Das sind die Voraussetzungen
Ute Hopperdietzel ist in der Fachstelle Demenz und Pflege Oberfranken in der Außenstelle Hof auch für die Regionen Bayreuth und Kulmbach zuständig. Sie zählt auf, was es braucht, um als „ehrenamtlich tätige Einzelperson“ anerkannt zu werden:
- Mindestalter 16 Jahre;
- ausreichender Versicherungsschutz (möglichst Haftpflicht und Unfall);
- nicht verwandt oder verschwägert mit der zu unterstützenden Person bis zweiten Grades (Nichte ist dritter Grad);
- keine häusliche Gemeinschaft mit der zu unterstützenden Person;
- die gleiche Sprache sprechend;
- betreuen darf man höchstens drei Personen gleichzeitig;
- die Entschädigung muss deutlich unter dem Mindestlohn liegen – also zum Beispiel 8,50 bis zehn Euro pro Stunde. Die Gesamteinkünfte dürfen im Ehrenamt im Jahr 3000 Euro nicht übersteigen.
- Wer keine pflegerische, hauswirtschaftliche oder medizinische Ausbildung hat, dem reicht ein achtstündiger Online-Kurs für die Qualifikation.
- Man muss ein kostenloses „Institutionskennzeichen“ für die Abrechnung beantragen und sich bei der zuständigen Fachstelle registrieren lassen.
Versorgungslücke auf dem Land
Mit dem neuen Unterstützungsangebot durch „ehrenamtlich tätige Einzelpersonen“ will das bayerische Pflegeministerium Versorgungslücken für Pflegebedürftige vor allem auf dem Land schließen. Sozialstationen hätten oft keine Kapazitäten für niederschwellige Hilfen im Alltag, erklärt Ute Hopperdietzel. Das Ministerium habe die Hürden deshalb mit dem achtstündigen Kurs bewusst sehr niedrig gelegt. Zum Vergleich: Alltagshelfer bei anerkannten Trägern müssen mindestens einen 40-stündigen Kurs absolvieren, damit ihr Einsatz mit der Pflegekasse abgerechnet werden kann.
215 Helfer in Oberfranken
Die Fachstellen für Demenz und Pflege, die es in jedem Regierungsbezirk gibt, werben dafür, dass möglichst viele Menschen mitmachen. Offenbar mit Erfolg: In den 13 Monaten seit der Einführung ließen sich in Oberfranken 215 Einzelhelfer registrieren, bayernweit waren es knapp 1700, teilt das bayerische Pflegeministerium auf Anfrage mit. Den achtstündigen Kurs absolvierten in Oberfranken 149 Ehrenamtliche, 66 Helfer waren bereits ausreichend vorqualifiziert.
Etwa alle sieben Wochen werden die Schulungen in Oberfranken mit 20 bis 25 Teilnehmern durchgeführt. Der gerade beendete Februar-Kurs war ausgebucht, für den März kann man sich noch anmelden, sagt Hopperdietzel. Dennoch: „Dass es die Möglichkeit der ehrenamtlich tätigen Einzelperson gibt, ist noch viel zu unbekannt.“
Zufällig erfahren
Auch Martine Pütterich hat eher zufällig davon erfahren, dass sie sich für die Hilfsdienste weiterbilden und dann mit der Pflegekasse abrechnen kann. Dass sie für die Hilfe, die sie ihren Tanten seit Jahren für ein Dankeschön leistet, jetzt ein paar Euro Aufwandsentschädigung bekommt, empfindet sie als schöne Anerkennung. „Für das Geld tanke ich mal mein Auto, mit dem ich meine Tanten fahre, oder gehe mit meiner Mutter essen.“ Die Mutter ist noch fit und hilft ihren Schwestern ebenfalls. Als nahe Verwandte bleibt ihr aber der Status des ehrenamtlichen Einzelhelfers verwehrt.
Weitere Infos: www.demenz-pflege-oberfranken.de; 09281/57500; E-Mail: hopperdietzel@demenz-pflege-oberfranken.de