Effelter Das Apfeldorf hat Grund zum Feiern

Klemens Löffler

Effelter wurde heuer vor 800 Jahren das erste Mal urkundlich erwähnt. Wohl schon einige Zeit zuvor hatten 15 Familien entdeckt, dass es sich auf dem Fleckchen Erde besonders gut leben lässt.

 
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Im Jahre 1223 wurde der Ort Effelter zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Ein genaues Gründungsjahr lässt sich jedoch nicht festmachen, es dürfte zwischen 1187 und 1223 liegen. Denn im Jahre 1187 hatte Bischof Otto II. dem Kloster Langheim ein Waldgebiet um Teuschnitz geschenkt. Daraufhin entwickelte sich in diesem rauen Nordwald eine rege Siedlungstätigkeit.

Höchstwahrscheinlich waren es 15 Gründerfamilien, die sich hier ansiedelten. Es war ein passender Platz, denn vier Quellen sprudelten aus dem Waldboden, die man gut zu Dorfweihern aufstauen konnte. Außerdem fand man vermehrt wilde Apfelbäume, die hier wuchsen, deshalb gaben sie ihrem neuen Dorf den Namen „apholtra“. Dieses althochdeutsche Wort kann man übersetzen mit „Zu den Apfelbäumen“. Im Laufe der Jahre und durch mundartliche Einflüsse entstand daraus der Ortsname „Effelter“. Im Jahre 2000 – zur 777-Jahrfeier – besann man sich wieder auf die Bedeutung des Namens und begann verstärkt mit der Pflanzung von Apfelbäumen im Dorfbereich. So pflanzten jeweils zum Apfelfest die Apfelköniginnen oder andere Sponsoren einen Apfelbaum.

Ein Baum für jedes Baby

Im Jahre 2007 startete der Obst- und Gartenbauverein die Initiative „Baby-Apfelbaum-Allee“. Jedes Neugeborene aus Effelter bekommt vom Verein einen Apfelbaum. Mittlerweile zieren 41 Babyapfelbäume die Straßen am Ortsausgang Richtung Lahm. Insgesamt wurden seit 2000 über 60 Apfelbäume im Dorf neu angepflanzt, wobei man vor allem Wert auf alte und robuste Sorten legt. Alle zwei Jahre feiert der Ort Effelter in Zusammenarbeit mit dem Mühlenförderverein seinen Namen und seine Apfelbäume beim Apfelfest an der Mühle, wo dann jeweils eine neue Apfelkönigin gekrönt wird. Zur 800-Jahrfeier wurden an den Ortseingängen zwei große Holzäpfel als Begrüßungstafeln errichtet, mit denen man die Besucher im Apfeldorf des Frankenwaldes willkommen heißen möchte.

In Effelter steht die Kirche noch mitten im Dorf und ist den beiden Apostelfürsten Petrus und Paulus geweiht. Ursprünglich war dies eine kleine Kapelle, die von fünf Linden umringt war und im Volksmund die „Fünf-Linden-Kapelle“ genannt wurde. Um 1400 baute man dann eine größere Kirche, die einem Großbrand 1807 zum Opfer fiel. Die Kirche wurde wieder aufgebaut und mit der Inneneinrichtung der profanierten St. Martinskirche aus Kronach versehen. Im Jahre 2009 fand die letzte Generalsanierung statt, wobei der Künstler Tobias Kammerer die künstlerische Ausgestaltung übernahm. Die fünf Linden, die die Kirche heute immer noch umringen, fanden auch im Altartisch und Ambo eine symbolische Darstellung. Als wahrer Besuchermagnet zur Weihnachtszeit erweist sich seit einigen Jahren die fränkische Heimatkrippe in der Kirche, die von Stefan Reif konzipiert und gebaut wurde.

Stolz auf Vereine

Besonders stolz sind die Effelterer auf ihre Vereine, die seit der Gemeindegebietsreform 1978 die Stützen des dörflichen und gesellschaftlichen Lebens im Ort sind. Sie erhalten das Brauchtum und bieten den Bewohnern vielfältige soziale und kulturelle Aktivitäten. Pfarrgemeinderat und Kirchenverwaltung, Katholische Jugend, Freiwillige Feuerwehr, Musikverein, Sportverein, Obst- und Gartenbauverein und Soldatenkameradschaft bereichern mit ihren Veranstaltungen und Festen das Ortsgeschehen. Außerdem finden sie sich immer wieder als Vereinsgemeinschaft zusammen und organisieren das Apfelfest, den Weihnachtsmarkt und weitere größere Dorffeste.

Vorreiter in Sachen Bioenergie

Im Jahre 2009 ging Effelter als erste Bioenergiedorf in Oberfranken in Betrieb. Mit der Biogasanlage von Marcus Appel und der gemeinschaftlich betriebenen Hackschnitzelheizung wird ein Großteil der dörflichen Gebäude mit Nahwärme versorgt. Neben diesen beiden Anlagen sorgen zahlreiche Photovoltaikplatten auf den Dächern für eine CO2-neutrale Strom- und Wärmeversorgung. Für diesen umweltfreundlichen Einsatz wurde das Bioenergiedorf Effelter schon mit viele Auszeichnungen bedacht.

Sehnsüchtig erwarten alle Vereine und auch Dorfbewohner die Fertigstellung und Einweihung des neuen Dorfgemeinschaftshauses. Dies wäre noch ein weiterer würdiger Höhepunkt im Jubiläumsjahr.

Effelter ist übrigens ein typisches Beispiel für ein Quellangerdorf, wobei es innerhalb dieser Orte eine Sonderstellung einnimmt. Im Gegensatz zu Lahm und Birnbaum, bei denen sich die Häuser gleich einem Hufeisen um den Dorfanger gruppieren, hat Effelter einen elliptischen Dorfgrundriss, der sich quer über den Gebirgsriedel zwischen Dober und Grümpel erstreckt und an den Talenden geschlossen erscheint.

Kerwa ist der Auftakt

An diesem Wochenende wird in Effelter die „Lichtmesskerwa“ gefeiert. Mit ihr startet der Kirchweihreigen im Landkreis Kronach. Sie bildet auch den Auftakt zu den 800-Jahrfeierlichkeiten. Sie starten mit dem Faschingstanz des Musikvereins am 18. Februar unter dem Motto „800 Jahre Effelter“. Neben den üblichen Vereinsfesten im Jahreslauf veranstaltet die Jugend am 9. Juli einen Familiennachmittag. Das eigentliche Festwochenende findet dann vom 29. September bis 1. Oktober statt. Dabei werden Bilder und Filme aus vergangenen Tagen präsentiert, ein Unterhaltungsabend mit Lichtevents im Dorf veranstaltet und ein Apfelmarkt abgehalten.

Mehr Bilder unter www.np-coburg.de

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