Eichhörnchen in Not Rettung auf dem OP-Tisch

Wolfgang Desombre
Tierarzt Joachim Lessing hat kürzlich ein verletztes Eichhörnchen operiert. Foto: /Wolfgang Desombre

Immer wieder landen verletzte Wildtiere beim Coburger Tierarzt Joachim Lessing. Zum Beispiel ein Eichhörnchen. Trotz einer Amputation hat es jetzt wieder eine Chance.

 
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Coburg - Der Coburger Tiermediziner Joachim Lessing gibt auch verletzten Wildtieren eine Chance, egal ob Wildtaube oder Eichhörnchen. Er operiert sie sogar, ohne dafür etwas zu bekommen.

Eine Frau in Coburg habe kürzlich ein verletztes Eichhörnchen auf ihrem Balkon entdeckt, berichtete Lessing. Da sie das putzige Nagetier schon länger beobachtet hatte, sei ihr auch aufgefallen, dass es seit geraumer Zeit eine Verletzung am Schwanz hatte. Irgendwann war es so schwach, dass sie es fangen konnte.

Aber wohin mit dem kleinen Nager? Die Tierschützerin musste nicht lange überlegen. Wer in der Vestestadt ein verletztes Wildtier findet, bringt es oft in die Praxis von Joachim Lessing, die gegenüber dem Ritterteich liegt.

Der Coburger Tiermediziner schaute sich den kleinen Nager gleich näher an und stellte eine ältere Verletzung sowie eine erhebliche Entzündung fest. Die Wirbelsäule sei herausgerissen gewesen, außerdem habe das Eichhörnchen einen Schwanzabriss mit offen liegendem Bruch der Schwanzwirbelsäule gehabt. Nach erfolgreicher Amputation des Schwanzes legte Joachim Lessing das Tierchen in den Brutkasten, wo es sich von der Narkose und der etwa 30-minütigen Operation erholen konnte. Wenn es vollständig genesen ist, will er es am Fundort wieder freilassen.

Der Coburger Tierarzt vermutet aufgrund des Verletzungsbildes, dass das Eichhörnchen wohl beim Überqueren einer Straße an der Schwanzspitze von einem Autoreifen erwischt wurde, wobei der Schwanz abgerissen wurde. „Sicher sind Eichhörnchen alltägliche Tiere, aber auch sie haben nach einem Unfall eine Chance verdient. Und sie sind so possierlich. Wer kann dazu schon nein sagen?“, meint Lessing.

Kann der kleine Nager denn ohne seinen Schwanz klarkommen? Das Tier werde sich sicher daran gewöhnen müssen, erklärt der Tierarzt. Zum Ausbalancieren bräuchte es den buschigen Schwanz eigentlich. „Aber ich werde es erst einmal in einer großen Voliere ausprobieren, wie es damit klarkommt. Dann sehen wir weiter“, so der Veterinär. In der Stadt gebe es seine natürlichen Feinde wie Habicht oder Baummarder nur selten, deshalb könne es auch mit diesem Handicap klarkommen. „Wir geben nie auf“, betont er abschließend.

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