Bei den Kroaten ging es seit dem gegen Frankreich verlorenen WM-Finale 2018 beständig bergab: Ivan Rakitic und Mario Mandzukic zurückgetreten, Spannungen im Team zwischen jüngeren und älteren Spielern, dazu ein gewisser Hang, sich auf dem großen Erfolg etwas zu sehr auszuruhen.
Die Devise der Spanier lautete von Beginn an: Möglichst viel den Ball haben, damit Modric ihn nicht hat. Der 35-Jährige war der einige Real-Madrid-Profi auf dem Platz, nachdem Luis Enrique keinen einzigen Spieler von den Königlichen nominiert hatte.
So richtig in Bedrängnis gerieten die Kroaten erstmals in der 16. Minute: Das 18-jährige Barcelona-Talent Pedri riss mit einem herrlichen Pass die gegnerische Abwehr auf, aber Routinier Koke scheiterte an Keeper Dominik Livakovic. Wie aus dem Nichts fiel das 1:0 für Kroatien, das Spanien-Schlussmann Simon von Athletic Bilbao sicher nie vergessen wird: Bei einer Rückgabe von Pedri aus großer Entfernung rutschte ihm der Ball über den Fuß ins eigene Netz. Es war bereits das neunte Eigentor bei dieser EM - so viele wie bei allen anderen Endrunden zuvor zusammengezählt.
Plötzlich spielten Modric und Co. nach vorne, die Spanier brauchten etwa eine Viertelstunde, um sich von dem Schreck zu erholen. Dann aber stifteten sie wieder Verwirrung im gegnerischen Strafraum, wo den Kroaten der gesperrte Abwehrchef Dejan Lovren fehlte - und nutzten sie: Paris-Profi Sarabia staubte zum Ausgleich ab.
Mit dem Hoffenheimer Stürmer Andrej Kramaric als Joker gingen die Kroaten in die zweite Halbzeit, doch Azpilicueta per Kopf nutzte eine weitere Unordnung in der Hintermannschaft zum 2:1. Pechvogel Simon machte seinen Patzer aus der ersten Halbzeit wieder wett, als er gegen den künftigen Leipziger Josko Gvardiol rettete (67.). Torres traf dann nochmal für die effizienten Spanier, als die Kroaten gerade so etwas wie Druck aufbauten. Aber der Vize-Weltmeister rettete sich nach zwei weiteren Treffern in die Verlängerung, wo der Gegner dann seine Chancen nutzte. „Wir haben bis zum Ende gekämpft, aber die haben aus fast jeder Chance ein Tor gemacht und verdient gewonnen“, sagte Orsic enttäuscht.