Schwimmverband verurteilt Projekt "aufs Schärfste"
Zuvor hatte sich auch DSV-Vorstandschef Jan Pommer mit deutlichen Worten geäußert: "Die Enhanced Games stehen diametral zu allem, wofür der Sport steht." Sie würden Fairness, Gesundheit und die Daseinsberechtigung des Sports selbst verhöhnen, indem sie Doping nicht nur tolerieren würden, "sondern als vermeintlich autonom zu treffende Option zur Selbstoptimierung inszenieren". Der Schwimmverband verurteile dies "aufs Schärfste".
Das Argument Geld lässt Brandt bei ihrer Bewertung nur bedingt zu. "Wer Leistungssport macht, gerade den Schwimmsport, der weiß halt, dass man damit nicht reich wird", sagte die Kurzbahn-Europameisterin von 2010. Geld sei "natürlich ein großer Motivator", weiß Brandt: "Aber diese Schattenseite, die ich da betrete, ist die andere Perspektive."
"Aber dann bist du in zehn Jahren vielleicht tot"
Die frühere Sprint-Spezialistin sieht die Enhanced Games auch aus gesundheitlicher Perspektive kritisch. "Ist es das wert, dass man sich das ganze Zeug - auch wenn das ärztlich überwacht wird - reinzieht? Es weiß ja niemand, was in zehn Jahren passiert. Was passiert dann mit dir? Dann hast du fünf Jahre mehr Kohle, aber dann bist du in zehn Jahren vielleicht tot", sagte die 41-Jährige.
Sie selbst hätte eine solche Anfrage zu aktiven Zeiten aber nicht nur deswegen kategorisch abgelehnt: "Für mich wäre es eine Charakterfrage gewesen, und ich hätte es nicht gemacht." Auch Steffen betonte: "Für mich wäre das nie etwas gewesen."
Brandt gibt auch zu bedenken, dass die zu den Enhanced Games gewechselten Athleten womöglich für Marketing-Zwecke benutzt werden. "Wir sind erstmal krass geschockt, aber die Leute sind trotzdem neugierig und wollen wissen, was passiert da, wie geht das", sagte sie: "So funktioniert ja gutes Marketing."
Zur Führungsriege der Enhanced Games gehören der deutsche Milliardär Christian Angermayer, unter anderem Mitgründer eines Biopharma-Unternehmens, und der australische Oxford-Absolvent Aron D'Souza. Das Internationale Olympische Komitee und die Welt-Anti-Doping-Agentur haben das Projekt scharf kritisiert.