Ebern Bürgerverein würdigt neue Ehrenmitglieder

Rudolf Hein
Der Vorsitzende des Bürgervereins Ebern, Ingo Hafenecker, dankte mit Urkunde und Blumen Sibylle Kneuner und Inge Günther (rechts) für ihr Engagement. Foto: Rudolf Hein

Heute sind Frauen in Vereinen selbstverständlich. Doch lange waren diese Männern vorbehalten – auch im Eberner Bürgerverein. Im Rahmen der Ehrung von Inge Günther und Sibylle Kneuer ging Kreisheimatpflegerin Christiane Tangermann näher auf diese Gegebenheit ein.

 
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er Vorsitzende des Eberner Bürgervereins fand es „an der Zeit“, dass endlich mal ein Fest anstand, zumal der Verein in diesem Jahr 125 Jahre alt geworden ist. Ingo Hafenecker war es eine große Ehre, zwei Damen die Ehrenmitgliedschaft verleihen zu dürfen, und das für herausragende Aktivitäten im Vereinsleben und „nicht einfach nur für viele Jahre der Vereinszugehörigkeit.“ Über Jahrzehnte hinweg hatte es nur männliche Mitglieder gegeben, erst 1950 waren fünf Damen „aus den besseren Kreisen“ dazugekommen. Gegenwärtig zählt der Verein etwa ein Drittel Frauen.

In seiner Laudatio für das neue Ehrenmitglied Inge Günther zeigte sich der Vorsitzende dankbar, dass sie sich 2005 in den Vorstand hat wählen lassen und „den verknöcherten Männerhaufen dort aufgemischt hat.“ Günther war die Seele der Kaffeebar, ihre Zwiebelkuchen und Kartoffelsuppen waren legendär, bei allen Festen war und ist sie noch heute aktiv in Vor- und Nachbereitung dabei. Sie arrangierte Sonderausstellungen wie „Willkommen in der Puppenküche“, führte die Strickabende in den Wintermonaten ein, durch die auch viele Flüchtlingsfrauen ein Stück weit in Ebern integriert wurden.

Die Kunsthistorikerin Sibylle Kneuer bezeichnete Hafenecker als einen „Glücksfall für den Landkreis“. 1992 hatte der damalige Landrat Handwerker sie gebeten, Konzeptvorschläge für die Museen im Landkreis zu erarbeiten. Schnell entwickelte sich eine gute Zusammenarbeit mit dem „aktivsten von Laien geführten Heimatmuseum in Unterfranken“, die über all die Jahre anhielt und mit der wissenschaftlichen Aufarbeitung von Leben und Werk des Malers Adolf Vogel einen vorläufigen Höhepunkt gefunden hat. Sibylle Kneuer zeigte sich gerührt über die erste Ehrung ihres Lebens und rühmte die „leichte und nicht bierernste Zusammenarbeit, in der Zwischenmenschlichkeit immer großgeschrieben wurde.“

Aus dem gegebenen Anlass stellte Kreisheimatpflegerin Christiane Tangermann Frauen aus Ebern in den Mittelpunkt ihrer Festrede, „die das Alltägliche und Konventionelle verließen und etwas Ungewöhnliches wagten“.

Keine echte Ebernerin, aber durchaus wichtig für die Stadt, ist die Schutzpatronin Barbara, die man in den 60er Jahren aus dem Heiligenkalender strich – und 2001 wieder aufnahm, einfach weil sie auch hier in Unterfranken fest im Volksglauben verankert war.

Das Wirken einer starken Frau aus dem Mittelalter kann man noch heute in Augenschein nehmen. Gegenüber der Laurentiuskirche steht seit dem 15. Jahrhundert das Frauenhaus, das Sophia Pfaffendorfer damals für „gut beleumundete alleinstehende Frauen“ bauen ließ und das auch vom damaligen Bischof anerkannt und von Frondiensten freigestellt wurde. Zu jener Zeit durchaus keine Selbstverständlichkeit.

Marielies Geuß aus der Specke nahm sich die große Freiheit heraus, das Werben des Herrn Friedrich Rückert nicht zu erhören, einfach weil er ihr nicht gefiel. Anna Vogel, die Mutter des Malers Adolf Vogel, lebte einen Traum aus, der um 1895 in Ebern zumindest als anrüchig und nicht fraulich galt: Sie fuhr sehr gerne Fahrrad. Die damalige Damenkleidung war vielröckig, die Unterhose für Frauen noch nicht erfunden. Das hielt Frau Vogel nicht von ihrer Leidenschaft ab, sie entwarf eine Art Hosenrock für Radlerinnen, der sogar in Paris unter Patentschutz gestellt wurde.

Die Heimatdichterin Eva Wärther, geboren 1859, verlor Mann und Kind durch schwere Schicksalsschläge und goss ihren Schmerz in wunderschöne melancholische Gedichte, die niemals in Buchform erschienen sind. Margarete Weinbeer, Jahrgang 1909, war eine der ersten Vertreterinnen der Montessori-Pädagogik, was ihr im Dritten Reich Berufsverbot und Verfolgung bescherte, weil sie sich für behinderte Kinder einsetzte, die damals als „lebensunwert“ galten.

Es waren die Eberner Frauen, die gegen Ende des Zweiten Weltkriegs die Panzersperren wegräumten und das Hermsdorfer Haus neben dem Grauturm abrissen, um weiteres Blutvergießen und die Zerstörung des Eberner Wahrzeichens zu verhindern.

Last but not least: Erika Zucker. Als 14-jährige kam sie 1942 als Lehrling in die Eberner Stadtverwaltung. In vielen Dienstjahren „durften mehrere Bürgermeister unter ihr arbeiten“, sie entwickelte sich zur letzten Instanz in allen Details des Stadtlebens. „Da fragen wir mal die Erika“ war über lange Zeit ein geflügeltes Wort in Ebern. Dem zwölfköpfigen Vorstand des Vereins gehören gegenwärtig vier Frauen an.

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