Claudia Stadelmann koordiniert den Einsatz der Mitarbeiter für den Hospizdienst der Malteser mit Dienststelle in Haßfurt. Sie sowie Annerose Simon und Johanna Muckelbauer betonen, dass vor allem die direkte Nähe fehlt.
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Im Mittelpunkt des Hospizes steht der schwerkranke und sterbende Patient mit seinen Wünschen und Bedürfnissen. Ziel ist es, diese zu erfüllen und dem Sterbenden einen möglichst angenehmen Abschied in harmonischer Umgebung und ohne Angst zu ermöglichen. Diese Aufgabe, diese Anforderungen, verlangen Frauen und Männern, die sich der Hospizarbeit verschrieben haben, einiges ab.
Die Pandemie, nunmehr schon über ein Jahr lang, erschwert die Arbeit der Mitarbeiter in Hospizeinrichtungen enorm. Die Bestimmungen infolge Corona, stehen wie eine Wand zwischen den Hospizmitarbeitern und dem todgeweihten Patienten in selbstständigen Einrichtungen mit Versorgungsauftrag für unheilbare kranken Menschen.
Claudia Stadelmann, Koordinatorin für den Hospizdienst der Malteser mit Dienststelle in Haßfurt, organisiert für den Bereich des Landkreises Haßberge die Hospizarbeit mit knapp 60 Ehrenamtlichen für Hospiz- und Traueranfragen. „Unsere Mitarbeiter können durch Telefonate mit Angehörigen in der jetzigen Zeit, aber auch bei den inzwischen wieder möglichen Besuchen in Alten- und Pflegeheimen, auf der Palliativstation, sowie im privaten Umfeld zuhause hilfreiche Gesprächspartner sein“, sagt Claudia Stadelmann.
Schon immer sei es für viele Betroffene in der Hospizarbeit und in der Trauerarbeit wichtig, mit einfühlsamen und verständnisvollen Menschen ins Gespräch zu kommen, um noch verschiedenste Dinge loszuwerden oder aussprechen zu können. Oft falle dies leichter, wenn der Gesprächspartner kein Familienmitglied ist. Dieses Dasein, Zuhören und Mitaushalten wäre deshalb schon immer ein wesentlicher und für alle Beteiligten entlastender Baustein der Hospizarbeit.
Von den von Claudia Stadelmann genannten 60 Ehrenamtlichen steht zurzeit nur ein Teil der Mitarbeiter in der Pandemie zur Verfügung. Zwei davon sind Annerose Simon aus Knetzgau und Johanna Muckelbauer aus Kirchlauter. Dazu sagt die Koordinatorin der Malteser Hospizarbeit: „Sie müssen bedenken, dass sich in dieser Pandemie jeder zurückzieht aber unsere Ehrenamtlichen gehen an die Front. Jeder Ehrenamtlicher muss für sich selbst genau abwägen, ob er sich selbst zur Risikogruppe zählt und ob er in der momentanen Situation eine Begleitung überhaupt leisten kann. Gesundheitliche Gründe spielen dabei eine genauso wichtige Rolle wie persönliche.“
Annerose Simon wohnt in Knetzgau, ist 62 Jahre, von Beruf Erzieherin und ist seit 17 Jahren in der Hospizarbeit tätig. „Der Kontakt mit Menschen in verschiedenen Lebenslagen hat mir schon immer gefallen. Gerade der Umgang mit Menschen am Ende des Lebens hat mich positiv herausgefordert“, sagt Simon.
Ihre Ausbildung zur ehrenamtlichen Hospizmitarbeiterin hat sie in Würzburg über den Zeitraum von neun Monaten bei den Maltesern absolviert. Eine Praxisphase mit begleitenden Supervisionstreffen schloss ich an. „Ich zähle nicht, wie viele Menschen ich in der letzten Phase ihres Lebens begleitet habe, ich behalte eher Begegnungen in Erinnerung“, so Annerose Simon. Sie erinnert sich immer wieder an die tiefen, ehrlichen und intensiven Begegnungen, Gespräche in gemeinsamen und stillen Zeiten mit Menschen, die sie auf ihrem letzten Weg begleitet und an Gespräche mit Angehörigen.
„Corona hat auch für mich vieles verändert, schon deshalb, weil die Bedingungen für Besuche infolge der Hygienevorschriften anders wurden. „Es fehlt einfach die direkte Nähe, wo man ohne Bedenken eine Hand halten oder streicheln konnte“, sagt Annerose Simon und fährt fort: „Die Konzentration auf mein Gegenüber war durch die äußeren Umstände nicht der gewohnten Art und Weise für mich möglich.“ Trotzdem spüre sie, dass die Menschen ihr Dasein dankbar und erleichtert angenommen haben.
