Unsicherheit wird gefördert
So zumindest die Theorie. In der Praxis wird jedoch kaum ein Kind seine Eltern verklagen, wenn sie die Privatsphäre missachten – auch wenn dies rechtlich möglich wäre. Ungestraft kommen die Eltern dennoch nicht davon. Denn die Eltern-Kind-Beziehung leidet immer, wenn Vertrauen durch Kontrolle ersetzt wird.
„Wenn ich meinem Kind ständig Vorgaben mache, dann nehme ich ihm das Gefühl, dass ich ihm etwas zutraue. Und das kann Kinder stark verunsichern und beschädigt ihr Selbstgefühl“, sagt Familienberaterin Christine Ordnung vom Deutsch-Dänischen Institut für Familientherapie und Beratung.
Dieses Gefühl, „Irgendwie passe ich nicht so, wie ich bin“, könne bis ins Erwachsenenalter hinein bestehen bleiben. „Nur wissen die Erwachsenen dann nicht mehr, woher ihre Unsicherheit und ihr mangelndes Selbstwertgefühl kommen“, so Ordnung.
Sie findet es „sehr anmaßend“ von Eltern, wenn diese der Meinung sind, genau zu wissen, welcher Partner zu ihrem Kind passt. „Eltern dürfen sich hier ruhig in Bescheidenheit üben und die Kinder eigene Erfahrungen machen lassen“, findet Christine Ordnung. Dann seien auch die Chancen groß, dass die Kinder mit wichtigen Themen wie der ersten großen Liebe weiterhin zu den Eltern kämen. „Wer jedoch zu viel kontrolliert oder immer alles besser weiß, der verspielt sich diese Rolle“, sagt Christine Ordnung.
Zuhören, ruhig bleiben, kennenlernen
Statt den oder die Auserwählte des Kindes gleich zu bewerten, rät sie Eltern dazu, erst einmal zuzuhören. Da dürfe man durchaus auch sagen, wenn man mit einer Verhaltensweise oder einer Eigenschaft Schwierigkeiten habe. Aber eben so, dass klar werde: Das ist der elterliche Eindruck, dieser muss aber nicht zwingend richtig sein. „Insbesondere wenn man bei der Partnerwahl Bedenken hat, kann man ja vielleicht zunächst nachfragen, was das Kind an der Person gut findet“, sagt Susanne Mierau.
Ohnehin könnten Eltern gerade bei den ersten Beziehungen ihrer Kinder eigentlich viel entspannter sein, wenn ihnen jemand mal so gar nicht passt. Denn: In der Regel halten diese ohnehin nur wenige Wochen oder Monate. Weil Teenager selbst noch gar nicht so recht wissen, welche Eigenschaften sie an einem Partner mögen oder wie eine Beziehung für sie ablaufen soll. Deshalb testen sie sich – und ihre Eltern. Das mag nicht immer einfach sein, ist aber ein wichtiges Übungsfeld für spätere Beziehungen im Erwachsenenalter.
Info:
Perfekte Partner aus Eltern- und Kindersicht
Vor einigen Jahren befragte die amerikanische Psychologin Carin Perilloux Eltern und deren Kinder im Studentenalter danach, was den perfekten Partner für sie ausmacht. Übereinstimmungen gab es dabei kaum.