Doppel-Ausstellung in Mürsbach Zwischen Opportunismus und Opposition

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Die Malerin Maryam Mottalebi rückt Prominenten auf den Leib. Foto:  

Das Verhältnis von Künstlern zur Macht untersuchen zwei Ausstellungen in Mürsbach. „THE gallery“ zeigt historische Dokumente und Promi-Porträts von Maryam Mottalebi.

 
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Um Kunst und Macht kreisen zwei Ausstellungen, die bis Ende Oktober in „THE gallery Mürsbach“, der ehemaligen „KunstMühle“, zu sehen sind. Anlass sind die Diskussion in Bamberg über den Umgang mit den abgehängten Bildern des strammen Nazis und Antisemiten Fritz Bayerlein (1872 bis 1955), aber auch die Versuche in Nürnberg, einen Weg des Umgangs mit der Nazivergangenheit und der Architektur am ehemaligen Reichsparteitagsgelände zu finden.

Der Mürsbacher Galerieleiter Thomas Elle hat überraschende Perspektiven auf Künstler und Personen zusammengetragen. Im Zentrum der Ausstellung „Künstler:innen und Macht. Zwischen Opportunismus und Obsession – das Böse und das Bild“ steht der Film „Zeit der Götter” von Lutz Dammbeck aus dem Jahr 1992. Er beschäftigt sich mit Biografien von Künstlern und Politikern zwischen Paris und Berlin im Zweiten Weltkrieg und in den beiden deutschen Nachkriegsstaaten und beschreibt deren Beziehungsgeflechte bis in Geheimgesellschaften und politische Netzwerke hinein.

Der Film handelt vordergründig von Arno Breker, der sich als junger Mann in Paris gut vernetzt hatte, bevor er sich in Deutschland zu einem der prominentesten Künstler des nationalsozialistischen Staates entwickelte. Der Künstler Jean Oberlé, im selben Jahr wie Breker geboren, geht während der deutschen Besatzung hingegen in die Résistance. 1940 wird er Journalist für Radio Londres und ruft zum Widerstand gegen Vichy und die Nazis auf. Nach dem Krieg ist er Beobachter bei den Nürnberger Prozessen und fertigt dort verstörende Zeichnungen von Göring, Kaltenbrunner, Keitel und Ribbentrop an, die in der Ausstellung zu sehen sind. „Schnell mit Bleistift auf billiges Papier geworfen verraten die nervösen Striche, mit welchem Entsetzen der Künstler die Präsenz der Nazi-Verbrecher wahrgenommen hat. Ein Entsetzen, das man als Betrachter noch heute deutlich fühlen kann“, erläutert Thomas Eller.

Parallel zeigt seine „THE gallery“ unter dem Titel „Where Power Lies. 31 Portraits“ Gemälde von Maryam Mottalebi. Sie studierte viele Jahre Malerei in Teheran bei Abbas Katouzian, bevor sie nach Deutschland zog, um Umweltwissenschaften zu studieren. Seit über zehn Jahren malt sie obsessive Porträts von Politikern und anderen Trägern der Macht, Trump und Putin, Netanjahu, Merkel und Rafsanjani. Sie stellt Macht nicht infrage, sie interessiert die Verkörperung von Macht. Das moralische Urteil überlässt sie dem Betrachter. Mottalebi rückt den Porträtierten auf den Leib und zoomt nahe heran. Die Künstlerin will wissen, was Macht mit der Person macht.

Bis 30. Oktober, Donnerstag bis Sonntag, 15 bis 18 Uhr. „THE gallery“, Mühlstraße 8, Mürsbach, www.the-gallery.online.

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