Mit Pflegeheimen, Palliativstationen und Krankenhäusern wird seit langen Jahren in der Hospizarbeit vertrauensvoll zusammen gearbeitet. „In der gegenwärtigen Zeit werden wir von den Alten- und Pflegeheimen weniger angefragt, als vor der Pandemie. Dies hat natürlich verschiedenste Gründe. Es erfordert beispielsweise eine enorme Mehrarbeit vom Heimpersonal, jeden Besucher einzulassen, alle nötigen Maßnahmen und Vorkehrungen zu treffen und dann auch noch die Bewohner fertigzumachen und ins Besucherzimmer zu bringen. Doch auch in Corona- Zeiten stehen uns Wege offen, kranken und trauernden Menschen und deren Zugehörige gezielt zu helfen“, sagt Claudia Stadelmann.
Johanna Muckelbauer wohnt in Kirchlauter, ist 61 Jahre alt und hat lange Jahre als Pharmazeutisch Technische Assistentin gearbeitet. In der Hospizarbeit ist sie seit 20 Jahren tätig. „Meine Entscheidung, mich dieser Aufgabe zu widmen, war der plötzliche Tod meines Vaters im Jahr 2000“, sagt sie. Nach ihrer Ausbildung für Sterbebegleitung durch die Malteser half sie in den Anfangsjahren in vielen Seniorenheimen, um Erfahrungen zu sammeln, begleitete sehr viele Menschen auf ihrem letzten Weg. Auch im palliativmedizinischen Dienst ab 2012 war sie im Krankenhaus in Ebern tätig. „Da war ich von Anfang an dabei und koordinierte die Hospizhelfer und auch bei den Rummelsbergern in Ditterswind war ich tätig, sowie auch in Familien zu Hause. Jede Begegnung ist einzigartig. Für mich ist die Begleitung von Sterbenden und ihren Angehörigen immer auch ein Lernprozess.“ Insofern seien viele Begegnungen da gewesen, die ihr in Erinnerung geblieben sind und alle waren anders. „Es war auch eine sehr gute Erfahrung, mit Behinderten zusammen zu arbeiten. Es ergaben sich auch sehr viele Situationen, wo man zusammen einfach herzhaft gelacht hat. Es ist eine große Hilfe, wenn man neben sehr ernsthaften Begegnungen auch einmal zusammen lachen kann“, sagte Johanna Muckelbauer.
An ein Erlebnis in ihrer Anfangszeit erinnert sie sich besonders. Es ging um eine ältere Frau, bettlägerig, aber noch nicht sterbend, die immer zur Tür schaute. Sie konnte ihr Vertrauen gewinnen, indem sie das Bild eines lachenden Zebras aufhängte. „Das hat die Seniorin zum Lachen gebracht“, sagt die erfahrene Hospizhelferin. „Es sind Erinnerungen an wunderbare Menschen, die ich bis zum Tode begleitet habe“.
Corona erschwere alles enorm und bringe Unsicherheiten. Auch müsse man an sich selbst denken. In einer Aussage sind sich Annerose Simon und Johanna Muckelbauer einig: Entweder man widmet sich dieser Aufgabe mit ganzem Herzen, oder man lässt es besser, Halbherzigkeit gehe nicht.“ Jedenfalls bekäme man im Umgang mit Schwerstkranken Dankbarkeit und Vertrauen und die beiden Helferinnen haben den Wunsch, dass Corona bald der Vergangenheit angehören möge, damit sie ihre Arbeit wieder nahe am Menschen ausführen können.
„Der Malteser Hospizdienst leistete vor der Coronazeit hier bei uns im Seniorenzentrum St. Elisabeth in Ebern exzellente Hospizarbeit“, sagt Stefan Dünkel, Einrichtungsleiter des Seniorenzentrums St. Elisabeth in Ebern, einer Einrichtung des Diakonischen Werks Bamberg-Forchheim und bestätigt damit die wertvolle Arbeit von Hospizhelfern. Bewohner wurden durch Hospizmitarbeiter begleitet, ihnen dadurch Ängste und Sorgen genommen und somit auch die damit verbundenen Belastungen, sagt Dünkel.
Seit dem 13. März 2020, als Corona kam, sei vieles anders. Die meisten Beziehungen gingen wieder verloren. Stefan Dünkel weiß, dass sich auch die ehrenamtlichen Hospizhelfer selbst schützen müssen. „Wir waren gegen Jahresende wieder dankbar, als trotz aller Vorsorgemaßnahmen die eine Belastung bedeuten, die Hospizarbeit wieder starten sollte, jedoch kamen weniger Hospizbegleitungen zustande, als vor der Pandemie“, sagt der Einrichtungsleiter. Eine Begleitung auf Abstand sei für die Hospizbegleiter nicht toll gewesen, wolle man doch Nähe und Geborgenheit, gerade in der letzten Lebensphase der Menschen ausstrahlen. Stefan Dünkel blickt trotz allem positiv in die Zukunft. „Nachdem in unserem Haus 94 Prozent der Bewohner geimpft sind und über 80 Prozent der Mitarbeiter, hoffen wir, nach Wegfall der Härtefallregelung das alles wieder besser wird, auch hinsichtlich der Hospizbetreuung.“