Computer mit Quantenprozessoren sollen mathematische Probleme lösen, für die heutige Rechner Jahre bräuchten – so sie überhaupt zu einem Ergebnis kämen. Google hatte bereits 2019 verkündet, die sogenannte Quantenüberlegenheit erreicht zu haben, erntete aber Kritik: Der Konzern habe eine Aufgabe gewählt, die seinen Quantenrechner besonders gut aussehen ließ. „In der breiten Anwendung ist die Quantenüberlegenheit noch nicht erreicht“, meint Isabella Fritsche. Aber das dürfte nur eine Frage der Zeit sein.
Manchen bereitet die Entwicklung auch Sorgen. Denn wie jedes Werkzeug können auch Quantencomputer für fragwürdige Zwecke eingesetzt werden. So hält es das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik für möglich, dass bereits 2030 „kryptografisch relevante Quantencomputer“ existieren, welche die bisher üblichen Verschlüsselungen knacken könnten. Experten arbeiten deshalb an neuen Verschlüsselungsverfahren, die teilweise ebenfalls auf Quantentechnologien beruhen.
Fehlerkorrektur als Herausforderung
Fragt man die Verantwortlichen der Quantencomputing-Initiative des DLR nach möglichen Anwendungen, folgt eine lange Aufzählung: schnellere Entwicklung neuer Medikamente und Werkstoffe, genauere Klimamodelle, Optimierung von Schichtplänen und Lieferrouten, Künstliche Intelligenz und vieles mehr. Quantencomputer sollen dabei nicht nur viel schneller sein, sondern auch weit weniger Energie verbrauchen als heutige IT-Systeme. Bis zum breiten Einsatz in der Praxis – etwa im Umfeld großer Rechenzentren – sind aber noch etliche Fragen zu klären.
Zum einen geht es darum, die Zahl der Qubits und damit die Leistung weiter zu steigern. Zum anderen müssen die Forscher die Verlässlichkeit der Ergebnisse im Auge behalten. Quantenphysikalische Prozesse reagieren sehr sensibel auf äußere Einflüsse wie Magnetfelder oder Erschütterungen. Und auch ohne solche Störfaktoren machen die Quantenrechner Fehler. Die zu finden und zu korrigieren sei eine echte Herausforderung, sagt Isabelle Fritsche, bevor sie zurück ins Labor geht.
Milliarden für Quantencomputer aus Deutschland
Quanten
Im weiteren Sinn versteht man unter Quanten Teilchen wie Atome, Elektronen oder Photonen, deren Energieniveau, Ladung oder Drehrichtung (Spin) sich nur in definierten Stufen ändern kann. Solche Zustandsänderungen lassen sich in Quantencomputern und Quantensensoren zur Informationsverarbeitung nutzen. Dabei spielen weitere quantenphysikalische Phänomene wie die Überlagerung von Zuständen oder die Verschränkung von Teilchen eine Rolle.
Forschung
Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz fördert die Entwicklung von Quantentechnologien in Deutschland bis 2026 mit drei Milliarden Euro. Davon entfallen 740 Millionen Euro auf die Quantencomputing Initiative (QCI) des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt mit den Hauptstandorten Ulm und Hamburg. Allein in Ulm stellt das DLR derzeit sieben Start-up-Unternehmen Räume und Infrastruktur zur Verfügung und betreibt zudem eigene Forschung.