Ein Festival für Ohr und Nase In Coburg duften Klänge

Im Musikstudium fanden sie in Trossingen zusammen – und ihrer Lust an ernstbefreiter Blasmusik frönen sie noch heute: die acht wackeren Stilbrecher vom Seppdeppseptett. Einer von ihnen hat in Coburg Wurzeln geschlagen: Jonathan Baur, Hornist im Philharmonischen Orchester des Landestheaters. ( vorne Mitte). Foto: /Seeedeppseptett

Das siebte Klanggrenzen-Festival bietet wieder überraschende Formate und kühne Kombinationen. Hochklassige Kammermusik trifft auf schrägen Humor – und erstmals wird sogar der Geruchssinn verwöhnt.

 
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Kultur erfreut in aller Regel Aug’ und Ohr, doch ein Sinnesorgan geht meist leer aus: die Nase. Damit ist nun Schluss: Zum Auftakt wagt sich das stets experimentierfreudige Klanggrenzen-Festival auf Neuland: Nebst feiner Klänge werden am 1. Mai auch verlockende Düfte die Alte Pakethalle füllen – „eine Weltpremiere!“ verheißt Organisator Martin Emmerich. Ungewohnte Konstellationen und kühne Koalitionen machen den Reiz des interdisziplinären Kammermusikfestivals aus, das seit sieben Jahren den Coburger Kulturfrühling bereichert und neues Publikum mit frischen Formaten für – mehr oder minder – klassische Musik begeistert.

In diesem Jahr setzen die Initiatoren um Martin Emmerich, den Konzertmeister des Landestheaters, neben der Musik nicht nur auf olfaktorische Aromen, sondern auch auf Gaumenkitzel und Humor: Beim Benefizkonzert am 5. Mai gibt es in der frisch sanierten Pakethalle am Güterbahnhof nach drei Jahren ein fideles Wiedersehen und -hören mit dem über die Maßen verrückten SeppDeppSeptett.

Vergnüglich verspricht auch die literarisch-kammermusikalische Verdi-Matinee am 14. Mai in der Lutherschule zu werden. Und zur Abrundung laden die Klanggrenzen am 17. Mai zu einem weinseligen Chansonabend ins Leise am Markt ein.

Ein Herzensanliegen des 2016 gegründeten Vereins Kanggrenzen e.V. ist es, Kinder und Jugendliche für Musik zu begeistern. Auch in diesem Jahr werden die Musiker des Festivals gemeinsam mit erfahrenen Musikpädagogen in zahlreiche Bildungseinrichtungen in Coburg gehen, Hunderte Schülerinnen und Schüler erleben so „Musik zum Anfassen“. Neu ist das Projekt „Vernetzt!“, das Lehrern, Schülern und allen Interessierten Unterrichtskonzepte an die Hand gibt, die auf den bayerischen Lehrplan abgestimmt sind. Spannende education-Einzelprojekten sollen so zu einer Konstante im Schulunterricht wachsen.

DAS PARFUM: das Duftkonzert

1. Mai, 19.30 Uhr, Saal St. Augustin

Musik riechen? Oder Duft hören? Der Parfümeur Marc vom Ende gestaltet gemeinsam mit dem Festival-Streichquartett einen Konzertabend, bei dem Düfte auf Klang treffen. „Ich sehe den Duft oft räumlich vor mir, wie eine Skulptur. Synästhesie nennt man das: Manche Musiker sehen zum Beispiel Farben, wenn sie eine bestimmte Melodie hören.“, erklärt der Duft-Profi. Patrick Süßkinds Meisterwerk „Das Parfum“, gelesen vom Schauspieler Frederik Leberle, bildet den roten Faden des Abends, an dem Werke von Debussy, Ravel und Schostakowitsch erklingen. Das Konzert ist eine Kooperation mit der Gesellschaft der Musikfreunde e.V.

IRREparabel: das Benefizkonzert

5. Mai, 19.30 Uhr, Alte PakethalleSeppDeppSeptett – das weltweit erste Septett mit acht Mitgliedern – ist zum zweiten Mal Gast des Klanggrenzen-Festivals. Mit drei Trompeten, drei Hörnern, Tuba und Akkordeon verbindet das Ensemble musikalische Klangvielfalt und humoristisches Talent zu einer Show voller Absurditäten, Charme und Komik. Die Musiker/innen beschränken sich dabei nicht ihre instrumentalistischen Kernkompetenzen, sondern erweisen sich als komödiantische Multitalente. Der Eintritt ist frei, am Ausgang wird um Spenden gebeten, die vollständig an die Stiftung für krebskranke Kinder Coburg gehen.

SOUVENIR DE FLORENCE:

Musik und Lesung

14. Mai, 11 Uhr, LutherschuleTschaikowsky vertonte seine Erinnerungen an Florenz in einem Sextett für Streicher. Sein Zeitgenosse Giuseppe Verdi schwelgte zu ähnlicher Zeit ebenfalls in Erinnerungen an seine Schaffenszeit als erfolgreicher Musiker. Der Autor Peter Härtling lässt in seinem Roman „Verdi“ den Leser an den letzten Jahren des Komponisten teilhaben. Auszüge aus dem Roman – gelesen vom Schauspieler Benjamin Hübner – laden zusammen mit dem Tschaikowsky-Streichsextett und dem Streichquartett in e-Moll Verdi zu einem Konzert voller Erinnerungen ein. Es wird in Zusammenarbeit mit dem Landesthater veranstaltet.

CHANSONS! – Musik und Wein

17. Mai, 19.30 Uhr, Leise am Markt

Chanson, Filmmusik und Schlager der 30er bis 60er Jahre: Musik, die die Seele berührt, von Peter Kreuder, Hildegard Knef, Zara Leander, Marlene Dietrich bis hin zu Jaques Brel und Edith Piaf präsentiert die Sängerin Stefanie Ernst, begleitet von Tobias Markutzik am Klavier, zum Klanggrenzen-Finale. Komponisten aus Österreich, Deutschland und Frankreich reflektieren in ihnen ironisch, kritisch, sentimental oder melancholisch verarbeitet, was sie bewegt. Die Verbindung zwischen Gaumen und Gehör stellen passend ausgewählte Weine her.

Kartenvorverkauf unter www.klanggrenzen.de und in der Buchhandlung Riemann

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