Vier Stunden lang haben wir miteinander gesprochen. Olga, die wohl etwa 40 Jahre alt ist, hat mir alles erzählt. Ihr Mann, der während der ersten Kriegsmonate an Herzversagen gestorben ist. Der Stress. Dann ihre abenteuerliche Flucht. Wie sie der Hölle entkommen ist, wollte ich wissen. Sie erzählte, dass eine Flucht nicht zu denken war. Man muss wissen: In Mariupol ist auf der einen Seite das Meer, auf der anderen Steppe. Die Russen schossen aus allen Rohren, verstecken wäre nicht möglich gewesen. Also ausharren. Als die Angreifer die Stadt eroberten, hat Olga für sich und ihre Mutter russische Pässe beantragt. Darauf waren die Russen ja ganz erpicht. Mit den Dokumenten haben sie es auf die Krim geschafft. Von dort nach Moskau, dann Istanbul und Bulgarien und schließlich Amerika. Dort aber wollte sie nicht bleiben. Also zurück nach Europa. Erst Dänemark und von dort wieder in die Ukraine. „Endlich ein bisschen Frieden, endlich daheim“, sagte sie auf der Parkbank. Das mit dem zu Hause stimmt zwar nicht ganz, aber in Truskawez sind sie und ihre Mutter sicher. Früher waren sie jedes Jahr hier. Urlaub. Die Menschen würden gar nicht wissen, was Krieg bedeutet. Immer mal eine Rakete, das war’s. Sie hat Recht.