„Die Unvermittelbaren“ Haßberge-Hündin findet ihr Glück

Cane-Corso-Hündin Yvi aus dem Tierheim Haßberge hatte wegen ihrer kupierten Ohren und als Listenhund in Bayern kaum Chancen auf ein neues Zuhause. In der TV-Sendung von Hundeprofi Martin Rütter findet sie ihr Happy End – in einer Familie, die nur auf sie gewartet hat.

 
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Britta Merkel bringt es auf den Punkt: „Das ist das komplette Traum-Zuhause, das Yvi da gefunden hat“, strahlt die Tierheim-Leiterin. Das konnten am Sonntag auch alle RTL-Zuschauer bestätigen, die das Schicksal der Cane-Corso-Hündin aus den Haßbergen auf dem TV-Bildschirm verfolgten. „Die Unvermittelbaren“ heißt das Sendeformat, in dem Hundeprofi Martin Rütter und sein Team versuchen, jenen Hunden ein neues Zuhause zu vermitteln, die sonst aus den unterschiedlichsten Gründen ihren Lebensabend wohl im Tierheim verbringen müssten. So wie Yvi. Yvi mit den kupierten Ohren, an der auch im Tierheim in den Haßbergen so viele potenzielle Hundehalter vorbeigegangen waren, weil sie eher dem „Hund von Baskerville“ gleicht, wie es Tierheimleiterin Britta Merkel so treffend formuliert, als einem knuddeligen Schoßhündchen. Rein äußerlich zumindest. Denn in ihrem Herzen ist Yvi eine Zuckerschnute, auch das wurden die Tierschützer nie müde zu betonen.

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Nun endlich ist Yvis wahre Schönheit auch erkannt worden: Und zwar von Daniela Ihle und Jürgen Schuhmacher aus Nordrhein-Westfalen, die schon in der ersten Folge eine Woche zuvor gemeinsam mit Tochter Lena zu dem Schluss kamen: „Wir sind schockverliebt in Yvi!“ Doch der erste Eindruck musste sich erst noch im Alltag bewähren, in den nun die zweite Folge der Rütter’schen TV-Sendung am Sonntag Einblick gewährte.

„Queen Yvi“ erobert ihren Platz

Mittlerweile war die siebenjährige Cane-Corso-Hündin nämlich bei ihrer neuen Familie bei Wesseling in Nordrhein-Westfalen eingezogen. Und schon die ersten Bilder zeigen eine „völlig neue Lebensqualität“, wie sich auch TV-Hundeprofi Martin Rütter freut: Yvi tobt am Rhein-Strand, dass die Lefzen fliegen. Auch zuhause hat sie ihr Plätzchen gefunden – auf dem Sofa, genau da, wo sonst Jürgen sitzt. Oder gesessen hat, denn „Queen Yvi“, wie ein Schriftzug über ihrem Schlafplatz zeigt, hat offenbar nicht nur das Herz der Familie im Sturm erobert. „Ach Yvi, du machst mich fertig“, seufzt da Herrchen Jürgen, und jeder kann sehen, dass ihn das mal so überhaupt nicht stört.

Wieder einen Monat später kommt das Kamerateam erneut zu Besuch und nimmt den neuen Alltag ins Visier. Für Yvi bedeutet dies lange Spaziergänge am Rhein, ihrem „neuen natürlichen Lebensraum“, wie Martin Rütter scherzt. Wasserplanschen statt Tierheimgitter – spätestens hier geht jedem Zuschauer das Herz auf. Vor allem auch deshalb, weil es mit Jürgen, Daniela, Lena und Yvi einfach passt. Denn auch das wissen die Mitarbeiter in Deutschlands Tierheimen: Sympathie und der gute Wille allein reichen nicht, vor allem, wenn es um die etwas schwierigeren Fälle geht.

Vorbehalte wegen ihres Äußeren

In Yvis Fall heißt das nicht nur, sich nicht selbst vom gewöhnungsbedürftigen Äußeren schrecken zu lassen, sondern auch damit rechnen zu müssen, dass die Umwelt anders reagiert. In Bayern wäre Yvi schon deshalb kaum vermittelbar gewesen, weil sie hier zu den sogenannten Listenhunden zählt, für die ein Wesenstest erforderlich ist. Den hätte die Zuckerschnute zwar mit links bestanden (und hat dies auch schon einmal), die Vorbehalte angesichts dieser Kategorisierung sind dennoch groß. In Nordrhein-Westfalen scheint Yvi bisher keine Probleme zu haben – beim Spaziergang in der Fußgängerzone gibt es mehr entzückte als skeptische Blicke. Sie hätten noch keine negativen Kommentare gehört, berichtet Jürgen Schuhmacher. Die Familie ist ohnehin einfach nur stolz auf ihr neues Mitglied. „Wir haben auch Glück gehabt“, schmunzelt das Herrchen: Denn nicht jeder Hund passt überall rein, doch in diese Familie passt Yvi.

