Bruno Schneyer blickt zurück. Durch ein kleines Fenster im Vorführraum lugt er in den Kinosaal mit 103 Plätzen und dem rot erleuchteten Vorhang. „Genau hier hab ich damals als Junge gestanden“, sagt er, dreht sich um und lacht schelmisch. „Auf einem Gurkeneimer aus Blech.“ Auf ihm balancierte er, um wenigstens ein paar Minuten des neuen James Bond-Streifens sehen zu können, der doch erst ab 16 Jahren und damit für ihn verboten war. Am Ende wird er von seinem Vater ertappt. Und zerreißt beim Fallen von der Blechkiste auch noch die 600 Meter lange Filmrolle, kurz bevor sie damals noch alle 20 Minuten während der Kinovorstellung gewechselt werden musste. Etliche Jahre später wird Schneyer mit dem plötzlichen Tod seines Vaters selbst Fotostudio- und Kinobesitzer. Und formt das Capitol-Theater in Zeil anschließend 40 Jahre lang zu dem, was es heute ist: ein Provinzkino, das in der Region Kultstatus genießt. Nun allerdings wird es Zeit, wieder eine neue Filmrolle einzulegen. Denn Bruno Schneyer will aufhören.