Wellness im Stall Herreth: Das Tierwohl steht an erster Stelle

Mit Stroh eingestreute Tiefboxen bieten den Kühen eine kuschelige Liegefläche. Sie scheinen beinahe so glücklich wie die Familie Eller. Foto: Christine Roedder

Da freut sich das Vieh: Familie Eller aus Herreth geht bei der Tierhaltung neue Wege. Die Kühehaben sogar eine kuschelige Liegefläche.

 
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Herreth - Früher war die gängigste Form in der Rinderhaltung der Anbindestall. Der Wunsch nach mehr Tierwohl und Arbeitserleichterung sorgten für eine Entwicklung zum Laufstall. Dort sind die Funktionsbereiche Füttern, Liegen, Bewegen und in der Milchviehhaltung auch Melken voneinander getrennt. Durch diese Trennung ist die bestmögliche Anpassung an die Bedürfnisse der Tiere gegeben. Familie Eller hat in Herreth den Schritt von der Anbindehaltung in den Laufstall gewagt. „Wir wollten nicht erweitern, sondern den Tieren mehr Lebensqualität geben und uns die Arbeit erleichtern“ nennt Frau Eller die Gründe für den Umbau. Dazu wurde das bestehende Stallgebäude für 26 Kühe umgebaut. Während der Bauphase waren die Tiere für vier Wochen auf zwei benachbarten Betrieben untergebracht. So konnten die Liegeplätze geändert sowie das Automatische Melksystem und ein Futterband eingebaut werden.

Kühe liegen nicht gerne auf hartem Untergrund, sondern mögen, wie wir Menschen, weiche und elastische Liegeflächen. Vergleichbar ist die Liegefläche mit einer Sieben -Zonen-Matratze, denn diese bietet eine optimale Anpassungsfähigkeit an den Körper. Bei den Rindern wird dies durch Gummimatten oder Einstreu aus Stroh ermöglicht. Bei Familie Eller bieten mit Stroh eingestreute Tiefboxen den Kühen eine kuschelige Liegefläche. Zwei Mal täglich werden diese entmistet und mit Stroh eingestreut. Für jede Kuh gibt es eine bequeme Liegebox mit ausreichend Platz. Dadurch können sich die Rinder ungehindert hinlegen, aufstehen und den Liegeplatz verlassen.

Über einen Laufgang sind der Futtertisch, die Wassertränken und der Melkbereich zu erreichen. Sogar an einen Wellnessbereich hat Familie Eller gedacht. Dieser befindet sich in einem Laufhof unter freiem Himmel, sodass die Kühe wann immer sie wollen an der frischen Luft sein können. Durch eine eingebaute Kuhbürste können sich die Kühe am Kopf und Rücken bürsten und massieren lassen. Ebenso werden Schmutz und Parasiten entfernt und die Durchblutung angeregt. Dies sorgt für Wohlfühlkomfort bei den Rindern. Das bestätigt auch Frau Eller. Die Kuhbürste sei im Dauereinsatz. „Fast zu jedem Zeitpunkt lässt sich eine der Kühe massieren.“

Die Fütterung erfolgt am ausreichend großen Futtertisch. Bei Familie Eller wird dafür ein Futterband verwendet. Dies ist eine platzsparende Alternative zum gängigen Futtertisch und bietet zusätzliche Arbeitserleichterung. So musste im Anbindestall drei bis viermal täglich das Futter zu den Tieren per Hand gegabelt werden. Nun wird das Futterband außerhalb des Stallgebäudes mit dem Futter bestückt und von dort aus zu den Kühen in den Stall transportiert.

Die Wassertränken sind über den Laufgang frei erreichbar. Im Schnitt trinkt eine Milchkuh 100 Liter am Tag. Daher muss Wasser für die Rinder immer erreichbar sein und in ausreichender Menge zur Verfügung stehen. Optimale Plätze für Tränkevorrichtungen sind in der Nähe der Melkanlage und des Futters. Denn nach dem Melken und dem Fressen ist der Wasserbedarf am größten. Die Kühe haben ähnliche Anforderungen an das Wasser wie Menschen. So sollte das Wasser Trinkwasserqualität aufweisen und die Tränkebecken einen ausreichend hohen Durchfluss haben.

Gemolken werden Kühe in Melkständen oder in Automatischen Melksystemen (AMS). Beim AMS übernimmt ein Melkroboter alle Arbeiten des Melkvorgangs. Familie Eller besitzt einen AMS, da dieser die Melkarbeit erleichtert, platzsparend ist und einfach in das bestehende Stallgebäude integriert werden konnte. Ebenso wird durch die Automatisierung mehr Zeit für die Familie und die Tiere geschaffen.

Seit über einem halben Jahr genießen die Kühe nun die Vorzüge des Laufstalls, was sich bereits positiv auf deren Wohl auswirkt. So beschreibt Frau Eller, dass ihre Rinder gesünder und fitter seien, da es weniger Probleme mit den Klauen und den Gliedmaßen gebe. Außerdem habe sie den Eindruck, dass auch die Geburten der Kälber leichter verlaufen.

Bei nicht einmal 30 Kühen zahlt sich der Umbau und die Investition in ein Automatisches Melksystem wirtschaftlich nur schwer aus. Doch Familie Eller hängt an ihren Kühen und wollte sie nicht aufgeben. So sahen sie keine Alternative zu dem kostenintensiven Umbau. Außerdem konnten durch viel Eigenleistung die Handwerkerrechnungen niedrig gehalten werden.

Kürzlich wurde auch die Förderung aus dem Bayerischen Sonderprogramm Landwirtschaft ausgezahlt: „Eine Anerkennung für das Engagement der Familie Eller und eine Unterstützung zur Verbesserung der Haltungsbedingungen der Kühe“ fasst Christine Rödder, Fachberaterin für Rinderhaltung, vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Coburg zusammen.

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