„Der Wunschpunsch“ begeistert Coburg Höchstvergnügliches Höllenspektakel

Das Familienstück „Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch“ zeigt sich modern, rasant und warmherzig. Und zum ersten Mal im Kongresshaus.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Im Hexenkessel brodelt und köchelt es. Grellbunt und qualmend zischt das Gebräu vor sich hin und lässt wenig Gutes erahnen. Nicht um Geschmack und Genuss geht es seinen Erfindern, sondern um die Wirkung: Die ganze Welt wollen sie mit ihrem Wunschpusch aus den Angeln heben. Und hierfür geben die beiden Gestalten, die ihn zu sich nehmen und dann lallend über die Bühne torkeln, ihr Bestes: Sie formulieren scheinbar ach so liebe und von Herzen kommende Wünsche, die durch den Zaubertrank in ihr Gegenteil verwandelt werden und Menschen, Tiere und Umwelt zerstören sollen. So der Plan der männlichen Zottelgestalt im schrillen Outfit und seiner aufgetakelten, garstigen Partnerin.

Doch es kommt im Märchen meist anders als man denkt und so auch in diesem Fall am Samstagnachmittag bei der Premiere des Familienstücks des Coburger Landestheaters: Michael Endes Bestseller „Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch“ in der Inszenierung von Frederik Leberle steht auf dem Programm. Zum ersten Mal, wegen des ursprünglich angedachten Umzugs ins Globe, im Kongresshaus Rosengarten und zum ersten Mal als Gemeinschaftsproduktion aller Abteilungen des Hauses.

Die Geschichte

Die beiden Bösewichte sind der 187 Jahre alte Geheime Zauberrat Professor Beelzebub Irrwitzer (urkomisch und schräg: Nils Liebscher) und seine ungefähr doppelt so alte, aber immer noch sehr aktive und fiese Tante, die Geldhexe Tyrannja Vamperl (wunderbar exaltiert: Kerstin Hänel). Beiden droht die Verpfändung durch Maledictus Made (mit toller Gesangseinlage und in Doppelrolle als der Heilige Silvester: Niklaus Scheibli), wenn sie nicht bis Mitternacht ihr Soll an Übeltaten erfüllt haben. Die Zeit drängt, der höllische Wunschpunsch kommt ihnen in den Sinn – doch sie haben die Rechnung ohne die zwei Spione für den Hohen Rat der Tiere gemacht: Kater Maurizio di Mauro (witzig und zum Knuddeln: Simon Latzer) und Rabe Jakob Krakel (naiv und lieb: Annelie Straub) durchkreuzen ihren finsteren Plan und schaffen es mit vereinten Kräften, die Welt zu retten.

Faszination pur

Frederik Leberle setzt mit seinem Team ein packendes und fesselndes Stück für Groß und Klein in Szene, dessen Spannung man sich nicht entziehen kann. Temporeich agieren die Darsteller auf der Bühne, mit Slapstick, Klamauk, Blödelei und Wortwitz für sämtliche Generationen erzählen sie von ernsten Themen. Umweltverschmutzung ist eines davon, das Streben nach Macht und Geld ein weiteres. Doch nie droht der erhobene Zeigefinger, die Botschaft wird nur kurz angeschnitten, dann geht es auch schon rasant weiter mit der Zauberei, dem Fantastischen und Magischen.

Hightech mit Liebe

Eingebettet in die ganz klassischen Zauberwünsche und -formeln sind unzählige technische und moderne Details: So windet sich die „historische“ Pergamentrolle tatsächlich aus dem (animierten) Fernseher, der kurz davor noch die „Breaking News“ ausstrahlte und während der Aufführung auch als Live-Webcam dient. Türen und Fenster öffnen sich weniger von Zauberhand als durch Computersteuerung und runden das Bild des modernen Hightech-Labors mit seinen grellen Neonlichtern und der nüchternen Einrichtung ab. Doch dazu gesellen sich die Kontraste, die dem Märchen Faszination und Herzlichkeit verleihen: Das Wechselspiel zwischen warmem und kaltem Bühnenlicht, sowie die liebevoll gestalteten und lustigen Kostüme der beiden Freunde Maurizio di Mauro und Jakob Krakel symbolisieren den Gegensatz von Gut und Böse, wozu die liebenswerte und unschuldige Art der tierischen Kumpels ihr Übriges tut.

Begeistertes Publikum

Die Zauberposse, deren vollständigen Namen die meisten wohl erst nach längerem Üben von sich geben können, spielt auf mehreren Bühnen, besser gesagt, an unterschiedlichen Stellen im Kongresshaus. Dabei beweist das Team des Landestheaters, dass sich diese Spielstätte durchaus auch für magische Kulturspektakel eignet. Viele Details, die oft erst auf den zweiten Blick zu entdecken sind, verwandeln das Haus am Rosengarten in eine zauberhafte Märchenwelt, in der die Zuschauer nach gut eineinhalb Stunden und noch einmal besonders berührt durch den Abschlusssong „Rette die Welt“ (Musik: Tobias Bode) begeisterten und langen Applaus spenden. Unbedingt anschauen!

„Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch“ wird noch knapp vierzig Mal bis Januar im Kongresshaus Rosengarten gespielt. Karten gibt es auch bei der Neuen Presse.

Mehr Bilder unter www.np-coburg.de

Autor

Bilder