„Effata“ feiern Jubiläum Hier verbindet nicht nur die Musik

Immer noch jung (geblieben), immer noch befreundet, immer noch miteinander auf der Bühne: Effata feiern 40 gemeinsame Jahre. Foto: /Kaufmann

Verwandt, verschwägert, befreundet: Die „Effata“ ist gewissermaßen so etwas wie ein Familienbetrieb. Seit 40 Jahren machen die Bandmitglieder gemeinsam Musik – und manchmal auch Urlaub.

 
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Was haben die Toten Hosen, Haindling und Effata gemeinsam? Sowohl die Punker aus Düsseldorf, als auch die bayerische Kultband und nicht zuletzt die Musiker aus Ebern und Baunach feiern in diesem Jahr ein legendäres Bühnenjubiläum. 40 Jahre und kein bisschen leise – und vor allem können sich alle Bandmitglieder auch nach dieser langen Zeit noch so richtig gut leiden. Zumindest gilt das für die „Effata“. Und das trotz der Tatsache, dass einige von ihnen miteinander verwandt oder verschwägert sind. „Es sieht ein bisschen so aus, als könnte man bei uns nur einsteigen, wenn man mit uns verheiratet oder verwandt ist“, lacht Philipp Arnold. Der Jesserndorfer stammt ursprünglich aus Breitengüßbach und gehört zu den Gründungsmitgliedern der Band, die sich 1982 in Baunach gegründet hat. „Dass es uns überhaupt gibt, verdanken wir unserem ehemaligen Pfarrer Alfred Pötter“, verrät der Baunacher Wolfgang Bottler, ebenfalls samt seiner Frau Judith von Beginn an dabei. Der Pfarrer habe auch die jungen Menschen in der Gemeinde für den Kirchgang gewinnen wollen und dafür eine Band gesucht, die „frischen Wind“ in die Kirchenmusik brachte. Philipp Arnold wurde von seinem Schulfreund Bernhard Maisch angeworben – wobei, die Geschichte geht ein wenig anders. „Bernhard hat mich gefragt, ob ich Bass spielen kann“, erzählt Philipp Arnold, „und ich hab ja gesagt“. Stimmte zwar nicht so ganz, „aber ich hatte zumindest einen“, grinst der Jesserndorfer. In den „Familienbetrieb“ mitgebracht hat er nur wenig später seine Frau Alexandra, bei Bernhard Maisch kam seine Elke dazu; außerdem gehören zur aktuellen Besetzung Susi und Jocki Kröner und Eveline Schineller.

Mit Gesang und Percussion, E-Bass, Gitarre und Keyboard rockten die verwandt-verschwägert-befreundeten Musiker fortan die Gottesdienste. Finanzielle Unterstützung beim Aufbau ihrer Band erhielten die jungen Leute von Pfarrer Pötter. Dieser ermöglichte zinslose Darlehen, die die Band mit Erlösen aus Basar und Kuchenverkauf zurückzahlte. Große Hilfe waren auch die Eltern, die für Probenraum und Verpflegung sorgten, für die Basare bastelten oder gar die Buchhaltung übernahmen und den Nachwuchs samt Instrumenten zu den Veranstaltungen chauffierten.

Die fanden bald nicht nur in Gotteshäusern statt. Zu unzähligen Gottesdiensten, Hochzeitsbegleitungen und eigenen Konzerten gesellten sich im Laufe der Jahre eigene CDs, mittlerweile acht an der Zahl. Beachtliche Berühmtheit in der Region, vom Maintal bis in den Baunachgrund und darüber hinaus, erlangte die Band mit ihrem von Wolfgang Bottler selbst komponierten Kindermusical „Die Baunacher Stadtmusikanten“, in dem zunächst die Vorschulkinder der Kindertagesstätte St. Oswald in Baunach, später auch Kindergartenkinder aus Haßfurt, Ebern und Jesserndorf als Esel, Hund, Katze und Hahn mit purer Sangeskraft die Räuber aus dem Baunacher Wald vertrieben. „Die Stadtmusikanten und auch das zweite Kindermusical, der Wolf und die sieben Geißlein, laufen heute noch in vielen Kindergärten rauf und runter“, lacht Judith Bottler. Während die Band aus ihren eigenen Kinderschuhen entwuchs, bekamen die Bandmitglieder selbst Nachwuchs – der die Auftritte ebenfalls begleitete.

