Enttäuschung in Ebern Keine Beachparty beim Altstadtfest

Der Finanzamtshof, jahrelanger Ort für das Partyvolk beim Altstadtfest. Hat es sich hier ausgefeiert? Foto: /Kaufmann

Das Eberner Altstadtfest findet in diesem Jahr endlich wieder statt – doch ohne die Beachparty im Finanzamtshof. Die aber gab es schließlich nicht ohne Grund.

 
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Zwei Jahre ohne Altstadtfest – die Freude auf die Rückkehr zu „Nordbayerns größtem Klassentreffen“ dürfte groß sein. Und zwar quer durch alle Altersstufen. Wie groß der Hunger (vor allem aber wohl der Durst) auf jegliche Feierei nach der Corona-Zwangspause ist, haben zunächst die Clubs und Diskotheken der Region erfahren: Lange Schlangen vor dem Einlass, sogar abgewiesen werden mussten potenzielle Besucher, weil der Andrang zu groß war. Ausgerechnet in diesem Sommer nun, beim großen „Revival“ des Eberner Altstadtfestes, erreicht die Jugend eine neue Hiobsbotschaft: Die Beachparty im Finanzamtshof, die insbesondere nach dem Ausschankende auf der Festmeile die Feierwilligen, überwiegend „U 30“ (also größtenteils im Alter zwischen 18 und 30 Jahren) lockte, findet nicht mehr statt.

Entsprechende Gerüchte machten am Donnerstag in sozialen Netzwerken die Runde und wurden nun gegenüber unserer Zeitung von Eberns Bürgermeister Jürgen Hennemann (SPD) bestätigt. „Stimmt, keine Beachparty im Finanzamtshof“, so das Stadtoberhaupt. Zum einen sei mit der Auswahl von Stefan Kaiser zum Quartiersmanagement der Betreiber abhanden gekommen. Kaiser hatte den Partybereich mit seinem Unterpreppacher „U-Night“-Team die vergangenen Jahre über bestritten, auch noch, nachdem er die Hauptverantwortung als Festwirt 2015 abgegeben hatte. Im Herbst 2020 hatte der Gastronom dann den Zuschlag für die neu geschaffene Stelle des Quartiersmanagers bekommen. Dieser wiederum sollte auch für die Organisation der Festivitäten auf städtischem Boden verantwortlich sein – eine gleichzeitige Vergabe des Barbetriebes an sich selbst war ergo unmöglich.

Dass sich aber kein anderer Betreiber gefunden hätte, wie nun in der Stadt kursiert, ist schlichtweg falsch. Stefan Kaiser hätte zu Jahresbeginn einen „Nachfolger“ an der Hand gehabt, selbst bei einer so undankbar kurzen Vorbereitungszeit, wie sie in diesem Jahr aufgrund der lange unklaren Infektionslage gegeben war und ist. Doch plötzlich standen in der Stadt noch einmal die Sperrzeiten zur Diskussion. Immer wieder habe das späte Veranstaltungsende bei den Behörden in den vergangenen Jahren für Unmut gesorgt, erklärt der Bürgermeister: Stichwort Immissionsschutz. Während die Anwohner, die sich in den vergangenen Jahrzehnten mit drei tollen Tagen im Jahr arrangieren mussten, nun zwei Jahre Erholung hatten, überlegte man sich in Stadtrat und Verwaltung offenbar ein Entgegenkommen. „Jetzt beim Neustart nach der Pandemie wird versucht, eine Änderung der Zeiten umzusetzen“, erklärt Bürgermeister Jürgen Hennemann: „Wir haben uns mit den Behörden, Landratsamt und der Polizei verständigt, und reduzieren die Zeit für Musik auf 0 Uhr und Ausschankende 0.30 Uhr, Samstag eine halbe Stunde später.“ Damit würde man sich auch den weiteren großen Festen im Landkreis anpassen.

