Eberner Altstadtfest Ein Prost auf den Bierpreis

Zumindest der Bierpreis dürfte allen passen: Mit vier Euro für die Halbe und acht Euro für die Maß ist das Eberner Altstadtfest vergleichsweise gut dabei. Foto: picture alliance/dpa/Felix Hörhager

Einige Neuerungen beim Eberner Altstadtfest sorgen für hitzige Diskussionen. Wenigstens beim Bierpreis gibt es aber gute Nachrichten.

 
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Die gute Nachricht vorweg: Mit vier Euro für den halben Liter, acht Euro für die Maß Bier gestaltet sich der Bierpreis beim diesjährigen Eberner Altstadtfest durchaus human. Zum Vergleich: Wiesn-Besucher müssen beim Münchner Oktoberfest im Herbst, dem ersten nach der Corona-Zwangspause, mit angekündigten Preisen zwischen 12,60 Euro und 13,80 Euro erheblich tiefer in die Tasche greifen. Aber Ebern ist halt auch nicht München.

„Sehr sozial“, findet Quartiersmanager Stefan Kaiser den Bierpreis, den die auch in diesem Jahr wieder ausschenkende Schlossbrauerei Reckendorf angesetzt hat. Kaiser, selbst Gastronom, gesteht: Er habe mit 4,50 Euro gerechnet. Zumal in Sand beim Altmain-Weinfest am Wochenende dieselben Preise gelten, der Gast dort aber Eintritt zu zahlen hat. In Ebern ist der Festbesuch weiter kostenlos, auch wenn der Veranstalter in vielen Bereichen mit Kostensteigerungen zu kämpfen hat. Ob Technik, Verleiher, Bands – die Preise seien regelrecht explodiert, so Stefan Kaiser: um 20 bis 30 Prozent, wie der Quartiersmanager schätzt. Ganz zu schweigen vom Personalmangel, der gerade die Veranstaltungsbranche heftig umtreibt. Hier hat Kaiser Glück, über sein Tanzlokal in Unterpreppach gute Kontakte zu haben: Im Gegensatz zu anderen Veranstaltern in der Region, die dringend auf der Suche seien, hat er auch den Sicherheitsdienst für das Altstadtfest unter Dach und Fach.

Spät erst konnten allerorts die Planungen für die Saison beginnen. Wird es eine Zugangsbeschränkung nach 3G geben müssen? Wird es angesichts weiterhin hoher Fallzahlen überhaupt Feste in der Größenordnung geben können? Erst als die Behörden grünes Licht signalisierten, gingen die Planungen los. Mit dem Ergebnis, dass die Auswahl etwa an Bands bald nicht mehr besonders groß war. Besonders für den Altstadtfestsamstag waren viele Musiker schon ausgebucht, mit den „Gerchli“, die die Stadt letztlich noch gewinnen konnte, ist man nun glücklich. Immerhin ist „Gerchli“-Sänger Johannes Reinhardt schon mit Malle-Star Peter Wackel aufgetreten. Am Grauturm spielen „Late Night“, die im vergangenen Jahr bereits den „Altstadtfest-Ersatz“ an der Eberner Kulturbühne bestritten hatten. Lokalmatadoren, und nicht nur deswegen gern gehört in der Stadt. Ebenso wie die „Corso-Band“ rund um Stadtrat und Mittelschulrektor Philipp Arnold (Montagabend), alte Bekannte in Ebern, wie auch „Bayernmann“ (Sonntag). Und mit „Rickbop and the Hurricanes“ (Montag am Grauturm) kommt noch Rockabilly-Musik aus dem Baunacher Raum dazu. „Das Programm passt schon“, findet Stefan Kaiser. Corona hat der Quartiersmanager dennoch weiter im Hinterkopf: Gleich einige Bands fielen im März und April wegen Quarantäne ihrer Musiker aus, und die Fallzahlen in der Region sind weiterhin hoch. Da tut ein Notfallplan Not. Zufrieden ist der Quartiersmanager jedenfalls mit der Gastro-Meile, die nicht schlechter bestückt ist als 2019. Die Vielfalt konnte man mit syrischen Spezialitäten und dem „singenden Koch“ Marco Alt aus Hofheim sogar noch erweitern.

