EM-Kommentar Chance verpasst

Deutschland ist nach der Niederlage aus der EM ausgeschieden, die Ära von Bundestrainer Joachim Löw ist beendet. Nach der Pleite im Klassiker ist es endgültig ein Zyklus der verpassten Chancen, kommentiert unser Sportredakteur Marcus Schädlich.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Die Amtszeit von Bundestrainer Joachim Löw endet mit einem Aus im Achtelfinale. Das frühe Aus beim großen Rivalen passt ins Bild: Denn mit der Niederlage endet mehr als nur die Ära eines Bundestrainers. Es endet ein Zyklus. Löw war der Coach einer der talentiertesten deutschen Fußballer-Generationen. Seit den 1970er-Jahren war der deutsche Fußball nicht mehr mit so vielen hervorragenden Fußballern gesegnet. Doch während in die letzte große Generation ein WM-und zwei EM-Titel gefallen sind, fällt Löws Bilanz ernüchternder aus. Sicher überstrahlt die Weltmeisterschaft 2014. Der Titel kann aber nicht den Eindruck überlagern, dass es ein Zyklus der verpassten Chancen ist – und daran trägt Löw eine hohe Mitschuld. Schon 2010 wäre bei der WM mehr möglich gewesen, 2016 hätte das EM-Turnier nur mit einem deutschen Sieg enden dürfen. Deutschland war das beste Team, scheiterte aber in beiden Fällen (auch) an Löws Fehlern. Vercoachte er 2010 und 2012 die entscheidenden K.o.-Spiele, fehlte 2016 das Spielglück. Schon damals deutete sich der Abgesang auf eine goldene Generation an – und der Beginn eines neuen Zyklus. Mit Frankreich und England liegen nun andere Nationen in ihrer Entwicklung weit vor Deutschland, auch wenn die Franzosen gerade in die Arroganz-Falle getappt sind. Deshalb sind von Neu-Bundestrainer Hansi Flick keine Wunderdinge zu erwarten. Ein solideres Coaching aber schon.

Von Marcus Schädlich

Autor

Bilder