Was droht der Stadt Istanbul?
Illegales Bauen ist nach jeder Erdbebenkatastrophe in der Türkei ein Thema. Immer wieder ignorieren profitsüchtige Bauunternehmer Vorschriften, sparen beim Baustahl, verwenden minderwertigen Beton oder bauen mehr Geschosse als zulässig. Staatschef Recep Tayyip Erdogan kommt deshalb in Erklärungsnot. Denn um Stimmen zu fangen, erließ seine Regierung im Wahljahr 2018 eine Amnestie, mit der mehr als 400 000 Schwarzbauten gegen Zahlung einer geringen Strafgebühr legalisiert wurden. Allein in Istanbul seien so 317 000 illegal errichtete Gebäude nachträglich genehmigt worden, sagte Ekrem Imamoglu, CHP-Oberbürgermeister der Bosporus-Metropole. „Ich wollte, ich könnte meinen Mitbürgern sagen: Schlaft friedlich in Euren Wohnungen“, sagte Imamoglu, „aber das kann ich nicht.“ Er schätzt, dass bei einem schweren Beben, wie es Seismologen für Istanbul erwarten, 90 000 Gebäude einsturzgefährdet sind.