Wie ist das nun mit den Sperrzeiten?

Verringert sind dagegen in diesem Jahr die Festzeiten. Wie am Freitag in der Neuen Presse offiziell final bekannt gegeben, endet die Musik heuer an allen drei Festtagen um 24 Uhr. Das Veranstaltungsende wird am Samstag um 1.30 Uhr sein, am Sonntag sowie am Montag um 1 Uhr. Anders hatte der Eberner Stadtrat in seiner nichtöffentlichen Sitzung im Dezember 2021 entschieden, als man sich mehrheitlich darauf geeinigt hatte, das Altstadtfest zu den gleichen Konditionen wie vor Corona, zuletzt im Jahr 2019, abzuhalten. Der Hauptausschuss hatte das Thema dann – nach Aussprachen der Stadt mit Polizei und Sicherheitsbehörden – im Februar erneut auf der Tagesordnung und entschied, wie bereits berichtet, auf eine Verkürzung der Veranstaltungszeiten. Ein Umstand, der die Stadträte in der vergangenen Sitzung vor einer Woche aufgebracht hatte. Ja, gesteht Eberns Bürgermeister Jürgen Hennemann (SPD) gegenüber der Neuen Presse am Freitagmittag auf Anfrage, man hätte das Thema vielleicht besser erneut im Stadtrat behandeln sollen. Allerdings habe die Zeit gedrängt – Verträge mit Festwirt, Bands und Technik mussten geschlossen werden, man musste sich auf die Rahmenbedingungen einigen. Und letztlich sei der Hauptausschuss ein beschließender Ausschuss des Stadtrates mit Vertretern aller Fraktionen. Diese hätten auch beantragen können, dass man den Punkt in den Stadtrat verlegen wolle, sagt Jürgen Hennemann – dies sei allerdings ebenso ausgeblieben, wie Rückmeldungen auf das Protokoll jener Hauptausschusssitzung, das an alle Stadträte gegangen und abgenickt worden war.

Schlussendlich sei aber die Stadt selbst in einer unbequemen Doppelrolle: mit der Verwaltungsgemeinschaft als Genehmigungsbehörde auf der einen Seite, und in diesem Fall als Veranstalter auf der anderen Seite. Was auch bedeute, dass „letztendlich der Bürgermeister dranhängt“, wie Jürgen Hennemann formuliert: Die Kritiker der verkürzten Sperrzeiten selbst könnten sich da locker zurücklehnen, in der Verantwortung stehe aber er. Und so beschloss man nun den „Kompromiss“, wie der Bürgermeister die beschlossene Zeitenregelung nennt, auch im Sinne der Anwohner. Wenn man die Party nämlich auf die Spitze treibe und die Anwohner verärgere, könne ganz schnell auch zu den gesetzlichen Zeiten schon ab 22 Uhr oder 23 Uhr Schluss sein, so Hennemann.

Für die Eberner Gastronomie wiederum gilt, dafür sorgte das Stadtratsgremium dann in seiner vergangenen Sitzung per Mehrheitsbeschluss, eine Sperrzeit von 3 Uhr. Auch hier hätte es der Hauptausschuss gerne anders gesehen, nämlich mit einer exakten Angleichung an die Festzeiten. Auch dies auf Empfehlung der Sicherheitsbehörden, wie der Bürgermeister sagt. Hier wiederum gilt das Stadtrats-Veto: Die Kneipen im Stadtgebiet dürfen bis 3 Uhr in den Innenräumen geöffnet haben, Ausschank draußen gilt allerdings nur bis 22 Uhr gemäß den gesetzlichen Regelungen samt Nachtruhe. Da nun die Rathaus-Bar aber über eine eigene Schankgenehmigung verfügt und entsprechend nicht zum Altstadtfestgelände zählt, ist auch hier die Sperrzeit bei 3 Uhr festgelegt.

