Die Situation für die Menschen in der Ukraine hat sich dramatisch verschlechtert. Es ist inzwischen Normalität, dass es viele Stunden am Tag keinen Strom und kein Wasser gibt.
Thomas Simmler aus Mainleus erlebt im Westen der Ukraine, wie die Stunden ohne Strom und Wasser für die Menschen immer mehr und Generatoren immer teurer werden. Und er sieht Frontsoldaten beim Durchschnaufen.
Die Situation für die Menschen in der Ukraine hat sich dramatisch verschlechtert. Es ist inzwischen Normalität, dass es viele Stunden am Tag keinen Strom und kein Wasser gibt.
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Bei mir im Westen des Landes geht es noch. Hier hat es 0 Grad und im Gegensatz zum Kulmbacher Land in dieser Woche nicht geschneit. Truskawez hat an die 30 000 Einwohner. Viele haben die letzten Tage in langen Schlangen vor ihrer Bank gestanden. Weil es keinen Strom gibt, funktionieren die Bankautomaten häufig nicht. Ich bin durch die ganze Stadt gelaufen, um einen zu finden. Und hatte Glück. Einer, der sonst nie funktioniert, spuckte Bargeld aus. Nicht weit entfernt standen etwa 40 Menschen in einer langen Schlange am nächsten Automaten. Man könnte jetzt sagen, es geht „nur“ um einen Bankautomaten. Aber alles hängt eben mit allen zusammen. Ich wünsche mir auch für Deutschland den kleinen Tante-Emma-Laden zurück, wo man zur Not mal anschreiben lassen kann. Wenn man überlegt, dass Angreifer mit Cyber-Attacken alles lahmlegen können – da wird mir schon ein wenig Angst und Bange.
Bei einem Streifzug durch viele dunkle Stadtteile bin ich dieser Tage an einem kleinen, alten Hotel vorbeigekommen. Da war alles abgeriegelt. Ich sah Kalaschnikows, Stahlhelme und durchs Fenster an einer Wand die ukrainische Flagge hängen. Der Wächter sagte mir, hier seien ukrainischen Frontsoldaten untergebracht. Die können sich zwei Wochen erholen, bevor es zurück an die Front geht. In der Umgebung dort gab es Strom – gut so! Ein anderer Bekannter wohnt ein Stück oberhalb an einem Hügel. Dort reichen die Generatoren, die man derzeit in der ganzen Stadt surren hört, nicht aus, damit der Druck in der Station das Wasser nach oben pumpen kann. Er muss seit Tagen ohne auskommen. Generatoren sind überall gefragt. Das lässt die Preise steigen. Ich habe mir vor zwei Jahren einen für 200 Euro gekauft. Für dieses Modell muss man jetzt das Vierfache hinlegen. Der ukrainische Lidl hat seiner einer Woche meist zu. Dafür ist vor der Caritas und vor Flüchtlingsunterkünften viel los. Immer wieder werden dort Pakete von Hilfslieferungen ausgeladen. Die Unterstützung im Land, aber auch von außerhalb ist immens.
Hans-Thomas Simmler aus Mainleus hält sich seit vielen Monaten in der Ukraine auf. Nach Angriffen der Russen in der Nähe des Atomkraftwerks Saporischschja ist er nun im Westen des Landes untergekommen.