Zugleich fühlte sich annähernd die Hälfte der Frauen durch die Coronakrise an ihre individuellen Grenzen gebracht. 49 Prozent gaben an, ihre psychischen, emotionalen oder körperlichen Puffer seien erschöpft. Bei den Männern waren es dagegen nur 30 Prozent. 43 Prozent der Frauen gaben zudem an, dass ihnen die Vereinbarkeit von Beruf und Familie derzeit schwerer falle als zu normalen Zeiten.
Lesen Sie hier: Geschlechterrollen und Klischees – Schon in der Steinzeit gingen Frauen auf die Jagd
Ungleiche Verteilung der Hausarbeit
„Vor diesem Hintergrund sollten sich sowohl Frauen als auch Männer mit ihren privaten und beruflichen Rollen auseinandersetzen“, erklärte Bertelsmann-Expertin Barbara von Würzen. Sie sollten die Aufgabenverteilung in der Familie ansprechen und aushandeln, wobei sie Rücksicht auf die beiderseitigen Bedürfnisse und Belastungen nehmen sollten. Auch in der Gesellschaft und in Organisationen müsse es zukünftig viel breitere Diskussionen über diese Themen geben.
Von einer Trendverstärkung durch die Pandemie gingen die Fachleute der Stiftung indessen eher nicht aus. Aus der Umfrage gehe auch hervor, dass die Hälfte der Frauen der Meinung war, dass die Hausarbeit bereits vor der Coronakrise ungleich verteilt gewesen sei. Insofern scheine die Befragung weniger einen „Rückfall“ zu belegen als die Tatsache zu verdeutlichen, dass traditionelle Rollenmuster in Deutschland bisher kaum „aufgebrochen“ worden seien.
Die Angaben beruhten auf einer Onlineumfrage des Instituts Ipsos im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung. Befragt wurden dafür im Mai 1060 Männer und Frauen, die Ergebnisse waren repräsentativ.