Entscheidung über Zukunft im Herbst

Nur die Beachparty im Finanzamtshof, die wird es wohl nicht mehr geben. „Zumindest in ihrer bisherigen Form, mit Cocktails und harten alkoholischen Getränken in der Nacht, ist sie beerdigt“, bestätigte Bürgermeister Jürgen Hennemann der NP am Freitag. Man könne sie aber durchaus mit anti-alkoholischen Getränken, vielleicht auch mit Bier, wieder einführen, so der Bürgermeister. Und: „Im Herbst muss der Stadtrat sagen, wie er das Altstadtfest künftig haben will.“ Es werde wieder eine Ausschreibung für einen externen Veranstalter geben, „es ist nicht gut, dass die Stadt das selber macht“, sagt Jürgen Hennemann: Dies sei auch nicht mehr zeitgemäß. Einem künftigen Vertragspartner könne die Stadt dann sagen, wie sie es denn in Zukunft gerne hätte: ein „Bierfest mit Blasmusik oder Halligalli“, wie es der Bürgermeister formuliert. Die zukünftige Ausrichtung des Eberner Altstadtfestes dürfte im Herbst erneut zu heißen Diskussionen führen.

Weshalb es heuer kein Kabarett-Programm gibt

Keine Beachparty beim Eberner Altstadtfest mehr – die Enttäuschung darüber dürfte am lautesten geäußert worden sein. Naturgemäß etwas stiller äußerten die Liebhaber des seit vielen Jahren bestehenden Kabarettprogramms im Rathaushof ihr Bedauern, dass es heuer wohl nichts wird mit Comedy zum Nulltarif.

Das hat laut Eberns Bürgermeister Jürgen Hennemann (SPD) nun gleich zwei Gründe. Zum einen gebe es da in diesem Jahr erstmals eine Überschneidung mit dem Programm der Open-Air-Veranstaltungsreihe auf Schloss Eyrichshof. Die beginnt nämlich diesmal ein paar Tage früher und damit gleichzeitig zum Altstadtfestwochenende. Nicht nur das: Ausgerechnet am Sonntag gastiert im Schlosshof der fränkische Kabarett-“Dreggsagg“ Michl Müller – harte Konkurrenz für ein üblicherweise ebenfalls am Sonntag angesetztes Kulturprogramm im Rathaushof. „Es hat keinen Sinn, hier eine Gegenveranstaltung zu starten“, sagt Bürgermeister Hennemann. Der Veranstaltungsservice Bamberg habe sich im Übrigen für diese Planung entschuldigt; man habe das nicht im Blick gehabt, berichtet der Bürgermeister. Passiert ist aber passiert.

Doch auch die Kostenfrage war ein Faktor bei der Entscheidung, in diesem Jahr kein Kabarettprogramm mehr anzubieten. Die Kosten stünden in keinem Verhältnis zum schon aus Platzgründen „eher begrenzten Publikum“, wie Hennemann sagt. Er schätzt den Verlust daher nicht allzu groß ein, zumal auch das Altstadtfest schließlich in erster Linie ein Fest zur Begegnung sei.

Mit den Auftritten der Musikschule, ergänzt von Beiträgen ukrainischer Künstler, habe man guten Ersatz gefunden und zudem „auch ein schönes Zeichen“ gesetzt.

Gut 20 000 Euro legt die Stadt jährlich auf ihr Altstadtfest drauf, teils für ihr Musik- und Kulturprogramm, teils für Arbeiten des Bauhofs. Doch ein Eintritt, wie in Sand oder nun auch erstmals bei der Bamberger Sandkerwa, wäre im Altstadtbereich schwer umzusetzen. Wo ist der Anfang, wo das Ende des Festgeländes? Was macht man mit den Anwohnern? Und wenn sich jemand einfach nur ein Eis von der Eisdiele am Marktplatz holen will?

Allerdings: Man überlegt nun bereits, die Comedy bei einer separaten Veranstaltung zurück nach Ebern zu holen, dann eben mit Eintritt. „Da gibt es schon konkrete Gedanken“, verrät Quartiersmanager Stefan Kaiser.

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