Sie heißen nicht nur Parship, sondern auch „Zweisam“ oder „Lebensfreude“: In Anbetracht der alternden Bevölkerung haben Datingportale längst die Kundengruppe in der zweiten Lebenshälfte erkannt. Mit grau meliertem Haar und zahlreichen Lachfalten werben die Portale um die reifere Generation. Und diese nutzt sie. Jeder dritte Internetnutzer zwischen 50 und 64 Jahren gab laut einer Statista-Erhebung im vergangenen Jahr an, Dating-Portale zu nutzen. Bei den Befragten ab 65 Jahren war es jeder Vierte.
„Wir müssen vom Kindesalter an mehr und besser über Sexualität aufklären“, fordert Brockmeyer. Denn bereits bei Kindern zeige sich, dass eine frühe und gute Aufklärung zu mehr Vorsicht und einem bewussteren Umgang mit Sexualität führe - analog und digital. „Wir müssen das Tabu ‚Sexualität’ beenden.“
Hier seien insbesondere Ärzte und werdende Ärzte gefragt. „Die Leute nehmen es unglaublich dankbar an, wenn sie mit jemandem über Sexualität sprechen können und dürfen“, so Brockmeyer. „Es ist etwas ganz Normales“, betont der Mediziner, der jahrelang der Deutschen Aids-Gesellschaft vorstand und für seinen Einsatz das Bundesverdienstkreuz erhielt.
Die Caritas weiß um das Thema Sexualität unter älteren Menschen, die auch in Pflegeeinrichtungen leben. „Dass pflegebedürftige oder alte Menschen keine sexuellen Bedürfnisse mehr haben, stimmt nicht“, sagte die Sprecherin des Verbands katholischer Altenhilfe in Deutschland, Anne Langer. Es sei aber weiterhin ein Tabu. Und sexuell übertragbare Infektionen seien gar kein Thema.
„Im Curriculum der Pflegeausbildung spielt Sexualität kaum eine Rolle. Deshalb ist es umso wichtiger, dass das Thema im Pflegealltag vor allem schon mit Auszubildenden und in den Pflegeteams thematisiert wird“, so Langers Wunsch für die Zukunft.