Natürlich haben sie am TCR-Golf geübt. Räder, Bremsen, Antriebswellen. Was man üblicherweise so tauscht, wenn man zwei Umläufe des kleinen Zeigers am Stück unterwegs ist. Aber Motor samt Getriebe – nein. Ab sofort muss das Team um Chefin Ellen Lehmann und Renn-Ingenieurin Corinna Schäfer improvisieren.
Der Mädels Malheur spricht sich herum, verwandelt das Tor zur Box in einen Zuschauerraum. Zwei Reihen Klappstühle, dahinter drei bis vier Stehränge. Schraubende Damen auf offener Bühne – dieses Stück hat was. Und ja: Es gibt auch jämmerlich dumme Kommentare. Selbstverständlich von Männern. Das Gros des Publikums aber fiebert mit bei der Ladies Night. Irgendwann noch mal raus mit der Karre und aus
eigener Kraft über die Ziellinie – das wär’s doch.
Doch der Ausbau zieht sich. Selbst ein Rennwagen hat noch Mengen an Kabeln, Leitungen und Schrauben. Endlich sorgt der Kran für Leere im Vorderwagen. Ab jetzt beginnt Phase zwei: Getriebe, Lichtmaschine, Teile des Laders – alles muss umgebaut werden.
Für eine bunte Truppe machen die Damen ihren Job bestens. Die drei Fahrerinnen zu finden, war nicht so schwer. Die Crew indes musste sich über Netzwerke bewerben: Mechatronikerinnen, Ingenieurinnen, Kfz-Meisterinnen, Hobby-Schrauberinnen – von 40 blieben am Ende 17 übrig. Und die Bewährungsprobe könnte größer nicht sein.
Derweil ist die Nacht hereingebrochen. Noch immer steht der TCR-Golf aufgebockt, während die Konkurrenz Runde um Runde dreht. Doch die Zuschauer am Tor sind kaum weniger geworden. Schlaf ist rund um die Nordschleife eher kein Thema. Schon gar nicht, wenn groß gekämpft wird. Endlich Szenenapplaus: Kurz vor drei Uhr morgens läuft der Motor. Nichts klappert, nichts tropft. Doch Murphys Gesetz gilt auch in Box 23. Ein Problem mit der Elektronik verzögert den Start noch einmal.
Im Morgengrauen schlägt die Müdigkeit endgültig in Jubel um: Nummer 89 lebt. Fährt fortan, als ob nichts gewesen wäre. Bis um 15.30 Uhr die schwarz-weiß-karierte Flagge fällt.
Das Podium in der Klasse hatten die Mädels vor dem Start im Visier. Am Ende hat es nicht mal für einen Pokal gereicht – aber für einen Auftritt, von dem sie am Ring noch sehr lange reden werden. Sogar die Männer . . .