Entführung in Bad Rodach „Sie wollten Geld“

Mathias Mathes
Vier Angeklagten im Alter von 35, 38, 41 und 60 Jahren sollen laut Coburger Staatsanwaltschaft einen 63-Jährigen in eine Werkstatt im thüringischen Rippershausen verschleppt haben. Foto: dpa

Vier Männer sollen einen 63-Jährigen verschleppt und erpresst haben. Auch nach dessen Aussage vor dem Landgericht Coburg bleiben viele Fragen offen.

 
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Es war das Ende einer Geschäftsbeziehung, die ebenso wie der Fall selbst immer wieder neue Fragen aufwirft: Am 10. Oktober vergangenen Jahres sollen vier Männer in Bad Rodach einen 63-Jährigen entführt haben. Die Angeklagten im Alter von 35, 38, 41 und 60 Jahren sollen laut Coburger Staatsanwaltschaft das Opfer dann in eine Werkstatt im thüringischen Rippershausen verschleppt haben. Dort hätten die Männer den 63-Jährigen über Nacht festgehalten. Sie hätten ihren Geschäftspartner geschlagen und mit einem Messer bedroht, um Geld aus ihm herauszupressen. Den Angeschuldigten L. und K. habe das Opfer Geld geschuldet. Laut Anklage allerdings deutlich weniger, als die von den Entführern verlangten 450 000 Euro.

Der 63-Jährige sei schließlich zum Schein auf die Forderung eingegangen. Bei seinem Anwalt in Coburg habe er eine größere Geldsumme deponiert, die er den Beschuldigten überlassen werde. Die Entführer hätten das Angebot für bare Münze genommen und drei von ihnen hätten sich mit dem Geschädigten am frühen Morgen von Rippershausen auf den Weg nach Coburg gemacht. Geld fanden die Männer dort nicht vor. Stattdessen verständigte einer der Anwälte der Kanzlei die Polizei. Die vier Beschuldigten müssen sich jetzt wegen erpresserischem Menschenraub, Geiselnahme, gefährlicher Körperverletzung und dem Versuch einer besonders schweren räuberischen Erpressung verantworten.

Über zwei Stunden befragten die Strafkammer unter dem Vorsitz von Richterin Jana Huber, der Vertreter der Staatsanwaltschaft sowie die Verteidiger am Freitag das mutmaßliche Entführungsopfer. Nach eigenen Angaben sei er gesundheitlich angeschlagen und leide zudem immer noch unter den Eindrücken seiner Entführung. Wie er dann schilderte, habe er sich am 10. Oktober auf dem Marktplatz in Bad Rodach ein Eis gekauft. Als er wieder in sein Auto gestiegen sei, habe plötzlich einer der Angeklagten vor ihm gestanden. Dieser habe ihn gezwungen, mit ihm zum Parkplatz des nahen Rewe-Markts zu fahren. Dort angekommen habe der Beifahrer ihm ins Lenkrad gegriffen, sodass die Fahrt „im Gebüsch“ endete, berichtete der 63-Jährige. „Zwei Männer zogen mich aus meinem Auto“, so der Zeuge weiter. Er sei mit einem Kabelbinder an den Knöcheln gefesselt worden. So habe er die Fahrt nach Rippershausen auf dem Rücksitz des Wagens der Entführer verbracht. „Sie wollten Geld“, antwortete der 63-Jährige auf die Frage von Richterin Huber nach den Absichten der Entführer. Sie hätten gedroht, ihn umzubringen, wenn er ihnen nicht mehrere Hunderttausend Euro aushändige. „Ich hatte Angst, dass mir etwas angetan wird“, erklärte er. Schon seit Monaten habe es zwischen ihm und den Beschuldigten Streit um Geld gegeben. Ihr gemeinsames Geschäft habe im Möbeltransport bestanden. Der 63-Jährige sei dafür zuständig gewesen, Aufträge an Land zu ziehen.

Unklar blieb am Freitag, wie der Geschädigte den Zorn seiner Geschäftspartner auf sich gezogen hat. Gegen den 63-Jährigen laufen indes ebenfalls Ermittlungen. Dabei geht es um die Art der Geschäftsbeziehungen und letztlich den Ursprung der Geldforderung. Die Verteidiger äußerten starke Zweifel an der Glaubwürdigkeit des Zeugen. Albrecht Freiherr von Imhoff etwa zeigte sich verwundert, dass der 63-Jährige jetzt ausgesagt habe, das Entführungsauto sei zu diesem Zweck speziell vorbereitet gewesen. Dies habe der Zeuge kurz nach der Tat gegenüber der Polizei nicht angegeben.

Till Wagler hielt dem 63-Jährigen vor, dass er die Angabe, die Täter hätten ihn in ihr Fahrzeug getragen, für wenig überzeugend halte. Nach seinen eigenen Worten wog der Zeuge zur Tatzeit etwa 160 Kilo.

Zu Beginn des Verfahrens hat der Angeklagte K. angegeben, dass er sich einige Wochen vor dem Vorfall mit dem 63-Jährigen habe aussprechen wollen. Dazu sei es jedoch nicht gekommen. Vielmehr habe er nur dessen leer geräumtes Büro vorgefunden. Dem widersprach der 63-Jährige: „Das Büro war zu keiner Zeit ausgeräumt.“

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