Der "World Cosplay Summit" wurde 2003 in der japanischen Industriestadt Nagoya aus der Taufe gehoben und ging dieses Jahr erstmals in Tokio über die Bühne. Um sich mit anderen internationalen Teams messen zu können, wählten die beiden Deutschen als Vorbilder die beiden Prinzessinen aus "Nausicaä aus dem Tal der Winde" vom international gefeierten Star-Regisseur Hayao Miyazaki.
"Es ist ganz wichtig, dass man authentisch ist", schildert Kimura eines der wichtigsten Kriterien beim Cosplay. "Man muss den Charakter so gut wie möglich verkörpern", so die 22-Jährige, die sich mit Künstlernamen "Feder" nennt.
Miyazakis berühmter Anime spiele zwar in einer postapokalyptischen Welt, die Kleidung der Heldinnen erinnere aber eher ans Mittelalter. "Daher haben wir uns an Rüstungen aus dem Mittelalter orientiert", erzählt Dick, die sich mit Künstlernamen "Cita" nennt und von Beruf Grafikdesignerin ist. So erkundeten die beiden Deutschen unter anderem, wie damals Rüstungen gemacht wurden.
Hunderte von Stunden investierten sie in die Herstellung ihre prächtigen Kostüme. Allein Kimuras Schuppenhemd besteht aus 650 Aluminiumplättchen, allesamt von Hand ausgeschnitten, gehämmert und angenäht. Die Schwerter haben Metallkerne, die die beiden Frauen mit Flugzeugsperrholz umwickelten.
Für das Kostüm von Prinzessin Nausicaä färbten und bearbeiteten sie Jeansstoff "tausendmal" mit Schleifpapier. "Es war uns superwichtig, dass die Kostüme so rüberkommen, als wenn sie real wären", sagt Kimura, die in München Innenarchitektur studiert.
"Cosplay" kam in den 1990er Jahren mit dem Manga- und Anime-Boom auch in die USA und nach Europa. Es sei für sie beide ein Hobby, schildert Kimura, die wegen ihres Vaters mit Anime und Manga schon seit Kindheitstagen vertraut ist. "Bei diesem Hobby lernen wir superviel", erzählt Kimuras Freundin begeistert.
Und das nicht nur in handwerklicher Hinsicht: Bei den "Cosplay"-Auftritten gewinne man an Selbstvertrauen. "Wenn ich zum Beispiel im Beruf eine Präsentation halten muss, kann ich jetzt einfach hingehen und vor der ganzen Abteilung frei sprechen - weil ich es halt gewohnt bin, hier vor Tausenden von Menschen auf die Bühne zu gehen", erzählt Dick.
Dennoch war ihr Auftritt beim "World Cosplay Summit" in Tokio "eine große Herausforderung". Doch selbst wenn es am Ende nicht reichen sollte, am 4. August ins Finale von Nagoya zu kommen: Gelohnt hat sich die monatelange Arbeit an den Kostümen allemal. Denn durch ihre erste Teilnahme am "Cosplay Summit" hätten sie Japan, das sie bisher nur als normale Touristen bereisten, "von einer ganz anderen Seite" kennengelernt.