Nun soll wieder Kohle vom Staat fließen. Ob als Prämie oder Steuerverzicht scheint fast schon egal – Hauptsache: nicht zu knapp. Wie üblich werden die mehr als 820 000 Menschen bemüht, die vom Fahrzeugbau leben, plus die rund 400 000 Beschäftigten in Kfz-Gewerbe und Autohandel. Nicht zu vergessen die Abertausende Jobs bei Maschinenbauern, Zulieferern, Logistik-Unternehmen, und und und . . . Da sei es doch nur fair, so der Tenor, bei den milliardenschweren Aufbauprogrammen von Bundesregierung und EU über die Maßen berücksichtigt zu werden.
Doch reiben sich jene verwundert die Augen, die das eine verengte Sicht nennen. Schließlich werde Daimler und Co. doch schon mit Kurzarbeitergeld, billigen Überbrückungskrediten und Steuerstundungen massiv geholfen. Warum dann auch noch Extra-Geld zur Absatzsteigerung? Für Waschmaschinen oder Einbauküchen selbst deutscher Provenienz gebe es aus Berlin schließlich keinen Cent – und auch nicht für einen Transatlantik-Flug mit der notleidenden Lufthansa.
Das Dilemma: Je enger eine Prämie auf E-Autos begrenzt bleibt, desto weniger hilft sie kleinen und mittleren Zulieferern, die vielfach noch für Verbrenner produzieren – und erst recht profitiert nicht die Konjunktur. Fördert der Staat aber auch den Kolbenmotor, bremst er die Klimaziele aus. Maja Göpel will statt Auto-Obolus ohnehin lieber Investitionen in zukunftsfähige Infrastrukturen. Als Chefin des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung zum Thema "Globale Umweltveränderungen" rät sie genau das. Ihre schonungslose Analyse: "Wir drücken uns permanent davor zu sagen: Der deutsche Markt ist gesättigt."
Ein Allheilmittel ist die Abwrackprämie ohnehin nicht. Als 2009 fünf Milliarden Euro an fast zwei Millionen Autokäufer ausgezahlt wurden, stieg der Pkw-Absatz hierzulande steil an – um 2010 fast ebenso stark abzufallen. Den jährlichen Neuwagen können sich eben nur die Wenigsten leisten. Zweiter Mangel der Idee: Die Deutschen kauften mit dem Staatszuschuss häufig Kleinwagen. Weshalb eher Hyundai, Suzuki oder Fiat profitierten als einheimische Anbieter. Was denen wiederum aber kaum geschadet hat, da sie sowieso zwei von drei Autos außerhalb der Republik verkaufen.
CDU-Wirtschaftsminister Peter Altmaier betont derzeit noch, eine "Eins-zu-Eins-Wiederholung" früherer Maßnahmen werde es nicht geben. Genaueres wird wohl erst der nächste Auto-Gipfel am 5. Mai bringen. Womöglich redet man dabei auch darüber, wie sich Milliarden-Hilfen für Autobauer mit Milliarden-Strafen für zu hohe Abgas-Grenzwerte vertragen . . .