Corona dürfte den Umbruch weiter beschleunigen – und die Branche finanziell auf eine harte Probe stellen. Das Geld für den Wandel müsse mit Verbrennern verdient werden, hieß es lange aus den Chefetagen. Aber es wurde zu lange verdient und zu wenig gewandelt. Jetzt verfestigt sich die Elektromobilität zum Trend, und die deutschen Hersteller können außer Doppelherz-Brummern und Akku-Raketen wenig liefern. Vernünftige E-Autos haben entweder lange Wartezeiten oder sind – wie der Hoffnungsträger VW ID.3 – frühestens ab September im Angebot.
Ganz unschuldig ist die Politik auch daran nicht. Sie hat verfügt, den Flottengrenzwert von 2021 bis 2030 um weitere 37,5 Prozent senken zu müssen – und zwar vom tatsächlichen Wert aus. Kein Hersteller hat also ein Interesse, zu bald unter die straffreien 95 Gramm CO2 zu kommen. Bei punktgenauer Landung reichen in neun Jahren 59 Gramm, bei vorbildlichen 85 Gramm läge die Marke schon auf ambitionierten 53. Folge der unsinnigen EU-Regelung: Jedes zu früh verkaufte E-Auto schadet. Kein Wunder, dass die Hersteller ihre Produktion eher knapp kalkulieren.
Derweil in Treue fest zum Plug-in-SUV zu stehen, ist aber keine Vision für die Zukunft. Das immerhin kann man aus dem Blick an die Börse mindestens lernen.
In dem Film "Das Geld anderer Leute" wirbt der Spekulant Garfield alias Danny DeVito vor den Aktionären einer Drahtfabrik leidenschaftlich dafür, lieber in moderne Glasfaser zu investieren als in die veraltete Technik von Kupferkabeln. Da empören sich die Anteilseigner und verweisen auf ihre Spitzenposition am Markt. "Es hat auch mal Dutzende Unternehmen gegeben, die Kutscherpeitschen produziert haben", sagt Larry da ganz gelassen. "Und ich wette, die letzte Firma auf dem Markt ist diejenige gewesen, die die besten Peitschen hergestellt hat, die es jemals gab."
So könnte es mit dem deutschen Motorenbau auch kommen.