Eigener Inhalt Autos im Daten-Dialog? Dauert ...

Wolfgang Plank
 Quelle: Unbekannt

Aktueller Stand der Dinge: Einen Ausbau des aktuellen LTE-Netzes wollen Telekom, Vodafone und Telefonica nur geloben, wenn ihnen im Gegenzug flächendeckendes 5G erspart bleibt. Falls nicht, könnte es noch auf Jahre bei den weißen Flecken auf Deutschlands Mobilfunk-Karte bleiben.

 
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Vielleicht ginge es ja einfach mal eine Nummer kleiner. Ohne das übliche Polit-Vokabular, in dem gefühlt jedes dritte Wort ein Superlativ ist und jeder zweite Satz ein Eigenlob. Frühere Regierungen unter Kanzlerin Angela Merkel haben Deutschland einst zum "Vorreiter beim Klimaschutz" ausgerufen und zum "Leitmarkt für Elektromobilität" gleich mit – die aktuelle beschwört in ihrem Koalitionsvertrag, das 5G-Netz werde Deutschland an die "Weltspitze der digitalen Infrastruktur" katapultieren. Bloß keine falsche Bescheidenheit …

Dummerweise sieht die Realität vollkommen anders aus. Wie wir wissen, ist Merkel mit dem ersten Anspruch krachend gescheitert und mit dem zweiten nicht minder. Auch beim dritten sind Zweifel mehr als angebracht. Im nächsten Jahr werden die für das Turbo-Netz notwendigen Frequenzen versteigert – doch allzu große Pflichten will die GroKo den Mobilfunk-Riesen nicht auferlegen. In bester Tradition. Auch in der Automobilbranche weiß man die Zurückhaltung der Politik seit Jahrzehnten zu schätzen.

Aktueller Stand der Dinge: Einen Ausbau des aktuellen LTE-Netzes wollen Telekom, Vodafone und Telefonica nur geloben, wenn ihnen im Gegenzug flächendeckendes 5G erspart bleibt. Falls nicht, könnte es noch auf Jahre bei den weißen Flecken auf Deutschlands Mobilfunk-Karte bleiben. Prompt sekundierte Kanzleramtschef Helge Braun, ein flächendeckender 5G-Ausbau sei "weder bedarfsgerecht noch realistisch", weil "unfassbar teuer". Hintergrund: Je laxer die Vorgaben, desto mehr Milliarden kann sich der Bund bei der Versteigerung erhoffen.

Das Problem: Der Schutz der Konzerne vor zu viel Wettbewerb dürfte den behaupteten Zielen der GroKo eher schaden. Ist doch das 5G-Netz auch die Voraussetzung für Echtzeit-Kommunikation unter Fahrzeugen. Und das mit schier unvorstellbaren Datenmengen. Dass die ferngesteuerte Zukunft von 2025 an auch abseits der Autobahnen zu funktionieren beginnt – daraus dürfte nun erst einmal nichts werden.

Dass das Thema dereinst wichtig werden könnte, hat sogar eine Regierung Merkel geahnt. Immerhin gab es vier Jahre lang einen Minister für genau dieses Thema. Nur hieß der Alexander Dobrindt (CSU) und hatte außer einer Maut nichts im Sinn. Entsprechend ernüchternd fiel selbst das Fazit der Unions-Fraktion nach Ende seiner Amtszeit auch. Es gebe bei der Digitalisierung "massiven Entwicklungsrückstand", befand der damalige
Vorsitzende Volker Kauder. Und dass das "mehr als betrüblich" sei.

Wirklich bewegt hat auch Dobrindts Nachfolger und Parteifreund Andreas Scheuer (CSU) bislang nichts. Aber nur mit zusätzlichen Anstrengungen klappt die Nummer halt. Und zwar unter wie über der Erde. In Glasfaserkabeln reisen Informationen gleichsam mit Lichtgeschwindigkeit und um vieles schneller als in Kupferdraht. Durch die Luft ist der Weg eher mühsam. Kurze Wellen können zwar viele Daten transportieren, aber nicht besonders weit. Weshalb die Masten in einem 5G-Netz also tunlichst eher nah beieinander stehen sollten als weit voneinander entfernt.

Die Spitzenposition in der Welt muss man dafür gar nicht groß bemühen. Einfach ein paar mehr Sender – und in Sachen Glasfaser ein bisschen näher zu Angola aufschließen…

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