„Was soll ein anonymer Aufruf?“, heißt es darin. Man könne „zu seiner Meinung stehen, sich mit anderen auseinandersetzen, miteinander diskutieren“, so Bürgermeister Jürgen Hennemann: „Wir leben in einem Rechtsstaat, in dem das erlaubt ist, aber nach den geltenden Regeln.“
In anderen Städten sei bereits zu solchen Spaziergängen aufgerufen worden, wobei es teilweise zu Gewalt gegen Polizisten und zu Straftaten gekommen sei.
So hatten beispielsweise am Sonntag vor einer Woche im Rahmen einer ebenfalls nicht angezeigten Versammlung in Schweinfurt mehrere Personen Polizisten mit Faustschlägen und Fußtritten angegriffen, außerdem war versucht worden, ein Zivilfahrzeug der Polizei in Brand zu stecken (die NP hatte berichtet).
Bei den entsprechenden Veranstaltungen seien viele Teilnehmer aus der „Querdenkerszene“ gewesen, „Reichsbürger oder rechtsextremen Kreisen“, so der Bürgermeister: „Das wollen wir nicht in Ebern, nicht auf unseren öffentlichen Flächen und Straßen.“
Das Stadtoberhaupt geht sogar noch weiter: „Ich möchte Sie bitten, an solchen Veranstaltungen nicht teilzunehmen. Gehen Sie nicht zu solchen Spaziergängen. Lassen Sie sich nicht instrumentalisieren“, heißt es in der Pressemitteilung. „Hier versucht eine Minderheit, die Maßnahmen gegen die Coronapandemie anzuprangern.“
Sicher könne man über die einzelnen Maßnahmen unterschiedlicher Meinung sein, räumt Bürgermeister Hennemann ein: „Aber Maßnahmen werden nicht erlassen, um Bürger zu schikanieren, sondern um sie zu schützen und Leben zu retten. Besonders die Beschäftigten in den Krankenhäusern wissen um die Wirksamkeit der Maßnahmen.“
Freie Meinungsäußerung sei im Grundgesetz garantiert. Diese könne auf Demonstrationen und Versammlungen geäußert werden. Dafür gebe es aber Regeln, die für alle gelten, so der Bürgermeister: „Veranstaltungen oder Versammlungen sind anzumelden. Ein Verantwortlicher zu benennen. Aufrufe, die diese Regeln umgehen wollen, sollten nicht unterstützt werden.“ Stattdessen solle man sich „Deutschlands größter Coronademo“ anschließen: der Impfkampagne. „Jeden Tag gehen Hunderttausende auf die Straße, um sich impfen zu lassen“, schließt der Bürgermeister: „Damit schützen Sie sich und andere.“
Auch die Eberner Grünen haben sich zur geplanten Veranstaltung positioniert. Natürlich sei es das Recht freier mündiger Bürger, spazieren zu gehen, heißt es in der Stellungnahme von Ortsverbandssprecherin Barbara Hahnlein. Der Aufruf „Wir lassen uns nichts mehr gefallen“ suggeriere jedoch „eine Art unnötige Kampfansage“: „Spaziergang gegen die Spaltung? In unserem Land hat jeder die gleichen Bürgerrechte und bekommt die gleiche medizinische Hilfe. Also wo kann hier von Spaltung die Rede sein?“, heißt es weiter. Die Coronamaßnahmen seien weder unverhältnismäßig in Anbetracht der Lage, noch gebe es einen erneuten Lockdown: „Die Aktion stößt deshalb bei uns auf Unverständnis und Ablehnung.“