Auch bei der Rallye-Version des Yaris. Herausgekommen ist ein Auto, das zumindest in Sachen Spoiler weit in Führung liegt. Was sie im nicht weit von Jyväskylä entfernten Puuppola dem WRC als Heckflügel aufgeschnallt haben, übertrifft alles Dagewesene. Sogar die Seitenspiegel sorgen für Anpressdruck. Bewegt wird das Ganze von einem 1,6-Liter-Turbo, der knapp 400 PS freisetzt. Ein hydraulisches Sechs-Gang-Getriebe reicht die Kraft an alle vier Räder. Vortrieb in Reinform.
Toyota steht unter Druck. Bereits den zweiten WM-Lauf in Schweden konnte das Team gewinnen, dann jedoch waren sechs Mal andere ganz vorne. Die Konkurrenz ist groß und mächtig: Seriensieger VW ist zwar ausgestiegen, aber dafür ist auch Citroën zurück. Mit Hyundai und dem nicht ganz offiziellen Ford-Team M-Sport stellen sich vier Hersteller auf vier Kontinenten Schnee, Schotter, Schlamm und Asphalt. Und all dem Ungemach, das ständig droht.
In Finnland ganz besonders. Sprünge von 40 Metern und mehr bei Tempo 190 sind schon für die Fahrer nicht einfach – noch weniger aber für die Autos. An die 30 Zentimeter steckt die Aufhängung bei der Landung weg. Kuppe für Kuppe. Ohne großes Nachfedern. So als ließe man Knetmasse auf den Boden fallen. Dafür kosten die Dämpfer auch ein paar Tausender.
Für den Erfolg hat Toyota – wie die anderen auch – eine eigene Welt mitgebracht. Ausgepackt aus elf Sattelzügen. Platz für Ingenieure, Wetter-Analysten, Physiotherapeuten – und das Küchen-Team. Unter dem Werkstatt-Zeltdach: eine Spezialisten-Truppe, die blind jede Schraube am Auto findet. Die in 20 Minuten ein Getriebe wechselt und eine Hinterachse in fünf. Und die einen Haufen Scheinbar-Schrott fahrfertig dengelt, noch bevor den Zuschauern im Service-Park der Kaffee kalt wird.
Mit viel Betreuung und noch mehr Herz fahren die Yaris-Piloten eine zwischenzeitliche Dreifach-Führung heraus. Unterwegs als gäbe es kein Morgen. Dann der Schock. Latvala muss sein Auto mit Elektrik-Schaden abstellen, Hänninen rutscht auf Platz vier ab. Die Konkurrenz wittert Morgenluft. Doch am Ende sind Glück und Können mit Esapekka Lappi und Copilot Janne Ferm. Zum vierten Mal erst sitzen beide in einem WRC – und sind doch abgebrüht genug, den Sieg nach Jyväskylä zu bringen. Auch Juho Hänninen/Kaj Lindström schaffen es als Dritte aufs Podium.
Kein Wunder, dass die rollende Werkstatt fast untergeht in Jubel und Sekt. Toyota hat einen Sieger – und Finnland einen neuen Helden.