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59 verschiedene Farben und Milliarden Kombinationsmöglichkeiten: Willkommen in der Welt von Lego. Und die soll jetzt auch noch digital(er) werden

 
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Für die einen ist er der König eines Bauklötzchen-Imperiums, für andere einfach nur der Vorstandschef von Lego: Seit etwas mehr als einem Jahr steht Niels Christiansen an der Spitze des dänischen Spielzeugkonzerns. Wenn er seine Visitenkarten verteilt, dann schiebt er nicht kleine Pappkärtchen über den Tisch, sondern holt eine Mini-Lego-Figur aus der Tasche. Vorne drauf sein Name, hinten E-Mail und Telefonnummer. Neu ist dieser kleine Gimmick nicht – schon seit Jahren macht die Führungsriege des Konzerns so auf sich aufmerksam. Eindruck schindet das trotzdem. Und das hat Lego in den vergangenen Jahren auch gebraucht. Denn der Umsatz wuchs lange nicht mehr so, wie man das von dem Erfolgsunternehmen gewohnt war. Niels Christiansen war daher im Oktober 2017 geholt worden, um frischen Wind in das Familienunternehmen zu bringen. Und eines seiner ausgegeben Ziele heißt: Lego muss digitaler werden.

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"Wir wollen so innovativ wie möglich sein", betonte er kürzlich in einem Interview mit der Deutschen Presse-Agentur. Ein Spielfeld, auf dem die Lego-Macher bereits experimentieren, ist die Augmented Reality (AR). Dabei handelt es sich um die sogenannte erweiterte Realität, bei der Dinge aus dem Bildschirm plötzlich ins echte Leben eingreifen. Das Videospiels Pokémon Go ist so ein Beispiel. Im Sommer 2016 suchten Gamer überall auf Straßen und öffentlichen Plätzen in Deutschland nach Minimonstern, die sich eigentlich auf den Bildschirmen ihrer Smartphones versteckten.

Für Lego sind technische Spielereien dieser Art nichts Unbekanntes. Schon jetzt sind viele Produkte ferngesteuert oder mit Motoren ausgestattet. "Wir wollen die Möglichkeiten der Digitalisierung noch besser für uns nutzen", so Christiansen. Dabei gehe es vor allem darum, auf den Wandel im Kinderzimmer zu reagieren. Das klassische Spiel werde zwar nicht von der Bildfläche verschwinden, sind sich alle Experten einig, die Spielgeräte werden jedoch technischer. "Kinder mögen beides, in ihrer Welt verschmilzt analoges und digitales Spielen", weiß der Lego-Chef.

Schon jetzt hat Lego – zumindest für den englischsprachigen Markt – eine Anwendung (Skill) für Alexa im Programm. Der Lego Duplo Stories Skill richtet sich an Kinder und beinhaltet zehn kurze interaktive Geschichten, zu denen die passenden Duplo-Figuren bewegt werden können. Die Duplo Stories sollen Eltern und Kinder begleiten, während sie mit Lego passende Dinge zur Geschichte bauen.

Welches Potenzial in den bunten Bauklötzchen steckt wenn man sie mit Hightech kombiniert, zeigt auch das Beispiel des Spaniers David Aguilar. Der 19-Jährige studiert Bio-Ingenieurswissenschaften und ist mit nur einem Arm auf die Welt gekommen. Deshalb begann er schon als Jugendlicher, sich Armprothesen aus Lego anzufertigen. Die künstlichen Arme, die voll einsatzfähig sind, zeigt Aguilar auf seinem YouTube-Kanal "Hand Solo". Dort erzählt er auch seine Geschichte, denn er will anderen Mut machen und zeigen, dass Behinderungen das Leben nicht einschränken müssen.

Schon lange sind Lego und Robotik ein solch großes Thema, dass es sogar Olympiaden darin gibt. Seit vielen Jahren organisiert der Verein "Technik begeistert" einen internationalen Roboterwettbewerb für Kinder und Jugendliche, bei dem Aufgaben gelöst werden müssen und mitunter echte Wunderwerke entstehen. Genutzt wird dazu das Lego-System Mindstorms – eine Produktserie, deren Kernstück programmierbare Legosteine sind. 2019 steht die World Robot Olympiade unter dem Thema "Smart Cities". Teilnehmende Teams müssen Aufgaben rund um moderne und intelligente Städte lösen. Mit jeder Menge Technik natürlich.

Was für ein Auto: Der Bugatti Chiron ist ein Auto, das nicht nur Männerherzen höher schlagen lässt. Mit 2,4 Millionen Euro Anschaffungskosten ist er allerdings für die wenigsten Menschen erschwinglich. Daher hat ihn das Designteam von Lego Technik einfach nachgebaut. Als Bausatz fürs Kinderzimmer und als "Großen" zum Anfassen und auch Fahren! Der Lego-Bugatti besteht aus mehr als einer Million Lego-Technik-Elemente und kommt komplett ohne Klebstoff aus. Dafür hat ein 16-köpfiges Team mehr als 13 000 Arbeitsstunden investiert. Am Ende kam ein Modell heraus, das 1500 Kilo wiegt und tatsächlich fährt. Möglich macht das ein Antrieb aus 2304 Lego-Motoren, 4032 Lego-Zahnrädern und 2016 Lego-Kreuzachsen. Theoretisch bringt es der Superflitzer damit auf 5,3 PS. Im Praxistest auf einer Versuchsstrecke bei Wolfsburg schaffte der Chiron knapp über 20 km/h.

Rund 100 beeindruckende Kunstwerke des US-Künstlers Nathan Saway zeigt die globale Wanderausstellung "The Art of the Brick". Die Werke wurden allesamt aus mehr als einer Million Lego-Steine geschaffen. Laut CNN ist es eine der weltweit bedeutendsten Ausstellungen, die man gesehen haben muss. Im Herbst machte "The Art of the Brick" in Genf Station. Noch bis zum 24. Februar gibt es nun auch in Turin die Möglichkeit, Superhelden wie Batman, Spiderman oder das Batmobil in Originalgröße und komplett aus Lego-Steinen zu sehen. www.brickartist.com

. . . es für sechs Lego-Steine einer Farbe mit zwei mal vier Noppen
915 Millionen Kombinationsmöglichkeiten gibt?
. . . Lego-Steine mittlerweile in 58 verschiedenen Farben und rund
9000 Farb- und Formkombinationen erhältlich sind?
. . . im Laufe der Jahre mehr als 600 Milliarden Lego-Elemente
produziert wurden?