Entscheidung in Coburg: Tempo 50 auf der „Stadtautobahn“

Noch ist Tempo 50 auf der „Stadtautobahn“ ein Provisorium. Der Grund: die Sanierung der Fahrbahn. Ab Herbst 2023 wird das Tempolimit generell gelten. Foto: Frank Wunderatsch

Nach Abschluss der Sanierungsarbeiten auf der B 4 zwischen der Gaudlitz-Auffahrt und der Frankenbrücke in Coburg wird eine Geschwindigkeitsbegrenzung eingeführt. Im Verwaltungssenat gibt eine Stimme den Ausschlag.

 
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Die Geschwindigkeit, die auf der „Stadtautobahn“ B 4 in Coburg gefahren werden darf, ist seit Jahren ein Reizthema. Immer wieder gab es – am Ende erfolglose – Vorstöße, das dort geltende Tempo 70 abzusenken. Am Montag kam für die Befürworter der Durchbruch: Für die Strecke zwischen der Firma Gaudlitz und der Frankenbrücke im Weichengereuth wird eine Geschwindigkeitsbeschränkung auf 50 Kilometer pro Stunde (km/h) angeordnet. Die Regelung greift ab Herbst nächsten Jahres, wenn die derzeit laufenden Sanierungsarbeiten an der Straße abgeschlossen sind. Das hat der Verwaltungssenat des Stadtrats am Montag mit der knappen Mehrheit von einer Stimme beschlossen.

Kai Holland, Leiter des Ordnungsamts der Stadt Coburg, führte insbesondere Sicherheitsaspekte an, die für das Tempolimit von 50 km/h sprächen: stadtauswärts Richtung Süden die kurze, spitz zulaufende Einfahrt an der Firma Gaudlitz zur „Stadtautobahn“, die das Einfädeln wegen der fehlenden Übersicht erschwere, die Zufahrt vom Rummental zur B 4, die ebenfalls keine Einfädelspur hat, sowie die Bushaltestelle und der direkt an die Fahrbahn angrenzende Fußgängerweg am Bahnhof, der trotz Verbots auch von Radfahrern genutzt werde. Richtung Norden sei die Auffahrt von der Frankenbrücke auf die „Stadtautobahn“ ein Gefahrenpunkt. Hier träfen Fahrzeuge mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten aufeinander. Bereits heute gilt in diesem Bereich der B 4 ein Tempolimit von 50 km/h, während Autos, die von der Frankenbrücke auffahren, dort meist wesentlich schneller unterwegs seien. Wechselt ein Fahrzeug die Spur, steige die Unfallgefahr. Das belege auch die Polizeistatistik.

Der laut Kai Holland einzige Grund, beim bisher geltenden Tempo 70 zu bleiben, sei eine Zeitersparnis. Diese liege auf der kurzen Strecke im Vergleich zu Tempo 50 allerdings bei lediglich zehn Sekunden.

Barbara Kammerscheid (CSU/JC) sprach sich vehement gegen eine Geschwindigkeitsbeschränkung aus. Sie fahre die Strecke fast täglich und könne den vom Ordnungsamtsleiter ins Feld geführten Sicherheitsgewinn nicht nachvollziehen. Das unterstrich Birgit Weber (CSU/JC). Kammerscheid befürchtet, dass eine Tempo-50-Regelung auf der „Stadtautobahn“ Autofahrer verstärkt auf die Hindenburg-, Goethe- und Bamberger Straße leite. „Wir treiben dadurch mehr Leute in die Stadt hinein“, so Kammerscheid. Sie forderte ein Gesamtverkehrskonzept für die Innenstadt statt eines „Schnellschusses“, der eine Geschwindigkeitsbeschränkung von jetzt 70 auf künftig 50 km/h sei.

Oberbürgermeister Dominik Sauerteig (SPD) verwahrte sich gegen den Vorwurf eines „Schnellschusses“. Die Stadtverwaltung habe die Fraktionen schon vor drei Monaten in die Entscheidungsfindung für das Tempolimit auf der „Stadtautobahn“ eingebunden. Wenn solche Informationen erst kurz vor einem Beschluss besprochen würden, sei das „nicht zielführend“ und „bedauerlich“. Der OB sehe im Tempo 50 auf der B 4 einen „guten Beitrag zu mehr Sicherheit im Straßenverkehr“. Dies sollte bei der Entscheidung im Mittelpunkt stehen.

Dem schloss sich Norbert Tessmer (SPD) an, der die Darstellung von Ordnungsamtsleiter Holland unterstütze. An Barbara Kammerscheid gerichtet sagte Tessmer, er könne nicht glauben, dass ein Tempolimit auf der „Stadtautobahn“ mehr Autos in die Innenstadt leite. „Tempo 50 ist für mich ein Mehr an Verkehrssicherheit“, so Tessmer. Der Vorschlag von Jürgen Heeb (Pro Coburg), die Geschwindigkeitsbegrenzung während der Bauphase zu testen, wurde nicht berücksichtigt.

Wolfram Haupt (Grüne) verwies auf den Lärmschutz, den Tempo 50 für Anwohner mit sich bringe. Die Geräuschkulisse werde sich um die Hälfte verringern. Auf 30 km/h wollte Haupt nicht zurückgehen, „Tempo 50 ist eine gute Lösung“. Die Entscheidung dafür fiel mit fünf gegen vier Stimmen.

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