„Dreizehn jüdische Schicksale“ Lichtenfelser Dokumentarfilm in New York

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Bei den Dreharbeiten zum Dokumentarfilm: (v.li.) der Leiter des P-Seminars „13 Führerscheine - Dreizehn jüdische Schicksale“ am Meranier-Gymnasium Lichtenfels, Studiendirektor a.D. Manfred Brösamle-Lambrecht, Regisseur Ryoya Terao, Kameramann Mark Raker. Foto: Landratsamt Lichtenfels

Das Projekt des Meranier-Gymnasiums über konfiszierte jüdische Führerscheine am Obermain wird in Amerika via Film publik gemacht. Los geht es am 27. April.

 
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Für den Dokumentarfilm über das Projekt ‚13 Führerscheine – Dreizehn jüdische Schicksale‘ gibt es am 27. April eine vorab Vorführung, eine so genannte Sneak Preview, im Deutschen Generalkonsulat in New York. Die Initiative zu dem Film ging vom Deutschen Generalkonsulat in New York aus. So kam es, dass im vergangenen Sommer ein US-amerikanisches Film-Team mit Ryoya Terao an der Spitze die Recherchen des Projekt-Seminars am Meranier-Gymnasiums Lichtenfels dokumentierte. Nun wird der fast fertige Film erstmals vor kleinem ausgewähltem Publikum im Rahmen der Veranstaltung unter dem Titel „13 Driver’s licences – A journey of Disovery, Reflection and Reconciliation“ zu sehen sein. Das teilte das Landratsamt Lichtenfels am Montag mit. Landrat Christian Meißner spricht von einer „herausragenden Würdigung“.

Eine richtige Premiere wird es noch nicht sein, weil eine entscheidende Szene fehlt, erläutert Professorin Elisabeth Gareis, gebürtige Lichtenfelserin. Sie hat mit Lisa Salko, der Enkelin von Sigmund Marx, einem der einstigen Führerscheininhaber, das Film-Projekt in die Wege geleitet.

Reihe von Vorträgen

Lisa Salko hat nach ihrem Besuch in Lichtenfels in den Vereinigten Staaten von Amerika über das Projekt eine Reihe von Vorträgen gehalten. Auf ihr Engagement hin wurde und wird die Ausstellung „13 Führerscheine“ an vielen Orten in den USA präsentiert. Lisa Salko selbst hat dazu in den vergangenen Jahren eine Vielzahl von Vorträgen gehalten und gibt weiterhin welche. Unter anderem war die Ausstellung im Museum of Jewish Heritage in New York City zu sehen. Nun wird sie im Generalkonsulat sprechen und dabei gefilmt. Diese Szene wird mit in den Film eingebaut.

Über ihre Beweggründe, das Projekt in den USA publik zu machen sagt, Lisa Salko: „Im November 2018 habe ich dem Leiter des P-Seminars, Manfred Brösamle-Lambrecht, und den an diesem außergewöhnlichen Forschungsprojekt beteiligten Schülerinnen und Schülern versprochen, einen Weg zu finden, die Geschichte der ‚13 Führerscheine’ in den Vereinigten Staaten zu erzählen. Angesichts des stetigen Anstiegs von Antisemitismus, Hassverbrechen, Holocaust-Leugnung und -verzerrung in den Vereinigten Staaten (und in der ganzen Welt) bin ich fest entschlossen, andere durch die Erfahrung der ‚13 Führerscheine’ aufzuklären, damit sich die Geschichte nicht wiederholt. Ich bin sehr stolz darauf, mit dem Deutschen Generalkonsulat New York und einem namhaften Film-Team zusammengearbeitet zu haben, um diesen bedeutungsvollen Film umzusetzen. Besonders stolz bin ich darauf, in Lichtenfels Leute getroffen zu haben, die aufrecht sind und nicht wegschauen und die in ihrem Umfeld das kollektive Bewusstsein zur Holocaust-Aufklärung, der Toleranz und des Gedenkens geweckt haben“.

Landrat enorm stolz

Landrat Christian Meißner unterstreicht: „Wir sind enorm stolz, was die jungen Leute aus unserem Landkreis mit ihrem P-Seminar „13 Führerscheine - Dreizehn jüdische Schicksale“ seit 2018 bewegen. Dass nun daraus ein Dokumentarfilm entstanden ist und dass er im Generalkonsulat in New York gezeigt wird, ist nochmals eine neue Dimension. Unser großer Dank gilt Lisa Salko, Professor Elisabeth Gareis und ihrem Mann Ryoya Terao für ihr großartiges Engagement, dieses Projekt umzusetzen.“

Im vergangenen Sommer empfing der Landrat das Filmteam aus den Vereinigten Staaten und Professorin Elisabeth Gareis im Landratsamt. Die gebürtige Lichtenfelserin lebt seit 1994 in New York und lehrt dort am Baruch College. Ihr Ehemann, Ryoya Terao, wiederum ist Dokumentarfilmemacher und Associate Professor of Video Production am Department of Entertainment Technology am New York City College of Technology und Regisseur bei dem Projekt. Die Dreharbeiten begannen im Juni 2021 in New York, vom 30. Juli bis zum 8. August 2021 erfolgten sie im Landkreis Lichtenfels. Dazu kam mit Emmy-Preisträger Mark Raker ein Weltklasse-Kameramann von New York nach Lichtenfels, um vor Ort die Aufnahmen zu machen.

Im Rahmen der Dreharbeiten in Deutschland wurden die ehemaligen Schülerinnen und Schüler, ihr ehemaliger Seminarleiter, Studiendirektor a.D. Manfred Brösamle-Lambrecht, die Altenkunstadter Archivarin Inge Goebel (83 Jahre), und der Lichtenfelser Zeitzeuge Walter Maisel (93 Jahre) interviewt. Der nun fast fertigen kürzeren soll eine längere Film-Version folgen. Weitere Aufnahmen sind für den Sommer nächsten Jahres geplant. Die Koinor-Horst-Müller-Stiftung unterstützt das Projekt laut Michael Schulz vom Stiftungsrat mit einem finanziellen Beitrag. Die Stiftung hat auch das P-Seminar und die Ausstellung gefördert.

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