Dankfest in Meeder Eine bunte Feier für den Frieden

Gabi Bertram

Zum 373. Mal wird auf den Langen Bergen eine ungewöhnliche Veranstaltung zelebriert. Deren Wurzeln reichen bis zum Ende des 30-Jährigen Krieges zurück. Eine besondere Rolle spielen dieses Mal 99 Luftballons.

 
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Unter dem Motto „Frieden ist bunt“ hat Meeder am Sonntag das 373. Friedensdankfest gefeiert. Mit dem morgendlichen Glockenläuten, dem Friedensgottesdienst und einem Fest rund ums Friedensmuseum sendet die Gemeinde ihre Friedensbotschaft in die ganze Welt. „Lass uns Friedensstifter sein“ singen Tabitha Elkins und Andy Herden von der Band „Bluesgarten“ aus Mühldorf am Inn. Viele Lieder stammen aus der Feder der Sängerin. „Bluesgarten“ ist viel unterwegs – auf Friedensdemos, bei Ostermärschen oder auf Straßen. Mit ihren Liedern wollen sie aufwecken, denn „jetzt kommt die Zeit für einen neuen Weg“.

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Elke Bräutigam, Vorsitzender der Lernwerkstatt Frieden im Meederer Museum, freut sich über viele Gäste sowie zahlreiche Mitstreiter und Helfer der Kirchengemeinde und anderer Vereine, die ein buntes Programm rund ums Thema „Frieden“ auf die Beine gestellt haben. Der Laurentiuschor Meeder singt, rund ums Museum sind bunte Teile des Friedensteppichs zu bewundern, der vor zwei Jahren zum Jubiläumsfest nach Meeder gekommen ist. Er soll weiter wachsen. Ihren Beitrag haben jetzt die Damen des Ökumenischen Frauenkreises in Beiersdorf geleistet. Pünktlich zum Fest wurde ihr Teil übergeben – eine aufwendige Filzarbeit, die künstlerisch das „Vaterunser“ darstellt. Am Maltisch bei Brigitte Schlechtweg können Kinder Stoffstücke mit Friedensmotiven bemalen. Der Friedensteppich, sagt Edith Seemann, wird erneut auf Reisen gehen und seine Botschaft bei der Friedensdekade Ende Oktober in Hamburg verkünden.

Bürgermeister Bernd Höfer ist stolz auf seine Gemeinde, die mit ihrem Friedensfest von der Unesco zum immateriellen Kulturerbe erklärt wurde. „Gerade in Anbetracht der gegenwärtigen Weltlage, der Kriege und der vielen Krisen ist es ein großes Verdienst der Kirchengemeinde, des Friedensmuseums und der gesamten Gemeinde, dieses Friedensfest immer wieder als Zeichen der Hoffnung in die Welt zu senden. Hier treffen sich Menschen, die gemeinsam den Frieden als höchstes Gut feiern.“ Auch für Landtagsabgeordneten Martin Mittag ist das Friedensfest eine wichtige Veranstaltung mit Bedeutung weit über die Region hinaus. „Hier werden immer wieder Zeichen gesetzt für ein friedliches Miteinander.“

Zur Geschichte: Der 30-jährige Krieg erfasste von 1618 bis 1648 fast ganz Europa. Plünderungen, Schlachten und Hunger fiel vielerorts die Hälfte der Bevölkerung zum Opfer. Erst mit dem Westfälischen Frieden wurde der Krieg beendet. Dies nahm der Coburger Herzog Friedrich Wilhelm II. 1650 zum Anlass, jährlich am Sonntag nach Sebaldus (19. August) ein Friedensfest zu feiern. Diese Tradition wird in Meeder von den Choradstanten, das sind der Männer-Kirchenchor und die Blaskapelle, fortgeführt und bildet den Grundstein für das Konzept des seit 1982 bestehenden Friedensmuseums.

Zum Nachdenken regen die kurzen Lesungen von Mitgliedern der Gruppe „Schreibsand“ an. Nicole Eick, Andreas Pietsch, Wilhelmina Preiss und Cornelia Rossberg lesen Geschichten und Episoden, die sich im weitesten Sinne um das Thema Frieden drehen. Besonders eindrücklich ist ein Abschnitt aus dem Buch „Der kleine Frieden im Großen Krieg“ von Michael Jürgs, den Stephan Schlechtweg vorträgt. Es ist Weihnachten 1914 an der Westfront. Deutsche, britische und französische Soldaten treffen sich außerhalb des Kugelhagels, schneiden sich die Haare, denken an Zuhause und wünschen sich, dass endlich Frieden sein möge. Nur ein kurzer Moment, bevor es tags darauf wieder aufs Schlachtfeld geht.

Die Grundschülerinnen Saskia und Elaine haben weiße Kleider in Erinnerung an die Friedensaktivistin und Namensgeberin der Meederer Schule, Anna B. Eckstein, angezogen. Sie verkaufen lila Luftballons. Gemeinsam lassen alle 99 Luftballons mit Friedenswünschen aufsteigen.

Am Sonntag, 15. September, 15 Uhr, geht es in der Lernwerkstatt Frieden in Meeder weiter. Thomas Straus liest dann aus dem Tagebuch von Anna Haag.