Auf dem Weg zu unserer Anlegestelle kommen wir an einer abschüssigen Rampe vorbei, deren Steine von Moos überwuchert sind. Die Region Phang Nga und die Insel Phuket lebten jahrzehntelang vor allem vom Zinnabbau, der meist im Tagebau betrieben wurde. Heute ist dieser Rohstoffboom vorbei, doch seine Überreste, etwa die alte Rampe, prägen die Landschaft noch immer – auch wenn die Bergbaugebiete inzwischen oft in Lagunen und sogar in Golfplätze verwandelt worden sind. Oder man hat sie mit Cashewbäumen bepflanzt, da diese auch auf schlechten Böden gedeihen.
Während wir zu Fuß zur Anlegestelle gehen, werden die Kajaks auf einem Motorradbeiwagen transportiert. Anschließend dürfen sich jeweils ein bis zwei Besucher zusammen mit einem einheimischen Paddler in ein Boot setzen. So können sie die Umgebung genießen und immer wieder die verschiedenen Lebewesen im Mangrovenholz beäugen, etwa Muscheln, Fische, Krebse, Garnelen oder Krabben.
Nach etwa einer Stunde auf dem Wasser legen wir am Ufer an – auf einem Pfad geht es durch eine grüne Buschlandschaft, die sich in der Trockenzeit ab Ende Januar gelb färbt. Dann, so versichern die Guides, ähnelt diese Umgebung der afrikanischen Savanne. Löwen und Antilopen gibt es hier freilich nicht, dafür Waschbären und Warane, Seeadler, Flughunde und Tukane.
Die Bewohner des Dorfes Tha Din Daeng sind überwiegend Muslime, wer sie besucht, der taucht ein in eine vom Tourismus noch weitgehend unentdeckte Welt. Weiter nördlich, im verschlafenen Städtchen Takua Pa, treffen wir vor allem Buddhisten, finden aber auch chinesisch-taoistische Tempel. Auch das hat mit dem Zinnabbau in der Region zu tun. In dessen Hochphase strömten chinesische Migranten nach Südthailand. Sie arbeiteten in den Zinnminen, brachten aber auch ihre Bräuche und Traditionen mit. Und ihr Wissen über Kräuter und traditionelle chinesische Heilkunst.
Thanakrit Sukjirung pflegt diese Traditionen noch heute. Der 44-Jährige ist Inhaber einer der ältesten chinesischen Apotheken in der Region und verkauft an die Einheimischen Kräuter- und Rindenmischungen. Diese werden als Tee aufgebrüht oder in Alkohol eingelegt. "Am häufigsten kommen Leute zu uns, die Fieber oder Menstruationsbeschwerden haben", berichtet der Apotheker – und gibt einem seiner Kunden eine passende Rindenmischung für zweitgenanntes Leiden in die Hand. Der Mann wurde von seiner Frau geschickt, um diese zu holen.
Während sein Vater Viboon Sukjirung und sein Urgroßvater die Apotheke noch im herkömmlichen Stil betrieben haben, hat Thanakrit Sukjirung das althergebrachte Wissen durch eine fundierte Ausbildung in Traditioneller Chinesischer Medizin an einer Bangkoker Universität ergänzt. So hat er den Vorteil, nicht nur Wirkstoffe verkaufen zu können, sondern ist auch in der Lage, fundierte Diagnosen zu erstellen. Einer unserer Mitreisenden, er ist eher kahlköpfig, nutzt die Chance, den Experten nach einem Mittel gegen Haarausfall zu fragen – doch da muss Thanakrit Sukjirung leider passen. Traditionelle Heilmittel hat er im Angebot, Wundermittel jedoch nicht.