Ebern startet Mitmachprojekt Jung und Alt – Hand in Hand

Günther Geiling
Die Gäste der Hochschule Coburg stellten das Forschungs- und Mitmachprojekt IDEAL vor (von links): Hochschulmitarbeiter Matthias Scheibe, Bürgermeister Jürgen Hennemann, Projektleiter Professor Dr. Holger Hassel und die wissenschaftliche Mitarbeiterin Anna Benning Foto: /Günther Geiling

Die Lebensqualität steigern – das soll das Mitmachprojekt IDEAL der Hochschule Coburg und der Stadt Ebern. Gesucht sind dafür jüngere und ältere Bürger, die gemeinsam etwas schaffen und verändern wollen.

 
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Ebern - „Miteinander im ländlichen Raum für mehr Lebensqualität und Gesundheit von Jung und Alt sorgen.“ Das ist das Ziel eines Forschungs- und Mitmachprojektes, für das die Hochschule Coburg zusammen mit der Stadt Ebern Vereine, Organisationen und engagierte Bürger sucht, die dazu vor allem in den Bereichen Mobilität, Freizeitgestaltung und Gesundheit Ideen entwickeln und umsetzen wollen.

Bürgermeister Jürgen Hennemann gab im Rahmen einer Veranstaltung in dieser Woche seiner Freude Ausdruck, dass die Hochschule Coburg auf die Stadt Ebern zugekommen sei, um gemeinsam mit dem „Projekt IDEAL“ zur aktiven Stadtentwicklung mit jüngeren und älteren Erwachsenen beizutragen. Das Forschungsprojekt höre sich „sehr gut an“ und sei „ganz im Interesse der Stadt.“ Konkret gehe es darum, junge Erwachsene im Alter von 18 bis 25 Jahren und ältere Erwachsene ab 65 Jahren zusammenzubringen.

Projektleiter Professor Dr. Holger Hassel wies an diesem Nachmittag darauf hin, dass die Hochschule nicht nur mit der Lehre zu tun habe, sondern auch Forschung betreibe. Derzeit hätten fünf Projekte etwas mit Gruppen in Kommunen tun, besonders auch mit Senioren. An der Hochschule habe man ein Netzwerk gegründet, um den Zuschlag für das IDEAL-Projekt zu bekommen. Dieses biete man nun den Bürgern an. Diese sollen dann die Themenbereiche selbst in die Hand nehmen, wobei sie von Mitarbeitern der Hochschule begleitet würden.

„Gemeinsam aktiv werden sowie die Lebensqualität und das Wohlbefinden vor Ort steigern“ sei das Ziel, meinte Professor Hassel. Auch die Mobilität sei möglicherweise ein Thema. „Wir wissen mittlerweile auch, dass es genauso wichtig ist, dass das soziale Miteinander stimmt. Es wirkt wie ein Schutzfaktor und mit ihm geht es den Menschen besser.“

Wichtig sei es bei diesem Forschungsprojekt, dass die Gruppe selbst etwas für sich entdecke und unternehme. Die Gruppe solle selbst Lust bekommen, etwas zu machen und das solle dann auch produktiv umgesetzt werden. „Wir sind eine wissenschaftliche Einrichtung und versuchen, dass das Ganze etwas bringt. Deswegen wollen wir diese Lebensqualität und Akzeptanz dann auch messen, entsprechend der Frage ’geht es euch jetzt danach besser’?“

Im ersten Schritt sei es nun wichtig, Bürger aus den zwei Altersgruppen zu finden, die erst einmal ihre Wohlfühlfaktoren in der Stadt reflektieren und dann auch selbst etwas machen wollen. Ideal wäre, wenn man die beiden Gruppen jung und alt zusammenbringen könnte, aber auch altershomogen wäre die Vorgehensweise vorstellbar.

Jürgen Hennemann sah die Altersgruppe von 18 bis 25 Jahren schon etwas schwierig, weil die jungen Erwachsenen gerade beim Schulabschluss oder in der Ausbildung oder sogar schon weg von der Stadt seien.

Dem stimmte auch Winfried Geuß zu. Er verwies auf manche Jugendliche, die mehrmals in der Woche beim Sportverein oder der Feuerwehr seien. Man habe auch schon selbst einmal diese Thematik aufgegriffen mit einer Handy-Schulung „Jung hilft Alt“. Am leichtesten sei es vielleicht mit einem Austausch Alt und Jung innerhalb der Vereine. Matthias Scheibe, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Hochschule, nannte gerade die Altersgruppe der 18- bis 25-jährigen eine besondere Herausforderung. Diese Gruppe sei gut organisiert und könnte Apps ausprobieren. Natürlich gebe es auch Ultra-Aktive und solche, die schwierig zu motivieren seien. Man gebe „ja auch nur Leitplanken vor.“

Der Leiter des Jugendzentrums der AWO Manfred Jung stellte fest, dass die Besucher des Jugendzentrums meist keinen Sport betreiben. Ihm falle da auch die Arbeit mit dem Computer-Wissen ein, das sie den Älteren beibringen könnten. Andere hätten mehr eine mechanische Ader und die könnten auch von älteren Mechanikern profitieren. „Rentner haben oft unheimlich viel Wissen und das geht sonst verloren. Hier könnte man etwas machen.“

Irene Jungnickel, Stadtratsmitglied, dachte nicht nur an die Arbeit mit den Händen, sondern auch an die Sinne, wo man auch einen Meinungsaustausch mit den älteren Bürgern pflegen könnte, die sicherlich Interessantes aus ihrer Jugendzeit erzählen könnten.

Pfarrer Bernd Grosser fand es interessant, gerade die einzufangen, die noch nicht „an irgendeine Organisation oder einen Verein gebunden“ seien. „Dazu braucht man aber ein Andockthema mit dem Ziel, gemeinsam mit anderen etwas zu tun.“ Etwas anderes sei es mit Seniorengruppen ab 70 und 75 aufwärts, die unterhalten werden wollen. „Meine Idee wäre es, auf junge Alte zuzugehen. Der Glühweinstand wäre hierzu ein guter praktischer Andockpunkt. Dies wäre jetzt doch möglich ohne Maske.“

Walter Ullrich, Vorsitzender der Eberner Vereinsgemeinschaft mit 128 Vereinen im Stadtgebiet, berichtete von den Veranstaltungen wie Fasching oder Ferienprogramm. Vom Dachverband aus versuche man die Arbeit der Vereine zu unterstützen. In der nächsten Sitzung wolle er das Thema zur Sprache bringen. Stadträtin Irene Jungnickel, Stadtratsmitglied und Seniorenbeirätin, schlug vor, die Seniorengruppen ebenfalls mit einzubeziehen.

Professor Hassel benannte es abschließend als vorrangiges Ziel, eine Gruppe zusammenzubringen, welche die sechs Schritte mitgehe. „Für uns ist wichtig, dass sie überlegen, dass das zu ihrer Gruppe passt und sie das Projekt anschieben wollen.“ Diese Frage sollte bis Mitte November geklärt sein, sodass sich möglicherweise am 23. November um 16 Uhr alle interessierten Personen noch einmal treffen könnten.

Der Start des Projektes könne dann Ende Januar oder Anfang Februar erfolgen mit der anschließenden Auswahl einer Idee, die wünschenswert und machbar sei. Wer sich an diesem Forschungsprojekt beteiligen möchte, kann sich auch jetzt schon bei Bürgermeister Jürgen Hennemann im Rathaus melden.

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