Ebern Ab August ist die Berufsschule Geschichte

Helmut Will
1954 stand die neu errichtete Kreisberufsschule in Ebern noch allein auf weiter Flur. Foto: / Rothbauer/ Archiv Steffen Schanz

Das Gebäude in Ebern kann auf gut siebzig Jahre Geschichte zurückblicken. Die Idee, sie weiter zu nutzen und hier die Landesbaudirektion unterzubringen, fiel nicht auf fruchtbaren Boden.

 
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Ebern - Warum soll eigentlich das wunderbare Gebäude der alten Berufsschule Ebern abgerissen werden, wo doch die Landesbaudirektion darin arbeiten könnte? Diese Frage stellte ein Bürger vor einiger Zeit, es wurde anders entschieden. Der Abriss der Berufsschule steht im August 2021 an, auch der ehemalige Gasthof zur Post in der Bahnhofsstraße fällt dem Abriss zum Opfer, dort wird dann die Landesbaudirektion entstehen.

Damit verabschiedet sich die ehemalige Berufsschule in der Mozartstraße aus dem Stadtbild von Ebern – und das nach knapp sieben Jahrzehnten. Nach Unterlagen des ehemaligen Kreisheimatpflegers Günter Lipp erfolgte die Grundsteinlegung der Schule am 14. Dezember 1953, ein Jahr später war sie fertig gestellt. Die Baukosten betrugen nach Aussage von Lipp 448 676 Deutsche Mark. An der Südseite seien farbige Glasfenster eingebaut, die Handwerker darstellen. Auf einem ist ein roter Krebs als bewusster Hinweis auf den damaligen Landrat Dr. Hans Krebs zu sehen. Dem ehemaligen Heimatpfleger Lipp ist es wichtig, die Abbildung beim Abriss unbedingt zu bergen. „Darauf habe ich schon im März 2018 hingewiesen“, so Lipp.

Im Jahr 1972 wurde die Einrichtung Außenstelle der Kreisberufsschule Haßfurt und 1974 zusammen mit dieser verstaatlicht, was für den neuen Landkreis eine erhebliche finanzielle Entlastung darstellte. Wie Lipp weiter ausführt, sei in der Eberner Literatur über die Kreisberufsschule praktisch nichts zu finden. „Hier war man offensichtlich sehr zurückhaltend bei der Öffentlichkeitsarbeit“, mutmaßt er.

Günter Lipp wäre nicht Günter Lipp, wenn er nicht in seinem Archiv kramen würde. Er hat es getan und fand einen Zeitungsausschnitt der Neuen Presse vom 26. September 1953. Dort ist zu lesen, dass der Kreisausschuss unter dem damaligen Landrat Dr. Hans Krebs beschloss, das zum Bau der Kreisberufsschule notwendige Material selbst einzukaufen und es den Handwerksmeistern zur Verfügung zu stellen. Es wurden mehrere Handwerker auserkoren, mit denen der Landrat persönlich über die Übertragung von Arbeit verhandeln sollte. Die Frage der örtlichen Bauleitung, so ist zu lesen, war zu diesem Zeitpunkt noch nicht geklärt.

Da die kaufmännische und hauswirtschaftliche Kreisberufsschule Ebern nach Fertigstellung im Jahr 1954 nur mit dem unbedingt notwendigen Inventar ausgestattet war, mussten in den folgenden Jahren laufend neue Anschaffungen getätigt werden. So wurde im April 1958 ein „neuzeitliche Beleuchtungsanlage“ installiert und noch vieles mehr, was nötig war, um Unterricht für die verschiedenen Berufssparten gestalten zu können. 723 Schüler waren es in der Berufsschule im Jahr 1956, vier Jahre später, 1960, besuchten noch 411 die Schule. Auch für Schüler aller siebten Klassen fand in den sanierten Werkstätten der Berufsschule Ebern eine vertiefte Berufsorientierung statt. Dabei wurden folgende Berufsfelder angeboten: Bau, Metall, Holz, Friseur, Gesundheit, Handel und Gartenbau. Finanziert wurde das vom Staat Bayern und der Bundesagentur für Arbeit mit jeweils circa 50 000 Euro.

Auch die Lebenshilfe Ebern hatte ihr Domizil in der ehemaligen Berufsschule gefunden, wie sich deren Vorsitzender, Dr. Hans-Werner Steeger, aus Anlass seines 70. Geburtstages erinnerte. Von der ehemaligen Schule in Unterpreppach zog man im Jahr 2004 in die ehemalige Berufsschule Ebern. „Nach vielen schönen und glücklichen Tagen in der alten Berufsschule Ebern erfolgte 2018 die schmerzvolle Schließung der heilpädagogischen Tagesstelle in Ebern zum Ende des Schuljahres 2017/18“, bedauerte Steeger. Um nochmals auf den Vorschlag die Kreisberufsschule für die Landbaudirektion zu nutzen zurück zu kommen: Der Hinweisgeber meinte, dass vieles dafür spreche – beispielsweise die Zentrumsnähe, der kurzer Weg zum Bahnhaltepunkt, Parkmöglichkeiten oder der Südhang mit schöner Aussicht. Aber seine Vorschläge wurden nicht gehört.

Im März 2018 tauchten erste Meldungen in den Tageszeitungen auf, dass die ehemalige Berufsschule Ebern abgerissen werden soll, weil die Stadt Ebern plane, das Grundstück neu zu bebauen. Dazu sagt Bürgermeister Jürgen Hennemann, dass die Stadt Ebern im März 2018 mit dem Landratsamt Haßberge den Kauf des 13 000 Quadratmeter großen Areals der Berufsschule vereinbart habe. „Als Kaufpreis wurde er übliche Grundstückspreis pro Quadratmeter festgelegt“, so der Bürgermeister. Eine Summe nannte er nicht. Die Zahlung des Kaufpreises erfolge schrittweise nach Nutzung des Geländes. Der Teil für den Kindergarten, der bereits steht, sei schon an den Kreis bezahlt.

Der Abriss des Berufsschulgebäudes soll ab August 2021 durch den Kreis vorgenommen werden, so der Bürgermeister. Bis dahin ist in dem Gebäude noch die Notgruppe für den Kindergarten Rentweinsdorf untergebracht. Auf dem Gelände soll neben der neuen Kindertagesstätte Wohnbebauung für Mehrfamilienhäuser entstehen. „Im letzten VG Blatt gab es dazu eine Ausschreibung, zu der sich Bauträger bewerben können. Die Baugenossenschaft Ebern will ein Gebäude errichten. Es sollen Mietwohnungen wie auch Eigentumswohnungen entstehen, um das Wohnungsangebot in Ebern zu entspannen“, so Hennemann.

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