Depression in der Coronakrise Viele Fehltage durch psychische Leiden

Nina Ayerle und Hanna Spanhel
Im Gesundheitswesen arbeiten viele Beschäftigte am Limit, sagen Experten. Hier gab es 2020 die meisten Fehltage durch psychische Erkrankungen. Foto: dpa/Frank Molter

Bundesweit hat es im Coronajahr so viele Fehltage durch psychische Erkrankungen gegeben wie noch nie – das zeigt eine Krankenkassenauswertung. In Baden-Württemberg gab es die meisten Ausfälle im Gesundheitswesen.

 
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Stuttgart - Im vergangenen Coronajahr hat es bundesweit so viele Ausfalltage im Job durch psychische Erkrankungen gegeben wie noch nie. Mit 264 Fehltagen je 100 Versicherte haben sie einen Höchststand erreicht, zeigen Zahlen der Krankenkasse DAK-Gesundheit. Im Vergleich zu 2010 bedeute dies demnach eine Zunahme um 56 Prozent. Im Südwesten lagen die Zahlen mit 201 Fehltagen je 100 Versicherte aber deutlich darunter. Insgesamt sind hier die Fehlzeiten wegen Seelenleiden gegen den Bundestrend zuletzt leicht gesunken, wie aus dem aktuellen Psychoreport der DAK-Gesundheit für Baden-Württemberg hervorgeht. der diesen Montag veröffentlicht wird. Ein psychischer Krankheitsfall dauerte 2020 im Schnitt 36 Tage, 2,5 mehr als noch 2019.

Die meisten Ausfälle wegen psychischer Erkrankungen gab es im Südwesten weiter bei den Beschäftigten im Gesundheitswesen: Auf je 100 Beschäftigte kamen in diesem Bereich im vergangenen Jahr rund 295 Fehltage. „In keiner anderen Branche waren es so viele. „Es ist offensichtlich, dass das Gesundheitswesen bis an die Grenzen belastet ist“, sagte DAK-Landeschef Siegfried Euerle. dazu.

Sowohl bundes- als auch landesweit waren aber alle Branchen hinweg mehrheitlich Frauen von Krankschreibungen aufgrund von psychischen Leiden betroffen. Im Vergleich der Diagnosen waren Depressionen im Coronajahr laut dem Psychreport die wichtigste Ursache für Krankschreibungen, bei den sogenannten Anpassungsstörungen – so werden Reaktionen auf belastende Ereignisse genannt – gab es die größten Zuwächse.

Auch die Vergabe von Antidepressiva ist in den vergangenen Jahren gestiegen

Die Techniker Krankenkasse (TK) verzeichnet laut Gesundheitsreport 2021 einen ähnlichen Trend für 2020. Mit 2,35 Fehltagen pro Kopf waren psychische und Verhaltensstörungen die Hauptursache für Krankschreibungen bei den bei der TK versicherten Erwerbspersonen im Südwesten. so wie auch schon im Jahr 2019 (2,28 Tage). Eine jährliche moderate Steigerung der Fehlzeiten aufgrund psychischer Diagnosen sei hier schon seit gut 15 Jahren zu beobachten, so ein Sprecher.

Gestiegen ist auch die Vergabe von Antidepressiva. Bei den Psychoanaleptika, bei denen es sich zum Großteil um Antidepressiva handelt, wurden von Januar bis September 2020 rund 163,2 Millionen Tagesdosen für gesetzlich Versicherte in Baden-Württemberg verordnet, im gleichen Zeitraum 2019 lag der Wert bei 158,7 Millionen. Das zeigt eine Auswertung der Arzneimittel-Schnellinformation des Spitzenverbands Bund der Krankenkassen (GKV).

Experten kritisieren die Menge an verordneten Medikamenten.

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