Dennoch ist Yvi natürlich ein Brocken von einem Hund, über den die Halter die Kontrolle haben müssen. Dafür soll ein Hundetraining sorgen, bei dem das Rütter-Team die Familie unterstützt. Auch dies gilt es nämlich insbesondere bei Tierheim-Hunden zu beachten: Es reicht nicht, das Vertrauen zwischen Zwei- und Vierbeiner aufzubauen, vielen Tieren fehlt es aufgrund ihrer bisherigen Biografie oft an den einfachsten Grundkenntnissen in Sozialisation wie Erziehung. Für eine Cane-Corso-Hündin ist dies extrem wichtig: Wenn sie aufs Wort hört, baut dies weitere Vorbehalte dem scheinbar gefährlichen Hund gegenüber ab. Und Yvi zeigt, was sie drauf hat. Nach geduldigen Übungen – auch mit und für Herrchen Jürgen – lernt die Hündin, auf Pfiff alles stehen und liegen zu lassen. Als das TV-Team weitere vier Monate später erneut bei Yvis Familie aufkreuzt, ist jedem Zuschauer klar: Hier hat es ein Happy End gegeben. „Wir wollen sie nie mehr missen“, strahlt Daniela Ihle in die Kamera: „Wir sind einfach nur froh, dass es sie gibt.“

Wiedersehen mit der „Zuckerschnute“

Froh ist auch Britta Merkel, obwohl sie nun von ihrer „Zuckerschnute“ Abschied nehmen musste, die ihr während ihrer langen Zeit im Tierheim in Zell doch besonders ans Herz gewachsen war. Man baue schon eine besondere Beziehung zu den Hunden auf, gerade wenn sie so lange Bewohner seien, sagt die Tierschützerin. Und so flossen auch schon Tränchen, als sie Yvi in Wesseling abgegeben hatte. Freudentränchen gab es dann aber ebenso, als Yvi gemeinsam mit ihrer neuen Familie dann im vergangenen November zum Besuch vor der Tierheim-Tür stand. So begeistert sich die Cane-Corso-Hündin auch bei ihren Zweibeinern eingelebt hat, mit solch überschäumender Freude sprang sie beim Wiedersehen mit Britta Merkel am Tierheim-Tor hoch.

Es sei wunderbar, „ihre“ Yvi so zu sehen, gesteht Britta Merkel im Gespräch mit unserer Zeitung. Die Hündin sei genau da gelandet, wo sie hinpasse, sagt die Tierheim-Leiterin. Da nimmt sie doch gerne den kleinen Trennungsschmerz in Kauf – den Ivy und Familie aber fleißig so klein wie möglich halten. „Ich bekommen fast täglich neue Bilder“, lacht Britta Merkel. Man steht in regem Whatsapp-Kontakt, und auch ein weiterer Besuchstermin im Frühjahr ist schon geplant.

Yvi, die einst Unvermittelbare, hat die Chance auf ein Leben außerhalb des Tierheims bekommen und genutzt. So ist es übrigens auch dem kleinen Axel ergangen, der ein Jahr zuvor in der ersten Staffel als extremer Angsthund aus dem Würzburger Tierheim kaum Chancen auf Vermittlung hatte. Er ist bei Tierschützerin Anja Plötze geblieben, wie die Sendung am Sonntag ebenfalls zeigte. Hier hat er bei seinem Frauchen das Vertrauen in die Menschheit wiedergefunden und gleichzeitig einen Platz in deren kleinem Hunderudel. In der aktuellen Staffel versucht nun auch das rumänische Not-Fellchen Flöckchen hier Anschluss zu finden.

Nächstes Mal: Old English Bulldog Bruno

Neben den Vierbeinern, die als Straßenhunde wie Flöckchen, als Hunde aus Animal-Hoarding (gewissermaßen einer Art „Tier-Sammel-Sucht“) wie Charlie und Snoopy oder aus erbärmlich schlechter Haltung wie Haßberge-Hund Siggi Schwierigkeiten haben, sich in der Welt und damit einem Zuhause zurechtzufinden, gibt es noch solche wie Old English Bulldog Bruno, ebenfalls aus dem Haßberge-Tierheim in Zell. Seine Diagnose aktuell: hochgradige Ellenbogengelenks-Dysplasie samt Arthrose, beidseitige Hüftdysplasie, Verkümmerung des 6., 7. und 8. Halswirbels. Was neben Schmerzen für den kleinen Vierbeiner auch regelmäßige finanzielle Aufwendungen für einen möglichen künftigen Besitzer bedeutet. Seine Prognose daher bisher: nahezu unvermittelbar. Ob es auch Bruno wie seiner ehemaligen Haßberge-Tierheim-Genossin Yvi gelingt, diese Prognose zu widerlegen und bei einer neuen Familie ein Zuhause samt Happy End zu finden? Der Old English Bulldog wird dann am kommenden Sonntag, 22. Januar, ab 16.45 Uhr bei den „Unvermittelbaren“ auf RTL zu sehen sein.