Doch wieso konnten die Impfstoffe überhaupt so schnell entwickelt werden? Merkwürdig, wie manche meinen, ist daran gar nichts. Die rasche Entwicklung und Zulassung ist einem beschleunigten Zulassungsverfahren zu verdanken, dem so genannten Rolling-Review-Verfahren. Beschleunigt bedeutet dabei allerdings nicht, dass die Testphasen verkürzt wurden, sondern dass mehrere Prüfphasen zeitgleich durchgeführt wurden.
Nebenwirkungen kann es immer geben
Bei der Diskussion werden jedoch Begriffe verwechselt oder besser: Es gibt Missverständnisse. Wie bei jeder Impfung reagiert das Immunsystem innerhalb weniger Stunden nach dem Piks. Das ist normal und so gewünscht.
Bei manchen Menschen fällt die Reaktion stark aus – sie klagen etwa über Schmerzen an der Einstichstelle und im Weiteren über Erschöpfung, Kopfschmerzen, Muskelschmerzen, Schüttelfrost, Gelenkschmerzen, Fieber und Durchfall. Andere spüren wenig oder gar nichts. So oder so: Bei den Reaktionen handelt es sich um Nebenwirkungen. Langzeitfolgen oder Langzeit-Nebenwirkungen hingegen wären etwas völlig anderes.
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„Die Erfahrungen mit vielen Impfstoffen über viele Jahre haben gezeigt, dass die meisten Nebenwirkungen kurz nach der Impfung auftreten, innerhalb von Stunden und Tagen, manchmal auch Wochen“, bestätigt Susanne Stöcker, die Sprecherin des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) in Langen, dem Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel. Nebenwirkungen also: ja, Langzeitfolgen: nein.
Angst ist unbegründet
Aber könnte es nicht doch noch nach Jahren zu unerwünschten Folgen kommen? Langzeiterfahrungen mit den Impfstoffen fehlen zum gegenwärtigen Zeitpunkt in der Tat. Das PEI bezieht jedoch eine eindeutige Position: „Langzeitnebenwirkungen, die erst nach Jahren auftreten, sind bei Impfstoffen generell nicht bekannt.“
Aber was war dann vor ein paar Jahren in Skandinavien und Irland infolge der Pandemrix-Impfung gegen die Schweinegrippeviren? In etwa 1300 Fällen trat Monate und Jahre danach die Autoimmunerkrankung Narkolepsie auf, bei der es tagsüber zu Schlafattacken kommt.
Manche Nebenwirkungen halten lang an
Tatsächlich war dies aber keine Spätfolge, sondern eine seltene, lang anhaltende Nebenwirkung. Obgleich erste Symptome schon wenige Tage und Wochen nach der Impfung auftraten, wurde sie erst spät entdeckt.
Vor der Zulassung des Pandemrix-Impfstoffs waren auch nur etwa 1600 Menschen damit geimpft worden. Mit dieser kleinen Zahl an Probanden kann man aber eine derart seltene Nebenwirkung in der Prüfungsphase nicht entdecken. „Dafür braucht es mehrere 100 000 Menschen oder sogar Millionen geimpfter Menschen“, so Stöcker. Bei den Coronavakzinen gab es daher intensive Testreihen.
Warnung vor Long-Covid
Was Joshua Kimmich betrifft, warnte Ingo Froböse, Professor für Prävention und Rehabilitation im Sport an der Deutschen Sporthochschule Köln, tatsächlich vor Langzeitfolgen – allerdings durch Long-Covid nach einer Covid-19-Erkrankung.
Auch Kimmich gehöre zur gefährdeten Gruppe, nach einer möglichen Coronainfektion möglicherweise an Spätfolgen zu leiden. „Das Risiko, das er hier eingeht, ist ziemlich groß. Die großen Probleme bei den nichtgeimpften Sportlern ergeben sich durch Long-Covid“, sagte Froböse im ARD-„Morgenmagazin“.