Wirre Weltsicht „Der Reichsbürger“ in der Reithalle

Hinter der seriösen Fassade des „Selbstverwalters“ (Tobias Bode) steckt eine militante rechtsradikale Gesinnung. Foto: Annemone Taake

In Frankfurt stehen sie vor Gericht, in Coburg auf der Bühne. Das Stück „Der Reichsbürger“ offenbart die „alternative Realität“ der Umstürzler. Nur noch drei Mal steht es auf dem Spielplan der Reithalle.

 
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Aktueller kann ein Theater-Thema nicht sein: In dieser Woche begann in Frankfurt/M. ein Prozess gegen neun so genannte „Reichsbürger“, die den gewaltsamen Umsturz in Deutschland geplant haben sollen. Aus welchen ideologischen Welten sie stammen und wie sie mit „alternativen Fakten“ und demagogischen Tricks für bizarre Freiheitsvisionen werben, zeigt der Schauspielabend „Der Reichsbürger“, der seit seiner Premiere Anfang März in der Coburger Reithalle für Diskussionen sorgt. Gelegenheit, das Ein-Mann-Stück zu sehen, besteht nur noch am Freitag, 24., Samstag, 25. und Sonntag, 26. Mai, jeweils um 20 Uhr.

Unter dem Motto „Eine Publikumsverführung“ fühlt Schauspieler Tobias Bode (bekannt u. a. als Malvolio in „Was ihr wollt“ und Beckmann in „Draußen vor der Tür“) dem Publikum auf den Zahn und stellt dessen Urteilskraft und den Mut zum eigenen Standpunkt auf die Probe. Wie viel „Reichsbürger“ steckt eigentlich in jedem von uns? Träumen wir nicht auch davon selbstständig zu sein? Vielleicht sogar unabhängig von staatlichen Beschränkungen und gesellschaftlichen Konventionen?

In dem bissigen Stück nimmt das Autorenpaar Annalena und Konstantin Küspert ein gesellschaftliches Phänomen unter die Lupe, das in Prominenten- und Politikerkreisen mittlerweile ebenso angekommen ist, wie in der vermeintlichen Mitte der Gesellschaft. Die Neue Presse schrieb nach der Premiere: „Beängstigend überzeugend gibt Tobias Bode den seriösen Verführer im blauen Business-Anzug. Er ist mit missionarischem Eifer gesegnet und mit allen rhetorischen Wassern gewaschen, dieser Rechts-Referent, der sich ungern „Reichsbürger“ nennen lässt: „Selbstverwalter“ klingt doch viel sympathischer. Seine Geisteshaltung ist freilich stramm nationalistisch und rassistisch, sein Geschichtsbild tiefbraun und sein Repertoire ein Sammelsurium alternativer Fakten, gewürzt mit Ressentiments und populistischen Phrasen.“

Im Anschluss an jede Vorstellung freuen sich Schauspieler Tobias Bode und ein Mitglied des Regieteams, mit dem Publikum ins Gespräch zu kommen. Am Freitag, 24. Mai, findet ein Nachgespräch mit Dr. Ludwig Unger von der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit statt. Der Historiker und Politikwissenschaftler, der sich mit der Weimarer Zeit und der jungen Bundesrepublik sowie Bayern auseinandersetzt, wird gemeinsam mit Tobias Bode und Dramaturgin Cosma Corona Hahne Fragen beantworten und zur Diskussion zur Verfügung stehen.

Karten gibt es online unter www.landestheater-coburg.de, an der Theaterkasse im Großen Haus am Schlossplatz, bei der Neuen Presse sowie Restkarten an der Abendkasse in der Reithalle.

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