Brauchtumspflege kann mehr sein als stumme Theorie. In Ebersdorf zeigten seit Jahrhunderten junge Leute ein beachtliches Engagement. Die Burschen- und Mädchengesellschaft bemüht sich nach uraltem Ritual, die Trachtenkirchweih am Leben zu erhalten. Von Samstag bis Dienstag steht alles ganz im Zeichen althergebrachter Traditionen. Eine davon ist schon die Aufnahmebedingung in die Burschen- und Mädchengesellschaft: Mitglied kann nur werden, wer selbst oder mit einem Elternteil aus Ebersdorf stammt und nicht verheiratet oder verlobt ist.
So wie es der Brauch will, wählen die Burschen eine Woche vor Kermes-Beginn die Kellner. Der Altbursch, der die Kirchweih organisiert, wählt einen "Großen Kellner", der ihn während der Kirmes unterstützt. Der "Große Kellner" darf wiederum einen "Kleinen Kellner" bestimmen. Die beiden haften persönlich für das Festbier und dafür, dass immer genügend Nachschub da ist.
Der wichtigste Teil des Rituals vor Kermes-Beginn kommt am Sonntag. Es bilden sich die "Einhaltpaare". Sympathie und Schönheit sind dabei keine Kriterien, allein das Alter zählt. Auf dem Programm stehen die drei "Pflichttouren": Walzer, Rheinländer und Polka. Getanzt wird nicht irgendwo, sondern unter freiem Himmel auf dem kleinen Anger, so wie es der Brauch will. Der Lehmboden dort ist ganz besonders präpariert: Schon Wochen vorher stampfen und glätten die "Lösbuben" den Lehm, aus dem die Tanzfläche besteht, und decken sie bei Regen ab. Vor jedem Antanzen wird die sogenannte "Habbersiede" (gehäckseltes Haferstroh) kreisförmig von den Lösbuben auf die Tanzfläche gestreut. Die Lösbuben und Lösmädchen sind die Anwärter für eine Aufnahme in die Burschen- und Mädchengesellschaft. Sie müssen mindestens 16 Jahre alt sein.
Vor dem traditionellen Trachtenumzug am Sonntag übergibt der Bürgermeister die Kirchweihchronik an den "Altburschen" und eröffnet somit offiziell das Fest. Nach dem Tanz der Einhaltpaare lässt der "Große Kellner" den Altburschen und seine beiden Mädchen sowie Bürgermeister, Pfarrer und viele andere hochleben. Danach können alle im Schein der Kirchweihlaterne, die über dem Platz hängt, bis spät in die Nacht hinein tanzen, singen und feiern.
Am Montagnachmittag findet der sogenannte "Männeraufzug" statt. Dazu suchen sich die Kirchweihpaare Tanzpartner aus der Bevölkerung. Am Montagabend ist wiederum Tanz auf dem Anger. So richtig urig geht es zu, wenn am Dienstag die "Kermes-pöbel" losmarschieren. Dann versammelt sich das ganze Dorf am Anger, um mit den jungen Leuten zu feiern. Den zünftigen Abschluss bildet die Nachkirchweih am darauf folgenden Samstag.