Ein Stück Geschichte Das ganz besonderes Haus in Rodach

Vor 70 Jahren starb ein allseits beliebter und bekannter Rodacher: Fridolin Hoffmann. Nach einem schweren Schicksalsschlag fing er an, sein Haus in der Heldburger Straße Stück für Stück zu verschönern. Bis heute prägt das Gebäude das Stadtbild.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Nur einen Steinwurf vom Bad Rodacher Marktplatz entfernt, thront ein Haus in der Heldburger Straße, das auf eine ganz besondere Geschichte zurückblickt. Wesentlich zur Gestaltung seiner Form beigetragen hat ein Mann, der einst in dem kleinen Ackerbürgerstädtchen weithin bekannt war: Fridolin Hoffmann, der vor 70 Jahren – am 14. September 1953 – gestorben ist. Das Haus, das fast ein Schlösschen ist, trägt seinen Namen noch heute und ist als Fridolinhaus aus dem Stadtbild nicht wegzudenken.

Das Gebäude wurde einst knapp außerhalb der Stadtmauer am sogenannten Heldburger Tor errichtet; von einem „findigen Gastwirt“, wie es auf einer Infotafel heißt, die die Stadt hat an der historischen Immobilie anbringen lassen. Denn Stadttore wurden nachts geschlossen; Reisende, die zu spät kamen, hatten das Nachsehen. Fridolin Hoffmann allerdings kam erst sehr viel später in den Besitz des Hauses. Wie es dazu kam, hat er selbst dokumentiert, in einer vierseitigen Chronik. Kopien davon haben sich in der Praxis von Thomas Kreisler erhalten, der seit vielen Jahren seine Hausarztpraxis im Erdgeschoss des Hauses eingerichtet hat. Dort schreibt Fridolin Hoffmann im Jahr 1914 auf Papierbögen, die das Anwesen als Geschäft für „Kolonial-, Material-, Eisen-, Kurz- und Galanteriewaren“ ausweisen. Das Haus stammte aus der Familie seiner Ehefrau Klara, die er im Februar 1892 heiratete. Doch dann notiert er: „Nach eineinhalbjähriger glücklicher Ehe starb leider meine innigst und heißgeliebte Frau am 11. September 1893 zwei Tage vor ihrem 26. Geburtstag.“ Der Fridolin Hoffmann pflegte fortan die Tante seiner Frau und erhielt von ihr das Haus zum Eigentum. Er selbst blieb Witwer – und widmete sich liebevoll der Umgestaltung seines Hauses.

Äußerst angesehener Bürger

So richtete er kurz nach der Jahrhundertwende zunächst die Hintergebäude neu her und brachte zwei Türme an; 1913 baute er erneut um, sanierte alle Außenwände und „versah das Dach mit einem geschnitzten Erker und zwei Türmen“, wie er selbst in seiner Chronik notiert. Am Giebel, direkt über dem schmucken Balkon, bringt er einen Spruch an, der die Geschichte des Hauses zusammenfasst und noch heute die Blicke der Passanten oft auf sich zieht. Dort heißt es: „1632 Wallenstein verbrannte mich, 1633 neu entstand ich, 1914 Fridolin Hoffmann erneuerte mich, Vaterland Gott schütze mich.“ Die ganze Stadt erlitt im 30-jährigen Krieg schwere Schäden und wurde durch die kaiserlichen Truppen Wallensteins fast nahezu zerstört.

Fridolin Hoffmann war zeitlebens in der Rodacher Gemeinde sehr engagiert und bekleidete viele Ehrenämter. In der Gemeinschaft galt er als äußerst angesehener Bürger. 1933, nachdem er viele Jahre als Vorsitzender des Kriegervereins tätig gewesen war, trat er – „demonstrativ“, wie es die Bad Rodacher Stadtchronik bezeichnet – aus dem Verein aus. Der Grund? Die Gleichschaltung des Vereins war auf einer Generalversammlung beschlossen worden.

Neuer Eigentümer

Als Fridolin Hoffmann im September 1953 stirbt, hinterlässt er keine leiblichen Nachkommen. Was der Stadt von seinem prominenten Mitbürger bleibt, ist das Fridolinhaus in der Heldburger Straße. Das Gebäude beherbergt heute neben der Hausarztpraxis im Erdgeschoss mehrere Eigentumswohnungen in den oberen Stockwerken. Gekauft hat das Haus vor gut eineinhalb Jahren ein Immobilienentwickler aus Ulm; deren Verkaufsleiter Ralf Deutmeyer sagt dazu: „Wir sind klassische Immobilienhändler, das heißt wir kaufen und verkaufen Immobilien.“ Inzwischen gehört dem Unternehmen nur noch die Praxis Kreisler, der Rest – allesamt Eigentumswohnungen – sei bundesweit an Kapitalanleger veräußert worden.

Ungeachtet dessen freut sich vor allem auch Bad Rodachs Bürgermeister Tobias Ehrlicher über das Kleinod, dass Fridolin Hoffmann seiner Heimatstadt hinterlassen hat. „Es ist ein schmuckes Haus, ein Hingucker, und sehr bekannt“, sagt er. Ursprünglich war in der Kurstadt auch angedacht gewesen, die derzeit im Haus des Gastes am Schlossplatz gelegene Gästeinformation in das Haushaltswarengeschäft der Familie Genssler umzuziehen – ein Vorhaben, welches auf Grund der aktuellen Finanzsituation der Kommune jedoch zurückgestellt wurde. Ein solcher Umzug jedoch würde das Haus von Fridolin Hoffmann nochmals mehr in den Blickpunkt von Gästen der Stadt rücken; läge doch dann die Touristikinformation direkt gegenüber seines Türmchenschlosses.

Autor

Bilder