Nur: In Sand am Main, wo Anfang Juli mit dem Altmain-Weinfest das zweite große Fest im Kreis steigt, liegt das Ausschankende bei 2 Uhr, im Barbereich gar bei 2.30 Uhr. Die Musik allerdings darf nur bis 1 Uhr spielen. Auch in Ebern war bislang das Arrangement so, dass der Barbetrieb im Rathaus und im Finanzamtshof länger lief, als der Festbetrieb zwischen Marktplatz und Grauturm. Doch auch hier soll nun um 0 Uhr Party-Schluss sein. Die Folge: „Ein Partybetrieb nur bis 0 Uhr findet keinen Betreiber“, das weiß auch der Bürgermeister. Ob die Partyzone damit überhaupt eine Zukunft hat, ist fraglich. Schließlich ist die Pacht nicht umsonst; dazu kommen selbst zu leistende Ausgaben für Security. Umsatz aber, das weiß jeder, geht vor allem in den späten Stunden.

Es würde das Aus für eine der schönsten Party-Locations im Kreis bedeuten, die einst als Novum zum Aushängeschild des Altstadtfestes wurde. Vor rund 20 Jahren fand die „Beachparty“ im abgeschirmten Hof des Finanzamtes erstmals statt. Gemeinsam mit dem damaligen Jugendtreff „Obendrin“ hatte man sich überlegt, wie die Jugend besser zu „bündeln“ wäre. Die Jahre zuvor nämlich hatte es arge Probleme mit Vandalismus gegeben, überall verstreuten sich die Jugendlichen zum Alkoholgenuss abseits oder nach dem regulären Festbetrieb. „An jeder Ecke eine Party“, könnte man den Zustand von damals beschreiben. Und so suchte man sich ein eingegrenztes Eckchen, schüttete ein wenig Sand auf – so war es zur „Beachparty“ gekommen – und erfreute sich seither größter Beliebtheit, und das bald nicht nur unter Jugendlichen.

Durch den rund eine Stunde längeren Betrieb, fing man die Partygänger ab und hatte sie auf einem Fleck „unter Kontrolle“. Auch dadurch sei das Altstadtfest über die vergangenen Jahre deutlich ruhiger geworden, bestätigt Stefan Kaiser auf Nachfrage unserer Zeitung. Während zuvor von oft ausufernden Partyexzessen, teilweise mit folgenden Körperverletzungen, in den Polizeiberichten zu lesen war, hatte sich das Fest zuletzt zu einer erstaunlich friedlichen Veranstaltung gemausert.

Auch in der örtlichen Gastronomie werden die Nachtschwärmer übrigens ab sofort nicht mehr unterkommen. Der Ausschankschluss von 0.30 Uhr an Sonntag und Montag sowie um 1 Uhr am Samstag soll am Altstadtfest-Wochenende auch für die Eberner Gaststätten gelten, so der Bürgermeister; ebenso in der Rathausbar.

Probleme sieht man offenbar bei der Stadt nicht. „Die Jugend ist zum Altstadtfest eingeladen“, erklärt Bürgermeister Hennemann: eingeladen, am Marktplatz mit zu feiern. Gemäß dem Ruf der Veranstaltung als Nordbayerns größtes Klassentreffen würden sich hier hier viele nach der Schulzeit wieder treffen. „Das kann am Marktplatz bei guter Musik geschehen, geht aber nur zeitbegrenzt“, so Hennemann. Das gelte natürlich erst recht im Umfeld. „Die Polizei wird im Umfeld, wie bisher auch, kontrollieren“, sagt Jürgen Hennemann: „Wir versuchen das gut hinzubekommen und Erfahrungen sammeln.“

Insgesamt sollten doch alle froh sein, dass das Altstadtfest überhaupt wieder abgehalten werden könne, sagt der Bürgermeister. Es sei nicht so einfach gewesen, alle Betreiber wieder zusammen zu bekommen. Die Gastronomen wiederum plagen nach zwei Jahren Pandemie nicht nur teilweise Geldsorgen, sondern vor allem auch Personalprobleme. Und nach den gesetzlichen Regeln würde ja sogar schon ab 22 Uhr (ab 23 Uhr im Biergarten) Nachtruhe gelten. „Mit der Ausnahme für die Einzelveranstaltung haben wir schon eine längere Zeitdauer, bis 24 Uhr, vereinbart“, so Hennemann: mit dem Verständnis der Anwohner und Bürger. „In diesem Zeitrahmen sollte ein entspanntes Feiern möglich sein.“

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