Ehrenamt Kronach: Ein Gewinn für beide Seiten

Heike Schülein
Erzieherin Beate F., die ehrenamtliche Mitarbeiterin Helga Eberhardt sowie die Bewohner Hartmut M. und Antonie M. (von links) spielen eine Runde „Mensch ärgere Dich nicht“. Foto: /Heike Schülein

Am Samstag ist der Internationale Tag des Ehrenamtes. Auch viele Angebote der Kronacher Lebenshilfe wären ohne engagierte Menschen nicht möglich.

 
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Kronach - Es ist eine lustige Runde mit vier strahlenden Gesichtern: Helga Eberhardt und Beate F. spielen mit den Heimbewohnern Antonie M. und Hartmut M. „Mensch ärgere Dich nicht“. „Gemeinsame Spiele - Da sind alle gerne dabei“, verrät Helga Eberhardt, die offensichtlich selbst viel Spaß beim Würfeln hat. Viel Spaß macht ihr auch ihre Arbeit im Horst-Frenzel-Haus, eines der beiden Wohnheime der Lebenshilfe Kronach.

„Ich begleite und unterstütze die Bewohner in ihrem Alltag und bei der Freizeitgestaltung“, erklärt die Vogtendorferin, die sich im Wohnheim seit Mai 2018 ehrenamtlich einbringt. Zu ihren Aufgaben zählen beispielsweise die Unterstützung der Bewohner bei der Essensplanung sowie -zubereitung bzw. beim Essen und Trinken, die Begleitung bei Einkäufen als auch die Förderung von Kontakten zu Freunden und Bekannten. „Das ist für mich eine komplett andere Arbeitswelt. Es ist hier alles so ungezwungen, ohne Hektik“, erzählt die Ehrenamtliche, dass bei ihrer vorherigen Arbeitsstelle in der Industrie nur das Leistungsprinzip gezählt habe. Bei der Lebenshilfe stehe dagegen der Mensch im Mittelpunkt.

„Vieles im Wohnheim-Alltag wäre ohne unsere Ehrenamtlichen gar nicht möglich, da einfach die Zeit dafür fehlt“, zeigt sich Bianca-Patricia Doberer, Fachbereichsleitung Wohnen, allen ehrenamtlich Aktiven für deren vorbildliches Engagement dankbar. Diese trügen maßgeblich dazu bei, dass soziale Integration gelinge, dass das Wohnheim nicht nur Wohnung, sondern ein Zuhause für die Bewohner sei und bleibe bzw. für neue Bewohner Heimat werde. Zusammen zählen die beiden Lebenshilfe-Wohnheime 52 Bewohner. „Gerade in Zeiten von Corona ist es wichtig, vermehrt Einzelbetreuungen anzubieten, da öffentliche Aktivitäten gar nicht oder nur sehr eingeschränkt stattfinden. Da leisten unsere Ehrenamtlichen Großartiges“, schließt sich ihr auch Beate F., Erzieherin in den Tagesstrukturierenden Maßnahmen an.

Die Einsatzzeiten der Ehrenamtlichen werden individuell abgesprochen – von Montag bis Freitag vermehrt in den Nachmittags- oder Abendstunden, am Wochenende auch vormittags. Für die Tätigkeit gibt es eine „Steuerfreie Aufwandsentschädigung“. Die Vergütung erfolgt im Rahmen der Übungsleiterpauschale (maximal also 2400 Euro im Jahr). Viel wichtiger als die Aufwandsentschädigung sei aber, zeigt sich Doberer sicher, die Zufriedenheit und Erfüllung, die die Mitarbeiter durch viele schöne Momente im zwischenmenschlichen Umgang erführen. Das kann Helga Eberhardt nur bestätigen. „Man bekommt so viel Dankbarkeit zurück“, strahlt die Ehrenamtliche, die zwischen 15 und 20 Stunden im Monat im Horst-Frenzel-Haus arbeitet. Über ihre Freundin Doris Fleischmann, die ebenfalls in der Lebenshilfe arbeitet, sei sie auf die Idee gekommen, sich hier zu engagieren.

Sehr froh über ihre Entscheidung sind die Bewohner Antonie M. und Harmut M., die beide bereits im Rentenstand sind. „Bei uns ist es nie langweilig“, lacht die 80-Jährige, die eine Bewohnerin der ersten Stunde des Horst-Frenzel-Hauses ist. In den Wohnheimen gebe es, so Antonie M., verschiedene Gruppen, die zum Beispiel gemeinsam kochen oder backen, kreativ sind oder Sport machen. Jeder Bewohner könne frei entscheiden, ob und wo er sich einbringe. Sie selbst mag Tiere sehr und geht gern mal zum Entenfüttern ins LGS-Gelände. Gut gefallen ihr auch die Ausflüge. Hartmut M. ist ein großer Fan des FC Bayern München. Der 50-Jährige schaut sich oft Fußballspiele im Fernsehen an, in gemeinsamer Runde oder alleine in seinem Zimmer.

Die noch nicht verrenteten Bewohner arbeiten tagsüber in der Wefa. Bei ihrer Rückkehr gibt es um 16 Uhr im Wohnheim Kaffee. Danach gehen sie mit den Mitarbeitern einkaufen oder es beginnen bereits die Vorbereitungen für das Abendessen um 18 Uhr. Die Bewohner werden in den Alltag mit einbezogen. Es wird gemeinsam gekocht, aufgeräumt, die Wäsche gemacht. Nach dem Essen geht es zum gemütlichen Teil des Abends über.

Zwölf Ehrenamtliche engagieren sich derzeit in den beiden Wohnheimen. Zur Unterstützung werden weitere helfende Hände dringend gesucht. Sich einbringen kann jeder, der möchte. Hierfür benötigt man keineswegs zwingend Erfahrung im Umgang mit Menschen mit Behinderung. Entscheidend sei es, so Bianca-Patricia Doberer, dass die Helfer ihr Ehrenamt aus Überzeugung und mit Freude ausüben sowie offen und respektvoll mit den von ihnen betreuten Menschen umgehen.

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