Wohnanlage in Dörfles-Esbach Bagger auf dem Gelände der ehemaligen Ziegelei

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Bagger bereiten auf dem Gelände der alten Ziegelei in Dörfles-Esbach den Bau einer Wohnanlage vor. Foto: privat

Zwischen Sportland und Netto-Markt entsteht eine Wohnanlage. Auf dem Areal werden Fundamente freigelegt. Sie erinnern an die alte Ziegelei.

 
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Döfles-Esbach - Auf dem Gelände der ehemaligen Ziegelei in Dörfles-Esbach entsteht eine Wohnanlage. Laut Bürgermeister Udo Döhler hat ein Privatinvestor die Fläche zwischen Sportland und Netto-Markt erworben. Im Boden befinden sich offensichtlich noch alte Fundamente der Ziegelei, die vor Beginn der eigentlichen Bauarbeiten abgebrochen werden müssen. In diesen Tagen holten zwei Bagger auch Schienen aus der Erde, auf denen früher wohl mit Waggons der Ton aus der Tongrube der Ziegelei transportiert wurde, wie eine Anwohnerin mitteilte.

Wie groß die Ziegelei einst war und welche Bedeutung sie für Dörfles-Esbach und die Region hatte, zeigt Ulrich Göpfert, Chronist der Coburger Heimatgeschichte, auf. Demnach fanden Ende des 19. Jahrhunderts viele Menschen in der Ziegelei Arbeit und Brot. Gefertigt wurden etwa Backsteine, Hohlsteine, Rinnen-, Taschen-, Firstziegel und Herdplatten. Die Ziegelei vergrößerte sich zusehends, wie Göpfert aufzeichnet. Es wurden weitere Arbeitskräfte benötigt, die Dörfles-Esbach nicht aufbringen konnte. Immer wieder tauchte die Klage über den Mangel an Arbeitskräften auf. Dieser führte im Jahr 1899 zum Bau von vier Arbeiterhäusern. Außerdem wurde auch eine Unterkunft zur Unterbringung von Arbeitern errichtet. Der Produktionsumfang der Ziegelei war beachtlich und Lieferungen erfolgten nach ganz Deutschland. Bald sanken aber die Dividenden und fielen kriegsbedingt 1914 ganz aus. 1921 erwarb Otto Albrecht aus Weimar sämtliche Aktien. In der Wirtschaftskrise 1929 ging das Werk in Konkurs. 1930 wurde die Ziegelei mit allen Liegenschaften von der Gesellschaft für Bodenunternehmungen in Leipzig ersteigert.

1986 kam das Ende

Die Umsätze waren laut Göpfert bis in die 80-iger Jahren gut, gingen dann jedoch wegen geringer Nachfrage des Baumarktes zurück. Die Kapazität der Ziegelei war nur noch zu etwa 40 Prozent ausgelastet. 1986 wurde die Produktion und der Lehmabbau eingestellt. „Mit dem Abriß der Fabrikgebäude im Jahre 1989 und der Sprengung der Fabrikschornsteine ging die Ära eines der ältesten Industriebetriebe des Coburger Landes zu Ende“, schreibt Göpfert. Die Lehmgrube verkaufte man an den Müllzweckverband und das eigentliche Betriebsgelände wurde als Bauland veräußert.

Bis 1986 wurde der Rohstoff Ton aus der Tongrube gegraben. Sie lag nach der Schließung des Ziegelwerkes brach. Der Müllzweckverband wollte die Grube als Platz für seine Abfallbeseitigung nutzen, wie Göpfert zurückblickt. Aber dagegen wehrten sich die Dörfles-Esbacher. Die Gemeinde konnte die Grube zurückkaufen. Das Landratsamt Coburg wies schließlich mit Zustimmung der Gemeinde den Esbacher See, der eine Tiefe von 15 Metern aufweist, und die umliegenden Flächen als „geschützten Landschaftsbestandteil“ im Sinne des Bayerischen Naturschutzgesetzes aus. Inzwischen hat sich die Artenvielfalt der Tiere und Pflanzen in der ehemaligen Tongrube sehr zum Vorteil in der Natur gewandelt. Dort findet sich zum Beispiel die seltene Beutelmeise. Das Wasser des Sees reinigt sich selbst und weist laut Göpfert mittlerweile einen gesunden Fischbestand auf.

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