Eberner setzen Zeichen Eine Kette für den Frieden

Christian Licha

Eigentlich sollte die Menschenkette am Sonntag auch ein kleiner Ersatz für den Faschingszug werden. Doch aufgrund aktueller Ereignisse setzte man unter anderem ein Zeichen gegen den Krieg.

 
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Ebern - Ein voller Erfolg war die Menschenkette am Sonntagnachmittag in Ebern. 220 Menschen eines jeden Alters waren dem Aufruf der Initiative „Ebern ist Bunt“ gefolgt. Vom Marktplatz bis fast zum Grauturm reihten sich Frauen, Männer und Familien mit Kindern in die Kette auf beiden Gehsteigseiten ein. Neben Bürgermeister Jürgen Hennemann, der die Interessen der Initiative vertritt, zeigten auch Pfarrer Rudolf Theiler, die Bürgermeister Helmut Dietz (Untermerzbach) und Karl-Heinz Kandler (Kirchlauter) sowie einige Gemeinde-, Stadt- und Kreisräte mit ihrer Anwesenheit Flagge und demonstrierten gegen den Krieg in der Ukraine und für ein friedliches Miteinander.

Ursprünglich war angedacht ein „buntes Zeichen“ mit Masken und Kostümen zu setzen. Wegen dem Krieg in der Ukraine wurde jedoch kurzfristig umgeplant und eine „Menschenkette für den Frieden“ ausgerufen. „Das heiße nicht, dass wir nicht bunt sein können, sondern uns auch gegen Aggression und Krieg richten“, sagte Bürgermeister Jürgen Hennemann und ergänzte: „Wir wollen die tatsächliche Lage in Ebern darstellen, eine offene, solidarische Gesellschaft, die Bunt ist, in der sich die Menschen mit Respekt begegnen, sich gegenseitig helfen und schützen“.

Viele Menschen sind sehr bewegt angesichts des völkerrechtswidrigen Angriffs auf die Ukraine und brachten dies zum Ausdruck. Zusätzlich zeigten die Teilnehmer auch ihr Missfallen gegenüber den Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen. So zum Beispiel Paulina, die zusammen mit ihrem besten Freund Marco mit einem Banner ihre Meinung kund tat. „Wir wollen uns gegen Krieg und Rassismus einsetzen und verurteilen das Gedankengut, das Corona-Querdenker verbreiten“, so die beiden. Ein Ehepaar im mittleren Alter war gekommen, um Frieden und Demokratie in der Ukraine zu fordern und sich gegen „Irrungen und Wirrungen des Geistes“ zu stellen. Laura und Jasmin aus Ebern fühlen sich gleich doppelt betroffen. Laura arbeitet an der Universität in Bamberg und bekommt dort das Drama in der Ukraine hautnah mit. Nach ihren Informationen bekunden einige deutsche Studenten in Kiew ihre Solidarität mit den einheimischen Hochschülern und bleiben trotz Ausreiseaufruf vor Ort. Am eigenen Leib hat Laura erfahren, dass regimekritische Posts in russischen sozialen Medien sofort zensiert und gelöscht werden: „Innerhalb weniger Minuten war mein Beitrag nicht mehr zu lesen“. Zusätzlich leiden die Freundinnen unter den wöchentlichen Corona-Demonstrationen mit Beteiligung der rechten Szene. „Die laufen direkt unter unserem Fenster vorbei und man kommt sich fast vor wie zu Hitlers Zeiten, wenn man das Getrommel und die Rufe hört“, so Jasmin, die auch deshalb an der Menschenkette teilgenommen hat.

Etwa eine halbe Stunde harrten alle teilnehmenden aus und bekräftigten so mit ihrer Standfestigkeit ihren Protest. Zum Abschluss der Veranstaltung, die ordnungsgemäß als Demonstration angemeldet war und bei der alle Corona-Hygieneauflagen eingehalten wurden, holte Werner Scharf seine Trompete hervor und blies eine Abschiedsmelodie zum Ende der Menschenkette. Dem Musiker aus dem evangelischen Posaunenchor Ebern hallte ein großer Applaus für sein Mitwirken entgegen.

Inzwischen bereiten sich die Städte und Gemeinden zur Aufnahme von Flüchtlingen aus der Ukraine vor. „Wir kümmern uns um gemeindliche Notunterkünfte in Turnhallen und nicht genutzten Gebäuden“, so Bürgermeister Jürgen Hennemann, der bereits alle Eigentümer von leer stehenden Bundeswehrliegenschaften in der Kaserne angesprochen hat. „Alle haben sich positiv zurückgemeldet und unterstützten, wenn notwendig“. Auch die restliche Bevölkerung ist aufgerufen zu prüfen, ob sie ungenutzten Gebäude, Häuser, Wohnungen oder Räume für Flüchtende zur Verfügung stellen können. Gleichzeitig appelliert Hennemann an alle Bürger, sich an den Spendenaufrufen der Hilfsorganisationen zu beteiligen, damit den Menschen dort die nötigste Ersthilfe gewährt werden kann.

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