Vor allem aber wuchs man noch mehr zusammen. Auf gemeinsame Ausflüge folgten gemeinsame Urlaube. Und auch nach 40 gemeinsamen Jahren vergeht keine Probe ohne gemeinsames Gelächter. „Wir haben’s nie für Geld gemacht“, sagt Philipp Arnold: „Vielleicht verstehen wir uns deshalb noch so gut.“ Der Erlös aus den Konzerten wurde immer gespendet: Ob seinerzeit für Jugoslawien oder Brasilien, oder für Projekte der aus Jesserndorf stammenden Ordensschwester Dagmar Walz, die seit Jahrzehnten in Südafrika in vielen Projekten viel Gutes tut.

Kann man aus 40 Jahren einen Höhepunkt nennen? „Vielleicht die Leuchtfeuer-Messe bei den Karmeliten in Bamberg“, sagt Philipp Arnold. Er und Wolfgang Bottler konnten dazu Texte des Frankfurter „Dichterpfarrers“ Lothar Zenetti vertonen, der die Messe im Oktober 1998 auch selbst hielt. Auch die Kindermesse, vor ziemlich genau zehn Jahren in Lichteneiche vor 500 Besuchern uraufgeführt, zählt zu den unvergesslichen Momenten.

In den Anfangsjahren habe man noch fast jedes zweite Wochenende gespielt, „in den letzten Jahren massiv weniger“, sagt Judith Bottler. Beruflich wie privat ist schließlich jeder auch seinen eigenen Weg gegangen, auch in weiteren musikalischen Projekten. Während Philipp Arnold, nebenbei eingebunden als Eberner Stadtrat und Rektor der Mittelschule, parallel mit der Corso-Band Erfolge feierte, ist Bernhard Maisch heute auch Dirigent eines Teilorchesters beim Baunacher Musikverein, Wolfgang Bottler dirigiert das Baunacher Orchester. Und trotzdem fanden alle immer wieder Zeit füreinander und das gemeinsame Musizieren.

Vier bis sechs Auftritte pro Jahr waren es vor Corona noch, doch die Pandemie hat es selbst rund um die „Effata“ ein wenig leiser werden lassen. Umso glücklicher sind die Musiker nun, ihr 40-jähriges Bestehen gebührend – also durch und durch musikalisch – begehen zu können: Am Sonntag, 15. Mai, geben sie ihr Jubiläums-Benefizkonzert um 16.30 Uhr im Eberner Pfarrgarten. Bei schlechtem Wetter findet das Konzert in der Kirche statt. Bedacht werden auch diesmal wohltätige Zwecke: Bei freiem Eintritt werden Spenden erbeten für Schwester Dagmar ebenso wie für den afghanischen Frauenverein. Das Programm ist ein „Best of“, jeder der Bandmitglieder durfte abstimmen. Obendrein steht das Konzert in diesen Tagen zu Recht unter dem Motto „Friedenslieder“, auch Afrika spielt eine Rolle, und natürlich gibt es auch eigenkomponierte Songs zu hören.

„Wir wollen mit unserer Musik Menschen die Ohren öffnen, sie sensibilisieren für Dinge, die auch uns wichtig sind“, sagen die Bandmitglieder über ihre gemeinsame „Effata“-Vision in Anlehnung an die Bedeutung des aramäischen Begriffs („Öffne dich“). Mit Musik, die verbindet – nicht nur die Bandmitglieder in einer Freundschaft fürs Leben, sondern auch die, die ihr seit vier Jahrzehnten begeistert lauschen.

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