichtig ist, das betont die Bundesregierung ebenfalls auf ihrer Informationsseite: Eine rote Kachel heißt nicht automatisch, dass man sich mit Covid 19 infiziert hat, sondern lediglich „dass Sie einer Person begegnet sind, die sich in den vergangenen 14 Tagen via App als ,positiv getestet’ gemeldet hat“.

Vorsicht, aber keine Panik

Die Corona-Warn-App unterscheidet dabei nicht zwischen Geimpften, Ungeimpften und Genesenen, ob eine Maske getragen wurde oder nicht oder ob die Begegnung drinnen oder draußen stattgefunden hat. Was vielen außerdem nicht bewusst ist: Die App warnt auch alle, die sich per QR-Code-Scan bei einer Veranstaltung oder im Restaurant eingecheckt haben, auf der auch ein Gast war, dessen Test hinterher positiv ausgefallen ist. Zudem funktioniert der Austausch der Informationen via Bluetooth und verschlüsselter Zufallscodes, mit denen die Corona-Warn-App arbeitet, theoretisch auch durch Wände hindurch, zumindest wenn kein Metall verbaut ist. Dadurch kann es beispielsweise auch vorkommen, dass die Warn-App rot anzeige, obwohl der vermeintliche Risiko-Kontakt nur in der Nachbarwohnung zu Gast war.

Vorsicht ja, Panik nein, lautet deshalb die richtige Verhaltensweise nach einer roten Warnmeldung. „Wo kann der Kontakt stattgefunden haben? Was steht die nächsten Tage an? Ist Präsenz bei Terminen in den nächsten Tagen notwendig? Falls nein: Wie kann ich eine Alternative zum Termin organisieren? Falls ja: Wo bekomme ich schnellstmöglich einen kostenlosen PCR-Test?“, beschreibt entsprechend ein junger Informatiker aus dem Landkreis sein Vorgehen und den Fragenkatalog den er im Kopf nach einer roten Warnmeldung durchgeht. Bereits um die zehn rote Warnmeldungen hatte Lukas Döhler seit Herbst bereits auf seinem Handy. „Seit Spätsommer/ Herbst hatte ich mindestens einmal pro Monat eine Warnmeldung , Tendenz konstant bis steigend“, erzählt der junge Mann. Der erste Schock bei einer roten Warnmeldung sei bei ihm deshalb mittlerweile verflogen, das mulmige Gefühl aber dennoch jedes Mal aufs Neue da. Er habe sich deshalb angewöhnt, die Situation ziemlich analytisch anzugehen.

Infektionsketten brechen

Klar ist: Wegen der höheren Inzidenzen durch die Omikron-Variante werden die roten Warnmeldungen in den nächsten Tagen und Wochen sehr wahrscheinlich noch zunehmen. Um „unnötige“ Warnungen zu vermeiden, hat ein Sprecher des Robert-Koch-Instituts deshalb kürzlich bereits dazu geraten, die Corona-Warn-App an bestimmten Orten, wie beispielsweise in Testzentren, vorübergehend zu deaktivieren. Denn die Wahrscheinlichkeit, dort einem Infizierten zu begegnen, sei extrem hoch, das Risiko, sich dort auch anzustecken wegen der strengen Hygieneregeln jedoch extrem gering. Das Entwicklerteam der Corona-Warn-App indes bedankte sich am 2. Februar auf seinem Twitterkanal für diesen Tag folgendermaßen: „Mehr als 49 000 Personen haben über die #CoronaWarnApp andere gewarnt. Das entlastet die Gesundheitsämter und beendet Infektionsketten. Danke, dass Ihr die App nutzt!“